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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Diensteinsatzpläne zuständige Beamtin hatte in letzter Sekunde Änderungen vorgenommen.
    Gregor Mahow hatte sich mit einer Drahtschnur erdrosselt. Wie die Schnur in seine Zelle gekommen war, blieb ein Geheimnis. Für Marco Busch ein schlimmer Schock. Er hatte sich mit dem Gefangenen gut verstanden. Beide einte, dass sie, obwohl in der Stadt von Hannover 96 zu Hause, Fans des legendären Fußballclubs Schalke 04 waren. Mahow hatte auf ihn nicht den Eindruck eines depressiven Gefangenen gemacht. Im Gegenteil, er hatte sich zuversichtlich gegeben, mit einer kurzen Gefängnisstrafe davonzukommen. Immerhin hatte sein Chef den besten Strafverteidiger weit und breit engagiert und seine Geliebte war, so wurde er nicht müde zu behaupten, unglücklich mit dem Hinterkopf auf einen Glastisch aufgeschlagen. Ein vorsätzliches Tötungsdelikt lag demnach nicht vor.
    Marco Busch hatte begründete Zweifel, dass Mahow freiwillig aus dem Leben geschieden war. Auch die Art, wie die Drahtschnur um seinen Hals gewickelt war, machte den Diensthabenden stutzig. Er war überzeugt, dass Fremdeinwirkung vorlag. Pflichtbewusst wie er war, trug er seine Eindrücke dem eilig aus dem Weihnachtsurlaub zurückgeholten Gefängnisleiter vor. Der wollte davon nichts hören. Seine Reaktion fiel ungewohnt harsch aus.
    „Ich muss Sie dringend ersuchen, Ihre unsinnigen Gedanken für sich zu behalten, Busch. Ein Mord in meinem Gefängnis, das ist völlig ausgeschlossen. Außerdem, wenn es so wäre, wäre es Ihre Schuld. Oder irre ich mich und hatten Sie keine Aufsicht?“
    Als Marco nichts sagte, sondern stumm seine Hände betrachtete, fuhr der noch immer erzürnte Gefängnisleiter fort: „Wenn Sie Ihre Aufsichtspflichten ernst genommen haben, wovon ich ausgehe, kann es überhaupt nicht sein, dass jemand in Mahows Zelle eingedrungen ist. Und noch weniger ist es möglich, dass dieser jemand den Untersuchungshäftling Mahow erdrosselt hat. Außer dem Aufsichtspersonal und dem Seelsorger hatte zum fraglichen Zeitpunkt niemand Zugang zu seiner Zelle. Es sollte mir wirklich leidtun, Marco, wenn Sie sich in Schwierigkeiten bringen. Sie brauchen doch den Job, oder? Und vergessen Sie nicht, dass im nächsten Jahr eine Stelle im gehobenen Verwaltungsdienst frei wird. Wenn ich mich recht erinnere, waren Sie doch scharf auf eine Tätigkeit im sozialen Betreuungsdienst.“
    Marco Busch hätte dem Direktor sagen können, dass es viele Möglichkeiten gibt, in die Zelle eines Gefangenen einzudringen. Korrupte Vollzugsbeamte, die zum Drogenschmuggel bereit sind, sind auch bereit, einen Zellenschlüssel gegen Cash „auszuleihen“. Und gestern hatte Alfred Dienst gehabt. Als Marco Alfred vor einem Jahr beim Heroinschmuggel erwischt und zur Rede gestellt hatte, war er auf dem Nachhauseweg von drei südländisch aussehenden Typen brutal zusammengeschlagen worden. Seitdem machte er um Alfred einen großen Bogen. Niemanden schien es zu wundern, dass der Beamte des mittleren Vollzugsdienstes einen BMW X 1 fuhr und ein Reihenhaus im Zooviertel sein Eigen nannte. Nein, beschloss er für sich, dieses Mal würde er sich klüger verhalten. „Sie haben sicher recht und ich habe mich geirrt“, sagte er.
    Die Gesichtszüge des Gefängnisdirektors entspannten sich. „Ich sehe, wir verstehen uns, Busch. Also kein Wort mehr über Ihre abenteuerliche Mordtheorie. Gregor Mahow hat schwere Schuldgefühle gehabt und Selbstmord begangen. Nichts anderes will ich lesen und hören. Merken Sie sich das gut für die bevorstehenden Untersuchungen, Busch. Und was den Job im gehobenen Sozialdienst angeht, Sie stehen ganz oben auf der Agenda. Sie können sich auf mich verlassen, so wie ich mich auf Sie verlassen kann.“

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    „Das hätte brutal ins Auge gehen können, was hast du dir nur dabei gedacht, Verena?“
    Obwohl die Festnahme von Maria Schneider einige Stunden hinter ihnen lag, war Stollmann noch immer auf hundertachtzig. Verena stellte den Becher mit Kaffee beiseite. „Ohne Risikofreude läuft in unserem Job nichts. Du weißt das, Stolli.“
    Ihr Kollege war anderer Meinung. „Risiko ja, aber wer spricht von einem Himmelsfahrtkommando!“, empörte er sich.
    „Übertreib nicht. Die Frau hat mich bedroht, aber letztlich hatte ich die Lage im Griff.“
    „Weil du die Wahnsinnige gegeben hast. Sie hat dir deine Behauptung abgenommen, dass die Stimmen, die sie zu hören glaubt, auch mit dir gesprochen haben. Das hätte schiefgehen können. Dann hätte sie dich abgeknallt, so wie
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