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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stehen Menschenleben auf dem
Spiel. Möglicherweise Hunderte. «
Falsch, sagte Astaroth. Es muß heißen: Zehntausende.
Mike starrte den Kater betroffen an. Aber das übersetzte er
vorsichtshalber nicht.
Die nächsten beiden Tage blieb die Stimmung an Bord
angespannt und gereizt. Es kam immer wieder zu kleineren Reibereien und mit Ben auch das eine oder andere
Mal zu offenem Streit; was letztendlich dazu führte, das
sie sich gegenseitig aus dem Weg gingen, so gut sie
konnten.
Es wurde ziemlich einsam. Mikes einziger Gesprächspartner war schließlich nur mehr Astaroth, aber auch der
Kater war
- ganz gegen seine normale Art
- äußerst
einsilbig und lag fast die ganze Zeit auf Mikes Bett, um zu
schlafen; oder sich zumindest schlafend zu stellen.
Währenddessen folgte die NAUTILUS beharrlich der Spur
des Todes, die das Sternenschiff hinterlassen hatte. Mike
begann die Stunden hinter dem Ruder bald zu hassen, die
er wie alle anderen im Wechsel zubringen mußte, denn die
Bilder, die im bleichen Licht der Scheinwerfer
auftauchten, verfolgten ihn noch bis in den Schlaf: eine
endlose Kette versteinerter, für alle Zeiten erstarrter Fische
und anderer Meereslebewesen, die den Boden bedeckte,
mal in einer dichten, nach Tausenden zählenden Schicht,
wenn der Todesbote von den Sternen den Weg eines
größeren Schwarmes gekreuzt hatte, mal nur vereinzelt, so
daß sie die Geschwindigkeit drosseln und in größer
werdenden Kreisen über den Meeresboden fahren mußten,
um die Spur wiederzufinden.
Am Morgen des dritten Tages brach sie ab. Trautman
rief sie alle in den Salon. Auf dem Weg dorthin traf Mike
auf Serena und Chris. Beide wirkten so müde und lustlos
wie er, aber ihm fiel trotzdem auf, wie nervös die
Atlanterin wirkte. Sie hatte in den vergangenen beiden
Tagen kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Wie alle
anderen hatte sie sich in jeder freien Minute in ihre Kabine
zurückgezogen, aber bei Serena traf ihn dieser Umstand
ganz besonders. Serena war bei allen an Bord sehr beliebt,
aber ihre Beziehung zueinander war immer ganz
besonders innig gewesen. Sie waren mehr als Freunde.
Seit Mike sie aus ihrem gläsernen Sarg befreit hatte, in
dem sie seit zehntausend Jahren geschlafen hatte, verband
sie etwas, was tiefer ging als eine normale Freundschaft.
Keiner von ihnen konnte es in Worte fassen, aber sie
spürten es beide.
Trautman erwartete sie schweigend und mit sehr ernstem
Gesichtsausdruck im Salon. Das erste, was Mike auffiel,
war die Stille. Das gleichmäßige Stampfen und Dröhnen,
das den mechanischen Herzschlag der NAUTILUS
bildete, war verstummt. Die Motoren liefen nicht mehr.
»Was ist passiert?« fragte Juan, der hinter ihnen als
letzter den Salon betrat.
»Wir haben die Spur verloren«, antwortete Trautman
ernst. »Schon vor einer Stunde. « Für eine kurze Zeit
wurde es sehr still. Alle sahen sich betroffen an, bis Ben
schließlich in das bedrückte Schweigen hinein sagte:
»Vielleicht ist es weg. « »Natürlich ist es weg«, sagte Juan
gereizt, aber Ben schüttelte nur den Kopf und fuhr in
unerwartet ruhigem Ton fort:
»Ich meine wirklich weg. Gar nicht mehr hier, sondern
auf dem Weg zurück nach Hause. « »Das wäre natürlich
gut«, sagte Trautman. »Aber wir können uns nicht darauf
verlassen. « Er seufzte. »Ich fürchte, uns bleibt keine
andere Wahl, als bis an den Punkt zurückzufahren, an dem
wir die Spur verloren haben, und dort den Meeresboden
abzusuchen. Wenn es sein muß, Meter für Meter. Ich hoffe
nur, daß wir dabei nicht zu viel Zeit verlieren. « »Und wo
ist das Problem?« fragte Ben. Hastig fügte er hinzu:
»Außer der Zeit. «
»Das Problem ist, daß das Meer an dieser Stelle so tief
ist, daß wir das Schiff nicht verlassen können«, antwortete
Singh an Trautmans Stelle. »Die Taucheranzüge halten
dem Druck in dieser Wassertiefe nicht stand. « »Geht jetzt
wieder in eure Quartiere«, sagte Trautman. »Ich wollte
euch nur informieren, das ist alles. Singh und ich werden
die NAUTILUS bis zu der betreffenden Stelle
zurückfahren und dort mit der Suche beginnen. Ruht euch
inzwischen noch aus, so gut ihr könnt. Die
»Selbst die NAUTILUS«, unterbrach ihn Serena. Sie
lächelte schmerzhaft, aber trotzdem liefen ihr weiter die
Tränen über das Gesicht. »Dieses Schiff wurde in meiner
Heimat gebaut. Es hat einmal meinem Vater gehört, aber
nun ist es zu einem Teil eurer Welt geworden. Es gehört
euch viel mehr, als es jemals mir gehört hat. Ich... ich habe
versucht, mich an
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