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Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige
Autoren: Alexander Wolkow
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eilten zum See, um Wasser für ihre weinenden Kinder zu holen.
Erst viel später, als die Menschen sich in der Höhle eingelebt hatten,
erfuhren sie den Grund der Feindschaft zwischen den Sechsfüßern und den
Drachen. Die Echsen legten nämlich ihre Eier an einsamen Stellen ab und
verscharrten sie in der warmen Erde. Für die Sechsfüßer aber waren diese
Eier der schönste Leckerbissen; sie gruben sie aus und fraßen sie, wo immer
sie sie fanden. Das konnten die Drachen den Sechsfüßern nicht verzeihen.
Aber auch die Echsen waren nicht schuldlos: Wenn sie ein Sechsfüßerjunges ohne Eltern erblickten, fielen sie darüber her und fraßen es auf.
Diesmal hatte die Fehde zwischen den Sechsfüßern und den Echsen den
Menschen jedoch das Leben gerettet.
DIE MENSCHEN BEGINNEN EIN NEUES LEBEN
    Jahre vergingen. Die Ausgestoßenen gewöhnten sich allmählich an das
Leben unter der Erde. Sie erbauten am Ufer des Sees eine Stadt und umgaben sie mit einer steinernen Mauer. Um nicht Hungers zu sterben,
begannen sie zu pflügen und Getreide zu säen. Die Höhle lag so tief, daß ihr
Boden durch die unterirdische Hitze erwärmt wurde. Von Zeit zu Zeit fiel
Regen aus den goldgelben Wolken, so daß der Weizen ausreifen konnte,
allerdings langsamer als auf der Erde. Für die Menschen war es aber
ungeheuer anstrengend, die schweren Pflüge über die steinigen Äcker zu
schleppen. Einmal kam der alte Jäger Karum zu König Bofaro und sagte zu
ihm:
„Eure Majestät! Die Bauern werden die Mühen des Pflügens nicht mehr
aushalten können und vor Erschöpfung sterben. Darum schlage ich vor, daß
wir Sechsfüßer vor die Pflüge spannen.”
Der König fragte überrascht: „Werden die Bestien die Bauern nicht
zerreißen?”
„Ich werde sie zähmen”, versicherte Karum. „Oben, auf der Erde, hatte ich
mit den schrecklichsten Raubtieren zu tun, und ich habe sie immer
gezähmt!”
„Dann tu es!” willigte Bofaro ein. „Du wirst wahrscheinlich Helfer
brauchen, nicht wahr?”
„Ja”, sagte der Jäger, „aber außer den Menschenwerden mir auch die
Drachen helfen.”
Wieder staunte der König. Doch Karum sagte ruhig: „Seht, wir Menschen
sind schwächer als die Sechsfüßer und die fliegenden Echsen. Aber wir
besitzen Verstand, und den haben diese Tiere nicht. Ich werde die
Sechsfüßer mit Hilfe der Drachen zähmen, und die Sechsfüßer werden mir
helfen, die Drachen in Botmäßigkeit zu halten.”
Karum machte sich an die Arbeit. Seine Jäger lasen Drachenjungen auf, die
eben aus den Eiern geschlüpft waren. Unter der Obhut der Menschen
wuchsen die Jungen zu gehorsamen Tieren heran, und mit ihrer Hilfe gelang
es Karum, die ersten Sechsfüßer einzufangen. Es war nicht leicht, die wilden
Tiere abzurichten, aber die Menschen schafften es. Als die Sechsfüßer viele
Tage nichts zu fressen bekamen, begannen sie von den Menschen Nahrung
anzunehmen, und dann ließen sie sich auch anschirren und vor den Pflug
spannen. Anfangs gab es auch Unfälle, aber dann kam alles in die rechte
Bahn. Zahme Drachen trugen die Menschen durch die Lüfte, und
Sechsfüßer pflügten den Boden. Die Leute atmeten erleichtert auf, die
Gewerbe erblühten. Weber webten Stoffe, Schneider nähten Kleider, Töpfer
stellten Töpfe und Schüsseln her, Erzgräber hoben Erz aus den tiefen
Gruben, Gießer erschmolzen daraus Metalle, und Schlosser und Dreher
fertigten aus den Metallen Gegenstände, die das Volk brauchte. Die
Erzgewinnung war sehr anstrengend, in den Gruben arbeiteten viele
Menschen, und deshalb begann man dieses Gebiet das Land der unterirdischen Erzgräber zu nennen. Da die Ausgestoßenen auf sich selbst
angewiesen waren, wurden sie erfinderisch. Allmählich vergaßen sie die
obere Welt. Die Kinder, die in der Höhle geboren wurden, hatten das
oberirdische Land niemals gesehen - sie kannten es nur aus den
Geschichten, die ihnen ihre Mütter erzählten und die sich bald wie Märchen
anhörten …
Das Leben wurde nach und nach erträglicher. Unterdessen hatte sich aber
der ehrgeizige Bofaro mit zahlreichen Hofleuten und Dienern umgeben, und
den Unterhalt dieser Tagediebe mußte das Volk bestreiten. Obwohl die
Bauern fleißig den Boden pflügten, säten und Getreide ernteten, die Gärtner
Gemüse zogen und die Fischer Fische und Krabben im See fingen, hatten
die Menschen doch bald nicht mehr genug zu essen. Deshalb mußten die
Erzgräber einen Tauschhandel mit den oberirdischen Menschen beginnen.
Die
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