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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren
Autoren: Iain Banks
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der Seite der Drohne.
    Anaplian sah über die Ebene hinweg zur Straße und der zum Stillstand gekommenen Streitmacht. »Sind die Verletzungen groß?«, fragte sie, und ihr Lächeln löste sich auf.

    »Sechzehn oder so hat es erwischt«, antwortete die Drohne. »Bei etwa der Hälfte dürften sie sich als fatal erweisen.«
    Anaplian nickte und beobachtete noch immer die ferne Kolonne aus Menschen und Maschinen. »Na ja.«
    »Eben«, bestätigte Turminder Xuss. Die Scoutrakete näherte sich der Drohne und verschwand ebenfalls durch eine Klappe in der Seite. »Trotzdem …«, fügte die Drohne hinzu und klang überdrüssig. »Wir hätten mehr tun sollen.«
    »Hätten wir das?«
    »Ja. Sie hätten mir richtige Enthauptungen gestatten sollen.«
    »Nein«, sagte Anaplian.
    »Nur die Adligen«, fuhr Turminder Xuss fort. »Die Burschen ganz vorn. Jene, von denen die ach so tolle Idee mit dem Krieg stammt.«
    »Nein«, wiederholte die Frau, stand auf, drehte sich um und klappte den Stuhl zusammen. Sie hielt ihn in der einen Hand. Mit der anderen nahm sie den alten Feldstecher vom Tisch. »Das Modul ist unterwegs?«
    »Über uns«, antwortete die Drohne. Sie schwebte um Anaplian herum, hob den Tisch und verstaute Glas und Wasserflasche im Rucksack. »Nur zwei fiese Herzöge? Und den König?«
    Anaplian hielt ihren Hut fest, als sie nach oben sah und im Sonnenschein blinzelte, bis sich ihre Augen anpassten. »Nein.«
    »Ich hoffe, dies ist keine Art von übertragener Familiensentimentalität, oder?«, fragte die Drohne mit halb vorgetäuschtem Abscheu.

    »Nein«, sagte die Frau und beobachtete, wie sich einige Meter entfernt die Konturen des Moduls abzeichneten.
    Turminder Xuss näherte sich dem Modul, als sich dessen hintere Luke öffnete. »Wollen Sie irgendwann aufhören, mir dauernd mit ›nein‹ zu antworten?«
    Anaplian stand mit ausdrucksloser Miene da.
    »Na schön«, sagte die Drohne und seufzte. Sie kippte/nickte in Richtung der offenen Modultür. »Nach Ihnen.«

Das Expeditionskorps

1
    Fabrik
    D as Gebäude musste eine alte Fabrik beziehungsweise Werkstatt oder etwas in der Art sein. Große Zahnräder aus Metall steckten halb in hölzernen Böden oder hingen an riesigen Spindeln von einem Netz aus eisernen Trägern weiter oben. Bänder und Riemen aus grobem Leinen spannten sich überall durch die Dunkelheit und verbanden kleinere, glatte Räder mit kompliziert wirkenden Maschinen, von denen er glaubte, dass sie etwas mit Weben oder Stricken zu tun hatten. Alles sah staubig und schmutzig aus, und doch war dies eine moderne Anlage gewesen, eine Fabrik! Wie schnell Dinge zerfielen und nutzlos wurden.
    Normalerweise hätte er nicht in Erwägung gezogen, auch nur in die Nähe eines so verdreckten Ortes zu gehen. Vielleicht bot er nicht einmal Sicherheit, dachte er, obwohl die Maschinerie unbewegt blieb. Eine Giebelwand war halb eingestürzt.
Ziegelsteine lagen auf dem Boden, Bretter waren gesplittert, Dachsparren hingen herab. Er wusste nicht, ob es alte Schäden waren, auf Verfall zurückzuführen, oder das Ergebnis von etwas, das sich an diesem Tag ereignet hatte, während der Schlacht. Letztendlich scherte er sich nicht darum, was dieser Ort war und einst gewesen sein mochte. Er bot sich als Versteck an, und nur darum ging es ihm.
    Er gab ihm die Möglichkeit, sich zu sammeln, zu regenerieren und neu zu planen – so klang es besser. Er wollte nicht weglaufen, sagte er sich. Es handelte sich vielmehr um einen strategischen Rückzug, oder wie man so etwas nannte.
    Draußen hatte der Rollstern Pentrl vor einigen Minuten den Horizont passiert, und es wurde langsam dunkel. Durch die Lücke in der Wand sah er gelegentliche Blitze und hörte das Donnern von Artillerie, die beunruhigend nahen Einschläge von Geschossen und das kurze Geratter von Handfeuerwaffen. Er fragte sich, wie es um die Schlacht stand. Sie sollten gewinnen, aber es war alles sehr verwirrend. Vielleicht kündigte sich ein triumphaler Sieg an, oder eine verheerende Niederlage.
    Er verstand nichts von der Kriegführung, hatte nie einschlägige Erfahrungen gesammelt und keine Ahnung, wie die Leute in der Schlacht bei Verstand blieben. Eine große Explosion in der Nähe ließ das ganze Gebäude erzittern. Er duckte sich und wimmerte, kroch noch tiefer in die dunkle Ecke, die er im ersten Stock gefunden hatte, und zog sich den Mantel über den Kopf. Er hörte, wie er jenes armselige, jämmerliche Geräusch von sich gab, und er hasste sich dafür. Während
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