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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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sahen Vanessa forschend an. „Wir sind so stolz auf dich, die ganze Stadt. Immer wenn du in der Presse oder im Fernsehen warst, haben sie tagelang von nichts anderem geredet. Du bist Hyattowns Bindeglied zur großen weiten Welt.“
    „Ein schwaches Glied“, seufzte Vanessa. Dann lächelte sie. „Eure Farm, Joanie – sie ist wunderschön.“
    „Kannst du es glauben? Ich habe immer davon geträumt, in einem Wolkenkratzer in New York zu leben, Dinnerpartys zu organisieren und mich nach Feierabend um ein Taxi zu prügeln.“
    „Dies hier ist besser.“ Vanessa lehnte sich in die Kissen zurück. „Viel besser.“
    Joanie streifte die Schuhe ab und zog die Füße hoch. „Für mich allemal. Erinnerst du dich an Jack?“
    „Ich glaube nicht. Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals über einen Jack gesprochen hast.“
    „Auf der Highschool kannte ich ihn noch nicht. Er war mehrere Klassen über uns. Ich habe ihn nur ab und zu auf dem Flur gesehen. Er hatte Schultern wie ein Schrank und einen fürchterlichen Bürstenschnitt.“ Sie lachte und kuschelte sich auf dem Sofa zurecht. „Aber dann, vor vier Jahren, musste ich Dad in der Praxis aushelfen, weil Milly krank war. Erinnerst du dich noch an Milly?“
    „Oh ja.“ Vanessa konnte sich noch gut an Adam Tuckers resolute Sprechstundenhilfe erinnern.
    „Wir hatten also gerade Wochenendnotdienst, und wer marschierte herein? Jack Knight in voller Größe. Er hatte eine Kehlkopfentzündung.“ Sie lachte. „Also erklärte mir dieses charmante Riesenbaby umständlich und weitschweifig, dass er zwar keinen Termin habe, den Arzt aber trotzdem sprechen müsse. Ich quetschte ihn also zwischen einen Windpockenpatienten und eine Mittelohrentzündung. Dad untersuchte ihn und gab ihm ein Rezept. Ein paar Stunden später kam er mit einem Veilchenstrauß zurück. Darin steckte ein Briefchen, mit dem er mich ins Kino einlud. Wie konnte ich da widerstehen?“
    Vanessa lachte. „Du hattest schon immer einen Hang zur Romantik.“
    Joanie verdrehte die Augen. „Das kann man wohl sagen. Bevor ich wusste, wie mir geschah, rannte ich auf der Suche nach einem Brautkleid durch die Läden und lernte alles über Düngemittel. Es waren die schönsten vier Jahre meines Lebens.“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber jetzt erzähl mir etwas von dir. Ich will alles hören.“
    Vanessa zuckte die Schultern. „Mein Leben besteht aus Üben, Spielen und Reisen.“
    „Rom, Madrid, London …“, schwärmte Joanie.
    „Herumsitzen auf Flughäfen und in Hotelzimmern“, holte Vanessa sie auf den Boden zurück. „Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“
    „Du hast recht. Cocktailpartys mit berühmten Schauspielern, Konzerte für die Königin von England und Mondscheinflirts mit Millionären müssen auf die Dauer ziemlich langweilig werden, oder?“ Joanie zwinkerte ihr zu.
    „Mondscheinflirts?“ Vanessa lachte. „Ich kann mich nicht an dergleichen erinnern.“
    „Jetzt mach mir nicht meine Illusionen kaputt, Vanessa.“ Joanie strich ihr liebevoll über den Arm. Das war eine typische Angewohnheit der Tuckers, die Menschen, die sie mochten, zu berühren. Vanessa hatte es vermisst. „Seit Jahren stelle ich mir dich als Paradiesvogel unter Paradiesvögeln vor, der gefeierte Liebling des Jetsets.“
    „Zum Teil war es auch so, aber hauptsächlich habe ich am Klavier und in Flugzeugen gesessen.“
    „Das hat dich zumindest in Form gehalten.“ Joanie spürte, dass Vanessa das Thema nicht weiter vertiefen wollte. „Ich wette, du trägst immer noch Kleidergröße 36.“
    „Schmale Knochen.“
    „Warte nur, bis Brady dich in die Finger kriegt.“ Vanessa hob das Kinn. „Ich habe ihn übrigens gestern getroffen.“
    „Wirklich? Und diese Ratte hat mich nicht angerufen.“ Neugierig sah Joanie sie an. „Wie war es?“
    „Ich habe ihn in den Magen geboxt.“
    „Du.“ Joanie schnappte nach Luft. „Warum?“
    „Weil er mich damals beim Abschlussball versetzt hat.“
    „Weil …“ Joanie brach ab, denn Vanessa war aufgesprungen und ging erregt im Zimmer auf und ab.
    „Noch nie in meinem Leben war ich so wütend. Es ist mir egal, ob es sich jetzt dumm anhört. Dieser Abend damals war mir so wichtig. Ich dachte, es würde der wundervollste, romantischste Abend meines Lebens werden. Du weißt doch noch, wie lange wir nach einem passenden Kleid gesucht haben.“
    „Ja“, murmelte Joanie, „ich weiß.“
    „Wochenlang hatte ich mich auf den Abend gefreut. Ich hatte gerade den
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