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Die Spur der Füchse

Die Spur der Füchse

Titel: Die Spur der Füchse
Autoren: Ken Follett
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›Nach Ihrem Anruf habe ich die Cotton Bank genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, daß sie sich in einem ausgezeichneten wirtschaftlichen Zustand befindet.‹ Zitat Ende. Mit anderen Worten: Die Bank wurde in aller Stille vor der Pleite gerettet.«
    Kevin trank den Tee aus und knüllte den Plastikbecher lautstark zusammen. »Soviel zu diesem Thema.«
    »Außerdem habe ich gehört, daß Felix Laski die Aktienmehrheit der Hamilton Holdings erworben hat.«
    »Von wem weißt du das?«
    »Von einer Quelle, die in der Nähe der Börsenaufsichtsbehörde sprudelt.«
    »Demnach kann Laski nicht knapp bei Kasse sein. Hat die Börsenaufsichtsbehörde sich näher für diese Sache interessiert?«
    »Nein. Sie weiß zwar von dem Geschäft, aber es scheint sie nicht weiter zu interessieren.«
    »Meinst du, wir haben viel Lärm um nichts gemacht?«
    Mervyn schüttelte bedächtig den Kopf. »Auf keinen Fall.«
    »Der Meinung bin ich auch.«
    Mervyns Pfeife war erloschen. Er klopfte sie am Rand des Papierkorbs aus. Für einen Moment schauten die beiden Journalisten sich hilflos an, dann erhob sich Mervyn und ging davon.
    Kevin wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Klatschkolumne zu, konnte sich aber nicht konzentrieren. Er las einen Absatz viermal, ohne zu begreifen, was darin stand; dann gab er es auf. Heute war irgendein gewaltiger Schwindel über die Bühne gegangen, und Kevin brannte darauf zu erfahren, um was es sich handelte – um so mehr, weil er spürte, daß er der Wahrheit sehr nahe war.
    Arthur rief ihm zu: »Ich muß mal in den Waschraum, Kevin. Hältst du hier so lange die Stellung?«
    Kevin ging zum Redaktionstisch hinüber und setzte sich auf Arthurs Stuhl, vor die Telefone und die Schalttafeln im Herzen der Nachrichtenzentrale. Doch ein Gefühl gespannter Erwartung stellte sich nicht ein: Um diese Tageszeit war nicht mehr mit sensationellen Neuigkeiten zu rechnen. Kevin saß lediglich die Zeit bis zu Arthurs Rückkehr ab. Es war ein nutzloser Bereitschaftsdienst.
    Doch bei allen Zeitungen sind Untätigkeit und Leerlauf unvermeidlich. Es mußten genügend Reporter und Redakteure beschäftigt werden, um an hektischen Tagen die Flut der eingehenden Meldungen bewältigen zu können – mit der Folge, daß an beinahe ereignislosen Tagen wie diesem ein Großteil von ihnen kaum etwas zu tun hatte. Bei einigen Zeitungen versuchte man, das Problem des Leerlaufs dadurch zu bewältigen, indem man den Mitarbeitern irgendwelche stumpfsinnigen Aufträge erteilte, nur um sie zu beschäftigen. So mußten sie zum Beispiel Presseerklärungen von Verbänden und Vereinen, Unternehmen und örtlichen Regierungsbehörden in Artikel umformulieren, die ohnehin nie veröffentlicht wurden. Es war eine demo ralisierende Arbeit, und noch dazu die reinste Zeitverschwendung.
    Ein Bürobote kam aus dem Fernschreiberraum. Er hielt einen langen Papierstreifen in der Hand: den Ausdruck einer Agenturmeldung. Kevin winkte den Mann zu sich, ließ sich die Meldung geben und warf einen Blick darauf.
    Und dann las er sie voller Fassungslosigkeit und mit einem wachsenden Gefühl der Erregung.

    »Heute wurden einem Firmenkonsortium unter Federführung der Hamilton Holdings die Bohrrechte für das Shield zugesprochen, das letzte Ölfeld in der Nordsee.
    Der Energieminister, Mr. Carl Wrightment, gab den Namen des Unternehmens, das den Zuschlag bekommen hat, auf einer Pressekonferenz bekannt, die von der plötzlichen Erkrankung des Staatssekretärs im Energieministerium, Mr. Tim Fitzpeterson, überschattet wurde.
    Durch die Entscheidung des Energieministeriums soll den Hamilton-Druckereibetrieben zu neuem Aufschwung verholfen werden, da die Aktien dieser Druckereien einem bedrohlichen Kursverfall ausgesetzt sind, seit am gestrigen Tag die besorgniserregende Halbjahresbilanz veröffentlicht wurde.
    Schätzungen zufolge ist das Shield-Ölfeld so ergiebig, daß bis zu einer halben Million Barrel Rohöl pro Woche gefördert werden können.
    Zu den Partnerfirmen des Hamilton-Konsortiums zählen unter anderem der Maschinenbauriese Scan sowie die British Organic Chemicals.
    Nach Bekanntgabe der Entscheidung fügte Minister Wrightment hinzu: ›Zu meinem Bedauern muß ich Ihnen mitteilen, daß mein Staatssekretär, Tim Fitzpeterson, sich eine plötzliche Erkrankung zugezogen hat. Mr. Fitzpetersons Beitrag zur Erdölpolitik dieser Regierung war von unschätzbarem Wert.‹«
    Kevin las die Meldung dreimal durch. Er konnte es kaum fassen, welche möglichen
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