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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
Autoren: Heyne
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nie mehr wiederkommen?«, fragte ich. »Die gleiche Abmachung, die du mir gewährt hast?«
    Er nickte rasch. »Ja, ja!«
    Ein Dutzend Monster dürstete nach seinem Blut.
    »Es tut mir leid, Carl. Die Entscheidung liegt nicht bei mir.«
    Das Rudel schloss den Kreis um ihn. Ein Wolf schlug ihm die Zähne in die Taille, ein anderer fuhr ihm mit den Krallen über den Rücken.
    Carl schrie auf und begann sich zu verwandeln. Sein Wolf hatte die Gefahr gewittert und sich mit den Krallen einen Weg an die Oberfläche gebahnt. Sein Gesicht wurde länger, ihm wuchs eine Schnauze. Seinen ausgestreckten Armen wuchsen Krallen, auf seiner Haut glänzte Fell. Doch es war zu spät. Es waren zu viele Gegner, und sie waren zu stark. Sie überwältigten ihn, begruben ihn unter sich. Ich verlor ihn aus den Augen, konnte ihn aber immer noch hören. Seine Schreie kamen rasch hintereinander
und klangen verzweifelt; sie nahmen eine hohe, kreischende Note an, wie das Heulen eines Hundes, dann verstummten sie röchelnd. Die anderen rissen ihn in Stücke.
    Ich ließ die Waffe fallen und rannte zu Ben.
    »Ben! Ben, halt durch, bitte …«
    »Kitty!«
    Im Sitzen fiel er mir in die Arme. Wir klammerten uns aneinander fest, als befürchteten wir zu ertrinken.
    Während ich die Arme fest um ihn geschlungen hatte und sein Blut meine Kleidung durchtränkte, mein Gesicht verschmierte, sagte ich immer wieder unter Schluchzen: »Stirb nicht, verlass mich nicht, bitte verlass mich niemals.«
    Trotz all seiner Verletzungen erwiderte er meinen Druck genauso fest. Ich konnte nicht atmen, und das war in Ordnung so.
    »Mir geht es gut«, sagte er mit matter Stimme. »Es wird schon gehen. Ich werde nicht abtreten.«
    »Ich liebe dich. Ich liebe dich, Ben.«
    Er küsste mich. Er fand nur mein Ohr, weil ich mich so dicht an ihn drückte, mein Gesicht an seinem Hals. Ich reagierte und drehte den Kopf, sodass meine Lippen die seinen fanden. Er hielt meinen Kopf, seine Finger in meinen Haaren vergraben, und wir küssten einander. Ich konnte das Blut auf seinen Lippen und seinem Gesicht schmecken. Am liebsten hätte ich niemals Luft geholt.
    Ben sackte gegen mich, und kurzzeitig überfiel mich Panik. Vielleicht war doch nicht alles in Ordnung, vielleicht lag er im Sterben, vielleicht …

    Er legte den Kopf auf meine Schulter. Er hatte sich entspannt, schmiegte sich in meine Arme. Er würde sich nicht verwandeln, er würde nicht sterben.
    Ben murmelte: »Sie hat immer wieder gesagt: ›Wir werden dich ihr in Stücken zurückgeben. Wir werden dich ihr in Stücken zeigen, bevor wir sie auseinandernehmen. ‹ Und ich hatte nur eines im Sinn: Tut ihr nichts zuleide. Bitte tut ihr nichts zuleide.«
    Wir seufzten gemeinsam. Die Welt stand einen Augenblick still, und wir nutzten diesen Umstand.
    »Bist du sicher, dass es dir gutgeht?« Ich versuchte ihn, seine Verletzungen anzusehen. Doch ich wollte mich nicht bewegen. Ich wollte ihn dicht bei mir haben.
    »Ich fühle mich beschissen.« Er lachte glucksend in sich hinein. »Dack gehört zu ihnen, er ist einer der Bösewichte.«
    »Ich weiß. Er ist fort, er ist abgehauen.«
    »Haben wir gewonnen? Haben die Guten gewonnen?«
    »Ja, die Guten haben gesiegt. Werfen wir einmal einen Blick auf dich.«
    Er zuckte zusammen, als er sich aufrichtete und wir den Schaden begutachteten: überall Blutergüsse, Schnittwunden an den Armen. Sein Hemd war so zerrissen, dass es praktisch von ihm abfiel. Fast sein ganzer Körper war mit Kratzspuren übersät. Gesicht, Hals, Brust, Bauch. Sie sahen tief aus, und Rot sickerte aus ihnen hervor. Die Haut um die Wunden trennte sich bei jedem Atemzug. Sie hatte es langsam machen wollen, wofür ich ihr wohl dankbar sein sollte. Auf diese Weise war er bei meiner Ankunft noch am Leben gewesen.

    »O mein Gott«, flüsterte ich mitfühlend.
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist schon besser. Seitdem sie aufgehört hat, ist es schon besser geworden.«
    »Du solltest eine Weile still liegen.«
    »Solange du mir Gesellschaft leistest.«
    Ich lächelte. »Okay.«
    Die Geräusche vom Rudel - hässliche, nasse Geräusche - hatten aufgehört. Übrig blieben die Wölfe. Die meisten hatten sich in ihre vierbeinigen Gegenstücke verwandelt, von dem Blut und der Gewalt angetrieben. Doch jetzt waren sie alle ruhig, legten sich hin, leckten sich die Pfoten oder einander die Schnauzen. Zwei menschliche Gestalten saßen zwischen ihnen und beobachteten sie. Ihre Arme waren blutig.
    Von Carl war nichts zu sehen.
    Die
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