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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire
Autoren: Carrie Vaughn
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lang durch, und es ist großartig! Ich muss unbedingt wissen, wie Sie es machen.«
    Genauso gut konnte ich mit dem Kopf gegen eine Backsteinmauer hämmern. Verschwörerisch beugte ich mich über die Plastikarmlehne des Retrobürostuhls. Wes lehnte sich zu mir herüber, die Augen weit aufgerissen. Denn selbstverständlich würde ich jedem, der nachfragte, meine Geschäftsgeheimnisse verraten.
    Â»Warum bleiben Sie heute Nacht nicht da und finden es selbst heraus?«
    Â»Ach, kommen Sie schon, nicht einmal ein kleiner Hinweis?«

    Â»Das würde doch den ganzen Spaß verderben!« Ich stand auf. »Hey, es ist klasse, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, aber jetzt muss ich wirklich los.«
    Â»Oh … aber Sie sind doch gerade eben erst gekommen. Ich könnte Sie herumführen. Ich könnte …«
    Â»Nervt er Sie?«
    Eine Frau in einem zerknitterten marineblauen Kostüm, das schon ein paar Jahre aus der Mode war, das schwarze Haar kurz und mit Schaum gestylt, stand mit verschränkten Armen im Türrahmen.
    Â»Sie müssen Liz Morgan sein«, sagte ich in der Hoffnung, erfreut und nicht allzu erleichtert zu klingen. »Ich bin Kitty Norville. Mein Kollege müsste sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt haben.«
    Â»Ja. Schön, Sie kennenzulernen.« Glücklicherweise war ihr Handschlag ausgesprochen gelassen und sachlich. »Wes, hast du schon den Marketingbericht für mich fertig?«
    Â»Ã„hm, nein. Noch nicht. Ich setz mich gleich dran. Ist in einer Stunde fertig. Sehr wohl, Ma’am.« Wes machte einen Satz auf seinen Schreibtisch zu und klickte das Solitärspiel weg.
    Liz unternahm genau den Rundgang mit mir, den ich mir erhofft hatte, und beantwortete all meine Fragen. Sogar: »Dieser Wes ist ein bisschen überschwänglich, nicht wahr?«
    Â»Sie sollten ihn mal ohne seine Medikamente erleben.«
    Sie brachte mich zur Tür und empfahl mir ein gutes Hotel in der Nähe.
    Â»Nochmals vielen Dank«, sagte ich. »Es ist immer ziemlich
schwierig, einen Sender zu finden, der sich an unsere Sendung wagt.«
    Sie schüttelte den Kopf, und ihr Lächeln wirkte sehr langmütig. »Kitty, wir befinden uns fünf Meilen von Washington, D.C., entfernt. Sie können uns nichts bieten, was sich auch nur im Entferntesten mit dem vergleichen ließe, was ich dort schon zu Gesicht bekommen habe.«
    Ich konnte nicht behaupten, dass ich ihr glaubte. Denn wenn sie recht hatte, war ich gerade dabei, mich auf Dinge einzulassen, denen ich auf keinen Fall gewachsen war.
    Ich kehrte zwei Stunden zu früh in den Sender zurück und wartete auf Dr. Paul Flemming. Ich war unruhig. Ivy, die Empfangsdame, erzählte mir alle möglichen Horrorgeschichten über den Verkehr in D.C. und Umland, die Umgehungsstraße und die Unzuverlässigkeit der Metro, sodass ich Hunderte Gründe hatte mir einzureden, dass Flemming auf keinen Fall pünktlich zur Sendung auftauchen könnte. Das war okay, versuchte ich mich selbst zu überzeugen. So was war bereits vorgekommen. Ich hatte schon Gäste gehabt, die die Sendung völlig verpasst hatten. Das war eine der Freuden einer Livesendung im Radio. Ich musste eben improvisieren. Deshalb waren die Telefonanrufe so toll. Irgendwer war immer bereit, sich live auf Sendung zum Trottel zu machen.
    Ivy hatte irgendwann Feierabend, sodass wenigstens die Horrorgeschichten aufhörten. Liz und Wes blieben, um sich die Sendung anzusehen. Ich tigerte in der Lobby auf und ab. Eine schlechte Angewohnheit. Die schlechte Angewohnheit der Wölfin. Ich ließ sie gewähren – auf diese
Weise hatte sie etwas zu tun und verhielt sich ruhig. Nervosität ließ sie meist zappelig werden.
    Mich. Ließ mich zappelig werden.
    Eine Viertelstunde vor Sendebeginn öffnete sich die Tür einen Spaltbreit, und ein Mann spähte herein. Ich blieb stehen. »Dr. Flemming?«
    Er richtete sich auf und betrat mit einem Nicken die Lobby.
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. »Ich bin Kitty. Danke, dass Sie hergekommen sind.«
    Flemming entsprach nicht meinen Erwartungen. Aufgrund seiner Stimme und seines Auftretens am Telefon hatte ich jemanden erwartet, der cool und aalglatt war, auf eine behördenmäßige Art elegant, mit einem korrekten Anzug und korrekter Frisur. Ein Macher. Stattdessen sah er aus wie ein wieselhafter Professor. Er trug eine Cordjacke, braune Freizeithose, und sein hellbraunes
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