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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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seinem Interesse.«
    »Warum stehe ich dann vor Euch und nicht vor ihm?« fragte der junge Ritter.
    Zum ersten Mal wich der Ausdruck von Gleichmut aus den Zügen des Priesters, und plötzlich verstand Ludger, warum die Knaben am Hof diesen Mann mehr fürchteten als den Teufel selbst. »Ihr wäret gut beraten, mir ein wenig mehr Respekt zu erweisen, Repgow.« Der Tonfall war unheilvoll, so daß Ludger einen heißen Stich verspürte. »Der Graf hat die ganze Angelegenheit in meine Hände gelegt«, fuhr der Geistliche fort. »Und darum werdet Ihr allein mir Bericht erstatten und niemandem sonst. Strikte Geheimhaltung ist von größter Wichtigkeit.«
    Ludger nickte knapp. »Sagt mir nur, was ich tun soll. Meiner Verschwiegenheit könnt Ihr Euch gewiß sein.«
    Der Mönch steckte die Hände in die Ärmel seiner Kutte, was ihm für einen Augenblick einen Anschein von Demut verlieh, der so gar nicht zu ihm passen wollte. Doch gleich darauf zog er die Rechte wieder aus dem linken Ärmel, wo offenbareine kleine Tasche eingenäht war, und hielt sie Ludger ausgestreckt hin. Ein winziges Reliquiar aus getriebenem Silber lag darauf. »Ich bin überzeugt, daß auf Euch Verlaß ist, sonst wäret Ihr nicht hier. Aber ich fürchte, die Versicherung Eures Stillschweigens reicht nicht ganz. Ihr müßt schwören, vor niemandem je ein Wort dessen zu wiederholen, was hier heute gesprochen wird, ganz gleich, wie die Umstände sein mögen.«
    Ludger nickte bereitwillig, wies aber mit dem Finger auf das Reliquiar und fragte: »Was ist das?«
    »Ein Fingerknochen des heiligen Ägidius«, erklärte der Mönch mit unverhohlenem Stolz. Der Schutzpatron aller Narren, dachte der junge Ritter. Also genau der richtige für mich. Er legte zwei Finger der Linken auf die silberne Schatulle und hob die Rechte. »Ich schwöre.« Dann ließ er die Hände sinken. »Nun denn. Was ist es, das ich tun soll, Vater?«
    »Ich möchte, daß Ihr etwas beschafft.«
    Mit einemmal geriet Vater Thaddäus ins Stocken und wirkte eigentümlich unsicher, als wisse er nicht so recht, welche Worte er wählen sollte.
    Ludger schaute ihn unverwandt an. »Das heißt, ich soll etwas stehlen, nehme ich an.«
    Der Benediktiner sagte weder ja noch nein. »Es handelt sich um ein Geheimnis. Keine Worte auf Pergament, nicht die Lösung eines Rätsels, sondern ein … Ding. Doch das entscheidende ist, daß es ein Geheimnis ist. Der Bruder des Grafen, der Herzog von Sachsen, wollte es sich aus einem fernen Land herbringen lassen, aber sein Bote wurde … aufgehalten.«
    »Von Euren Leuten«, mutmaßte Ludger. Was immer dieses Geheimnis sein mochte, es war gewiß von großem Wert, und allein die Tatsache, daß der Herzog von Sachsen es wollte, reichte aus, um auch Graf Heinrichs Interesse zu wecken. Die Brüder waren einander spinnefeind.
    »Von wem auch immer«, entgegnete Thaddäus gleichgültig. »Der Bote ist nicht von Bedeutung, sondern nur das, was er bei sich trägt. Seine Spur verliert sich unweit von Repgow. Reitet hin. Solltet Ihr ihm begegnen, müßt Ihr feststellen, ob er es noch besitzt, und es um jeden Preis an Euch bringen. Seid versichert: Dieses Geheimnis ist von solcher Bedeutung und birgt so … entsetzliche Gefahren, daß beinah jedes Mittel recht erscheint, um es in die sicheren Hände der Kirche zu bringen. Was immer Ihr also tun müßt, um den Boten unschädlich zu machen, geschieht im Dienste der Kirche und zum Wohle ihrer Gläubigen, darum werde ich Euch Absolution erteilen. Versteht Ihr, was ich sage, mein Sohn?«
    Thaddäus’ mildes Lächeln machte Ludger schaudern. Er verstand ihn nur zu gut. Der junge Ritter verschränkte die Arme. »Sucht Euch einen anderen, Vater. Ich werde es nicht tun.«
    »Was soll das heißen? Ich glaube, Ihr verkennt die Lage, Ihr Flegel. Ich bitte Euch nicht. Ich befehle es.«
    »Und ich werde es trotzdem nicht tun.«
    »Das würde ich mir an Eurer Stelle gut überlegen.«
    »Es gibt nichts zu überlegen. Ich bin überzeugt, Ihr könnt mich beim Grafen in Ungnade stürzen, und gewiß werdet Ihr das tun. Aber ich werd’s überleben. Doch dieses Geheimnis, was immer es sein mag, wird mich am Ende so überflüssig machen wie Herzog Albrechts Boten. Und unbequeme Mitwisser finden nur gar zu oft ein vorzeitiges Ende, ist es nicht so? Nein, vielen Dank. Ich habe dem Grafen einen Eid geleistet, für ihn zu kämpfen, wenn er es befiehlt, aber von Ränkespielen war nicht die Rede.«
    Thaddäus machte einen Schritt auf ihn zu und lächelte
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