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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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hast für ihn den Babysitter gespielt.“
    „Ich erinnere mich, einen Dollar pro Stunde bekommen zu haben, um von einem kleinen Monster mit Raffzähnen und einer Steinschleuder fast in den Wahnsinn getrieben zu werden.“
    „Das ist er.“ Loretta lachte. An dieses Lachen hatte Vanessa sich all die Jahre gut erinnern können. „Er ist jetzt auf dem College, sogar mit einem Stipendium.“
    „Kaum zu glauben.“
    „Als er letzte Weihnachten zu Hause war, hat er mich besucht. Er hat auch nach dir gefragt.“ Loretta spielte mit ihrer Gabel. „Joanie lebt immer noch hier.“
    „Joanie Tucker?“
    „Jetzt heißt sie Joanie Knight“, sagte Loretta. „Vor drei Jahren hat sie den jungen Jack Knight geheiratet. Sie haben ein goldiges Baby.“
    „Joanie“, murmelte Vanessa. Joanie Tucker, die von klein auf ihre beste Freundin gewesen war. Sie war für sie Vertraute, Verbündete und Klagemauer gewesen. „Sie hat ein Kind?“
    „Ein kleines Mädchen, Lara. Sie haben eine Farm außerhalb der Stadt. Ich weiß, dass sie dich gern sehen würde.“
    „Ja.“ Zum ersten Mal an diesem Tag kam Leben in Vanessa. „Ja, ich möchte sie auch sehen. Geht es ihren Eltern gut?“
    „Emily ist vor fast acht Jahren gestorben.“
    „Oh!“ Spontan legte Vanessa die Hand auf die Hand ihrer Mutter. Emily Tucker war für ihre Mutter eine genauso enge Freundin gewesen wie Joanie für sie selbst. „Das tut mir aber leid.“
    Loretta blickte auf ihre Hände nieder, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich vermisse sie immer noch.“
    „Sie war die netteste Frau, die ich je gekannt habe. Ich wünschte, ich hätte …“ Aber ihre Reue kam zu spät. „Und Dr. Tucker? Geht es ihm gut?“
    „Adam ist okay.“ Loretta blinzelte die Tränen fort und unterdrückte den aufsteigenden Schmerz, als Vanessa ihre Hand wegnahm. „Es hat ihn hart getroffen, aber mithilfe seiner Familie und seiner Arbeit ist er darüber hinweggekommen. Er wird sich ebenfalls freuen, dich wiederzusehen, Vanessa.“
    „Hat er die Praxis noch immer im Haus?“
    „Natürlich. Aber du isst ja gar nichts. Möchtest du etwas anderes?“
    „Nein, es schmeckt gut.“ Pflichtschuldig nahm Vanessa eine Gabel Salat.
    „Möchtest du nichts über Brady hören?“
    „Nein.“ Vanessa nahm den nächsten Happen. „Eigentlich nicht.“
    In diesem Augenblick erinnerte sie Loretta an die Tochter, die sie vor Jahren verloren hatte – der angedeutete Schmollmund und die steile Falte zwischen den Brauen. Es wärmte ihr Herz, und sie fühlte sich ihr auf einmal viel näher als der höflichen Fremden. „Brady Tucker ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten.“
    Vanessa verschluckte sich fast. „Er ist Arzt?“
    „Stimmt. Er hatte eine sehr gute, bedeutende Stellung in einem Krankenhaus in New York. Stationschef, glaube ich.“
    „Ich dachte, Brady würde entweder als Profi bei den „Orioles“ oder im Knast enden.“
    Loretta lachte wieder. „So ging es uns allen. Aber er ist ein sehr respektabler junger Mann geworden. Ich gebe allerdings zu, er hat immer besser ausgesehen, als ihm gut tat.“
    „Und anderen“, murmelte Vanessa, und ihre Mutter lächelte verständnisvoll.
    „Diese großen, dunklen, gut aussehenden Burschen sind meist unwiderstehlich, besonders wenn sie auch noch solche Schwerenöter sind.“
    „Das ist wohl die Untertreibung des Jahrhunderts.“
    „Na ja, etwas wirklich Schlimmes hat er eigentlich nie angestellt“, wandte Loretta ein. „Auch wenn er Emily und Adam so manches Kopfzerbrechen bereitet hat.“ Sie lachte. „Aber um seine Schwester hat er sich immer rührend gekümmert. Schon dafür mochte ich ihn. Und in dich war er ganz vernarrt.“
    Vanessa schnaubte verächtlich. „Brady Tucker war in alles vernarrt, was Röcke trug.“
    „Er war noch jung.“ Ihr wart alle noch jung, dachte Loretta und sah die attraktive, beherrschte Fremde an, die ihre Tochter war. „Von Emily weiß ich, dass er wochenlang wie ein geprügelter Hund herumgeschlichen ist, nachdem du … nachdem du mit deinem Vater nach Europa gegangen warst.“
    „Das ist lange her“, beendete Vanessa das Thema und stand auf.
    „Ich kümmere mich um das Geschirr.“ Loretta stellte rasch die Teller zusammen. „Es ist dein erster Tag daheim. Vielleicht hast du Lust, das Klavier auszuprobieren. Es würde mir Freude machen, dich wieder spielen zu hören.“
    „Gut.“ Vanessa wandte sich zur Tür.
    „Vanessa?“
    „Ja?“
    Würde sie sie je wieder „Mom“
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