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Die silberne Maske

Titel: Die silberne Maske
Autoren: Susan Schwartz , Stephanie Seidel
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gewähren; er musste zulassen, dass der Volkszorn sich entlud. Anders konnte er nicht neu aufbauen; die Vergangenheit sollte in Trümmern vergehen, ein für alle Mal.
    Er sah zu, wie sie die um Gnade bettelnden Priester einen nach dem anderen hinaustrieben und wie sie die Faitachen jagten, die Maletorrex treu ergeben gewesen waren. Ihre Namen waren bekannt, und allen voran stießen sie den mörderischen, hinterhältigen Ruan bis zu einer Schlucht im Vulkan. Allesamt wurden sie in eine Tiefe ohne Wiederkehr gestürzt.
    Danach zogen sie jubelnd durch die Straßen, und dann verließen sie den Vulkan, einer nach dem anderen, rannten lachend und jubelnd durch das Himmelstor, das nun seinen Namen verdiente, und trafen draußen auf Freunde und Verwandte und lange Vermisste.

    Zulaimon kam auf alten, dürren Beinen die Treppe herauf zu Laycham, der immer noch mit Zoe dort verharrte. »Ewiger Dank gebührt dir«, sagte der Uralte. »Die Hundert Gerechten sind erlöst.« Er deutete nach Norden, wo sich über dem Vulkan, flimmernd in der Luft, ein Portal öffnete, hinter dem ein graues Land ohne Farbe lag. »Samhain erwartet uns bereits und heißt uns willkommen. Wir werden dort eine lange Ruhe erfahren, bevor wir die Drei Fragen in Anspruch nehmen werden. Falls wir es jemals wollen. Wer weiß. Der Graue Herr soll ein guter Schachspieler sein, heißt es.«
    Er nickte den beiden zu, dann ... erhob er sich einfach in die Luft, zerfaserte zu einem Schatten, der nur noch entfernt Ähnlichkeit hatte mit Zulaimon, und strebte auf das schimmernde Tor zu. Und mit ihm strömten sie von allen Seiten herbei, die Hundert Gerechten samt ihren Pferden, und verschwanden in Annuyn. Kurz darauf schloss sich das Portal.
    »Wie es scheint, hast du nicht nur deine Stadt befreit«, sagte Zoe lächelnd.
    Er legte zärtlich den Arm um ihre Schultern. »Ja. Das ist gut.«
    Birüc stapfte heran. Er sah abgekämpft aus und hatte einige Wunden davongetragen, wirkte aber zufrieden. Er betrachtete Zoes Veränderung mit einem Staunen, dann lächelnd, bevor er sich seinem Herrn zuwandte.
    »Gehen wir, mein Prinz, Retterin von Dar Anuin«, sagte er und verbeugte sich respektvoll, zuerst vor Laycham, dann vor Zoe. »Hier ...«, er wies um sich, »... haben wir nichts mehr verloren.«
    »Eines Tages vielleicht wieder«, erwiderte Laycham. Dann ging er mit Zoe die Treppe hinab, folgte seinem Hauptmann durch das Himmelstor, ohne sich noch einmal umzusehen.

    Das Volk kratzte alles zusammen, was aufzutreiben war, um eine Feier zu veranstalten. Dabei wollten sie auch der Tapferen gedenken, die im Kampf um die Freiheit gefallen waren, lachen und sich des Lebens erfreuen. Wie es Elfenart war und wieder sein sollte, nachdem sie jahrhundertelang dazu gezwungen worden waren, sich selbst zu verleugnen.
    Gepriesen wurde die Gesandte, die Retterin und wahre Heldin von Dar Anuin. Sie würden niemals vergessen, was die Frau mit dem Blauen Mal für sie getan hatte.
    Prinz Laycham wurde als neuer Herrscher begrüßt, und sie tranken auf ihn, ließen ihn hochleben und vergaßen ihn dann, weil es Wichtigeres gab: zu feiern!

    Als es Abend wurde, Fackeln und Öllampen entzündet wurden, als Glühkäfer erwachten, von denen zwei verdächtig grün und blau leuchteten, überließ Laycham seinen Platz am Ende der Tafel Arachie Larma/Teufel. Der Uhu schuhute vergnügt und stelzte auf dem Tisch umher, während »Der Gute Geist« im Zweiklang Wünsche äußerte, was als Nächstes den Weg in den Schnabel finden sollte.
    Zoe ließ dem Prinzen einige Zeit für sich; er brauchte sie. Er musste mit sich ins Reine kommen und verarbeiten, was alles geschehen war. Wenigstens hatte er keine Blutschuld begangen. Noch immer herrschte Gerechtigkeit in Innistìr, zumindest im Kleinen.
    Zoe dachte an Laura: Wie es ihr wohl ergehen mochte? Es war keine Frage, dass der Abschied bald nahte. Ein wenig Erholung, Wunden lecken, etwas essen und trinken und ausgiebig baden. Neue Kleidung. Und dann zurück nach Morgenröte, um der Freundin beizustehen.
    Jetzt hat er genug Zeit gehabt für sich. Sie sah sich um; niemand achtete auf sie. Obwohl sie keine Maske mehr trug, sahen die Leute sie wegen ihres Blauen Mals nach wie vor als Gesandte an, als Glücksbringerin und vor allem als große Heldin. Doch das Fest schritt voran, und es gab sich so viel zu erzählen.
    Laycham war im Haus seiner Mutter verschwunden; ein paar Räume gab es dort noch, die unversehrt waren. Zoe brauchte ihn nicht lange zu suchen, er
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