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Die soziale Eroberung der Erde: Eine biologische Geschichte des Menschen (German Edition)

Die soziale Eroberung der Erde: Eine biologische Geschichte des Menschen (German Edition)

Titel: Die soziale Eroberung der Erde: Eine biologische Geschichte des Menschen (German Edition)
Autoren: Edward O. Wilson
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Million Jahre nötig waren, um Ströme von Kolonisten auf mehrere andere brauchbare Planeten zu entsenden, dann hätte dieses Volk außerirdischer Eroberer schon vor langer Zeit alle bewohnbaren Teile der Galaxie einschließlich unseres eigenen Sonnensystems besetzt.
    Natürlich besteht eine mögliche Erklärung dafür, dass wir keinen Außerirdischen begegnen, darin, dass wir durch die gesamten Jahrmilliarden hindurch in der gesamten Galaxie einzigartig waren und sind und dass nur wir allein die Fähigkeit entwickelt haben, durch das All zu reisen – dass also die Milchstraße nur darauf wartet, von uns erobert zu werden. Diese These aber ist höchst unwahrscheinlich.
    Ich bevorzuge eine andere Möglichkeit. Vielleicht sind die Außerirdischen gerade erwachsen geworden. Vielleicht haben sie gemerkt, dass die unermesslichen Probleme ihrer evolvierenden Zivilisationen sich nicht durch Wettbewerb zwischen Religionen, Ideologien oder kriegerischen Nationen lösen lassen. Sie haben festgestellt, dass große Probleme nach großen Lösungen verlangen, die nur rational durch die Kooperation aller Parteien gelingen. Wären sie so weit gekommen, so hätten sie gemerkt, dass es gar keine Notwendigkeit gibt, andere Sternensysteme zu kolonisieren. Dass es genügt, Fuß zu fassen und die unbegrenzten Möglichkeiten der Erfüllung zu erkunden, die der Heimatplanet bietet.
    Und so will ich meinen eigenen blinden Glauben bekennen. Die Erde lässt sich, wenn wir es wollen, im 22. Jahrhundert in ein dauerhaftes Paradies für den Menschen verwandeln oder zumindest in einen vielversprechenden Anfang davon. Wir werden uns selbst und den anderen Lebewesen noch sehr viel Schaden zufügen, aber wenn wir uns den einfachen Anstand gegenüber dem Anderen zum ethischen Grundsatz machen, wenn wir unablässig unsere Vernunft gebrauchen und wenn wir akzeptieren, was wir wirklich sind, dann werden unsere Träume am Ende wahr werden.
    Und was dich angeht, Paul Gauguin: Warum hast du diese Zeilen auf dein Gemälde geschrieben? Natürlich wirst du, so vermute ich, prompt antworten, du wolltest eben ganz sichergehen, dass die Symbolik auf deinem tahitischen Panorama auch ja nicht missverstanden wird. Aber mein Gefühl sagt mir, dass da noch etwas war. Vielleicht hast du die drei Fragen mit dem impliziten Hinweis darauf gestellt, dass es keine Antwort gibt, weder in der zivilisierten Welt, die du abgelehnt und verlassen hast, noch in der primitiven Welt, die du zu deiner gemacht hast, um Frieden zu finden. Oder aber du wolltest vielleicht sagen, dass die Kunst nicht weiter gehen kann, als du gegangen bist; und dass dir persönlich nichts weiter übrig blieb, als die verstörenden Fragen schriftlich zu stellen. Doch lass mich noch einen anderen Grund für das Rätsel vorschlagen, das du uns hinterlassen hast, einen Grund, der mit diesen ersten Vermutungen gar nicht unbedingt im Widerspruch steht. Ich glaube, was du geschrieben hast, ist ein Triumphschrei. Du hattest deine Leidenschaft ausgelebt, weit zu reisen, neue Stile der darstellenden Kunst zu entdecken und dir zu eigen zu machen, die Fragen auf neue Weise zu stellen und, ausgehend von all dem, ein authentisches, originales Werk zu schaffen. In diesem Sinn ist deine Laufbahn ewig; sie war nicht vergeblich. In unserer eigenen Zeit haben wir rationale Analyse und Kunst zueinandergebracht und Natur- und Geisteswissenschaften zu Partnern gemacht – und damit sind wir den Antworten, nach denen du gesucht hast, ein Stück näher gekommen.

DANKSAGUNG
    Beim Verfassen dieses Buches erhielt ich zu meinem Glück Rat und Ermunterung von einem großartigen Lektor, Robert Weil, jahrelange begeisterte Unterstützung durch meinen Agenten John Taylor Williams sowie kundige Hilfe bei der Recherche und der Textredaktion von Kathleen M. Horton.

NACHWEISE ZU DEN ABBILDUNGEN UND TABELLEN
    D’où Venons Nous/Que Sommes Nous/Où Allons Nous (Woher kommen wir/Was sind wir?/Wohin gehen wir?) von Paul Gauguin (1843–1903), Öl auf Leinwand, 1897, Museum of Fine Arts, Boston, Massachusetts; Foto: akg-images.

Abbildung 3.2:
Aus Mary Roach, «Almost Human», in: National Geographic April 2008, S. 128. Fotografie von Frans Lanting. Frans Lanting/National Geographic Stock.
Abbildung 3.3:
Aus W. C. McGrew, «Savanna chimpanzes dig for food», in: Proceedings of the National Academy of Sciences, U.S.A. 104 (49): 19167–19168 (2007). Fotografie von Paco Bertolani, Leverhulme Centre for Human Evolutionary
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