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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers
Autoren: Carrie Vaughn
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Name darauf.
    »Und was kannst du mir über Dom erzählen? Oder muss es Dominic heißen?«
    »Er hört auf beides. Ich kann dir nicht viel sagen, außer dass er seit den Vierzigern dort ist, als das Geld so richtig zu fließen begann, und er hat ein paar ausgezeichnete Geschichten zu erzählen.«
    Ich horchte auf, denn ich war immer auf der Suche nach Material für meine Sendung. »Ach ja? Zum Beispiel?«
    »Das wirst du ihn schon selbst fragen müssen.«
    »Kannst du mir wenigstens sagen, ob er einer von den Guten ist?«
    Ricks Lächeln wurde schmaler, und er sagte: »Er wird schon taugen.«
    An diesem Abend war er ganz besonders unergründlich. Nicht dass ich etwas anderes von einem Vampir zu erwarten hatte.
    »Warum könnt ihr eigentlich nicht das Telefon benutzen? Oder E-Mail?«
    »Ich hätte es gern, wenn das hier ein wenig traditioneller abliefe.«
    »Und wirst du mir verraten, worum es hier geht?«
    »Es ist keine große Sache, wirklich.«
    Es hieß, traditionellerweise neigten Lykanthropen in einem Revier dazu, den örtlichen Vampiren zu dienen. Oder die Vampire behandelten die Werwölfe wie Dienstboten, die es sich gefallen ließen. Die einzige Alternative bestand darin, dass sie Kämpfe austrugen. Für gewöhnlich kamen sie nicht als Gleichberechtigte miteinander aus. Rick und ich versuchten, das zu ändern. Wir hatten beide nichts für die alten Hierarchien übrig. Doch irgendwie waren wir jetzt hier. Wir beide waren an der Spitze unseres jeweiligen Totempfahles angekommen, und während Rick die alten Traditionen vielleicht nicht billigte, verfiel er doch ab und an in alte Muster.
    Ich lehnte mich über meinen Schreibtisch nach vorne, die Botschaft in der Hand, und musterte ihn. Ja, ich versuchte tatsächlich einmal, zuerst meine Worte abzuwägen. »Rick. Wir haben entschieden, hier eine Art Partnerschaft zu gründen, nicht wahr? Ich unterstütze deinen Anspruch, der Gebieter von Denver zu sein. Du unterstützt mich als Alpha des örtlichen Rudels. Aber was uns am meisten am Herzen liegt, ist, die Stadt vor Außenstehenden zu schützen, stimmt’s?« Er nickte verhalten. »Was bedeutet, dass ich nicht dein Dienstbote bin. Die hiesigen Werwölfe stehen nicht auf Abruf für dich bereit. Wir sind nicht deine Boten.«
    Seine Stimme klang sanft. »Wenn du mir den Gefallen nicht tun willst, sag es einfach.«
    »Ich mache es gern, ich möchte bloß wissen, worum es geht.«
    Er musterte mich, halb belustigt, halb verärgert. »Es passt dir einfach nicht, nicht alle Geheimnisse um dich herum zu kennen.«
    »Hast du Hamlet gelesen? Oder eine Theateraufführung gesehen?«
    Er sah weg, um ein glucksendes Lachen zu überspielen. »Das eine oder andere Mal.«
    »Rosenkrantz und Güldenstern? Zwei Dummköpfe, die eine Botschaft nach England überbringen sollen, in der der englische König gebeten wird, Hamlet hinzurichten? Und Hamlet vertauscht den Brief mit einem, in dem steht, dass stattdessen sie hingerichtet werden sollen? Und sie überbringen die Botschaft blind, weil sie Idioten sind?«
    »Und du erwähnst das, weil...«
    »Woher weiß ich, dass du diesen Dom in dem Brief nicht bittest, für dich ein kleines Werwolfproblem aus der Welt zu schaffen?«
    »Kitty, jetzt bist du aber paranoid.«
    »Mit gutem Grund.« Man hatte mich schon einmal umbringen wollen. So etwas geht nicht spurlos an einem vorbei.
    »Ich hätte gedacht, dass du mir mehr vertraust.«
    »Ja, klar. Tue ich. Aber ich bin eben paranoid.« Ich lächelte ihn breit an.
    »Schön.« Er nahm mir den Umschlag aus der Hand und riss ihn auf. Mit ausdruckslosem Gesicht las er das Schreiben vor: >Lieber Dom, bestimmt wirst du es mittlerweile selbst gehört haben, aber ich dachte, ich bestätige die Gerüchte lieber persönlich. Denver hat einen neuen Gebieter und zwar mich. Überraschung. Übrigens ist das hier Kitty, Alpha der Werwölfe von Denver und eine Freundin von mir, also sei nett zu ihr, gezeichnet, Rick.< Da, das war’s.«
    Eine völlig eindeutige Nachricht, wie ich zugeben musste. Doch es handelte sich um Vampire, also gab es wahrscheinlich einen Geheimcode oder eine verschlüsselte Botschaft, in die ich nicht eingeweiht war. Ich starrte ihn verärgert an. »Bist du sicher, dass du ihm nicht einfach eine E-Mail schreiben kannst?«
    »Du brauchst eventuell einen Verbündeten in Vegas, und auf diese Weise werdet ihr förmlich miteinander bekannt gemacht.«
    »Ich werde versuchen, übernatürliche Machtspielchen zu meiden. Es ist eine völlig
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