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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman
Autoren: Claire Winter
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ihre Mutter entsetzt aus dem Zimmer flüchtete, da war es Cathleen gewesen, die zu ihr kam. Sie hatte die Arme um sie gelegt und es geschafft, ihr die Angst zu nehmen. Immer hatte sie an ihrer Seite gestanden. Niemals würde Amalia es ertragen, für ihr Unglück verantwortlich zu sein.
    Als diese bittere Erkenntnis sie erst einmal ganz erfasste, verstand sie, dass es keinen Weg zurück gab. Sie liebte Edward, doch sie durfte ihn nicht mehr sehen. Er würde es niemals akzeptieren, dass sie ging. Sie musste fort – noch heute. An einen Ort, an dem er sie nicht finden konnte. Amalia weinte, als ihr klar wurde, dass er das Kind, das sie unter dem Herzen trug, nie kennenlernen würde. Schließlich setzte sie sich an den Tisch und begann ihm einen Brief zu schreiben. Sie nahm die rote Dame, steckte sie in die kleine Samtschatulle, in der ihr Edward die Schachfigur ein zweites Mal geschenkt hatte, und legte sie zu dem Schreiben. Von Beginn an war es das Symbol ihrer Liebe gewesen. Er würde verstehen, was es bedeutete, wenn sie sie ihm schickte.
    Wie betäubt begann sie, ihre Sachen zusammenzupacken. Sie nahm die übrigen Schachfiguren und auch das Buch von Abbé de l’Epée, das ihr Edward erst vor Kurzem aus Devon mitgebracht hatte, und legte es mit in ihre Tasche. Sie schrieb auch ein paar Zeilen an Grace, die bei ihren Eltern weilte. Dann machte Sie sich auf den Weg zu Dr. Stevenson.
    Der Arzt, der selbst die Tür öffnete, sah sie erschrocken an.
    Ich brauche Ihre Hilfe.
    In dem Wohnzimmer, in dem Amalia ihm damals auch von ihrer Flucht berichtet hatte, erzählte sie ihm, was geschehen war. Dr. Stevenson wusste von Edward und auch von Cathleen, da sie damals nur ins Heim gekommen war, um der Hochzeit der beiden nicht im Weg zu stehen. Bestürzt vernahm er nun, dass Amalia und Edward sich in London erneut über den Weg gelaufen waren und sie schwanger war. Er blickte sie voller Mitleid an, und Amalia war ihm dankbar, dass er ihr keine moralischen Vorhaltungen machte.
    Ich muss fort von hier. Ich muss London verlassen, am besten ganz aus England weg. Für immer, bedeutete sie ihm.
    Er nickte. Sie kamen überein, dass sie bis zu ihrer Niederkunft an einem versteckten Ort bleiben müsse. Erst dann konnte sie eine neue Arbeitsstelle antreten, nach der er sich währenddessen für sie umhören würde.
    Ich habe Freunde in Schottland . Der Arzt schrieb ihnen einen langen Brief, den Amalia mitnehmen sollte.
    Die Nacht verbrachte sie in seinem Gästezimmer. Am nächsten Morgen nahm sie den Zug. Sie gab Dr. Stevenson den Umschlag für Edward. Werden Sie dafür sorgen, dass er das bekommt?
    Das werde ich!
    Ich danke Ihnen für alles, was Sie für mich getan haben , bedeutete sie ihm, und als sie ihn unter Tränen umarmte, wurde ihr bewusst, dass sie ein zweites Mal ein Leben hinter sich ließ.
    139
     
    E dward hatte seit dem frühen Abend auf sie gewartet. Schon den ganzen Tag war er beunruhigt gewesen. Er hatte erfahren, dass Cathleen in London gewesen war. Freunde hatten es ihm berichtet. Er befragte das Personal in seinem Stadthaus, in dem er kaum noch Zeit verbrachte, seitdem er die Wohnung angemietet hatte. Niemand wollte seine Frau gesehen haben. Eines der Dienstmädchen hielt seinen Fragen jedoch schließlich nicht stand und gab mit geröteten Wangen zu, dass Mylady am Dienstag hier gewesen, aber am frühen Morgen des kommenden Tages bereits wieder abgereist sei. Sie hätten versprechen müssen, ihren Aufenthalt geheim zu halten.
    Verwirrt versuchte Edward das Verhalten seiner Frau zu begreifen. Weshalb hatte sie nicht gewollt, dass er davon erfuhr? Dann erinnerte er sich, dass er in der Nacht, die er wie so viele andere mit Amalia verbrachte, nicht hier gewesen war. Cathleen hatte auf ihn gewartet … Eine tiefe Unruhe ergriff ihn. Wie es den Anschein hatte, war seine Frau danach noch einige Tage in London geblieben und hatte bei Freunden gewohnt. Bekannte hatten sie getroffen. Ahnte sie etwas? Was, wenn sie Amalia und ihn gesehen hatte? Seine Unruhe wollte nicht weichen, und als er später auf Amalia wartete und sie sich Stunde um Stunde verspätete, erfasste ihn eine zunehmend tiefe Besorgnis. Er fühlte sich an jenen Nachmittag in dem Cottage erinnert, als er vergeblich auf sie gewartet hatte. Etwas war erneut geschehen! Sie würde nicht kommen … Eine eisige Hand griff nach ihm. Er hoffte wider alle Vernunft.
    Der Morgen graute noch nicht, als er zu ihrer Wohnung fuhr. Er schlug laut gegen die Tür. Ihre
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