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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin
Autoren: Ellis Peters
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auch noch nicht versöhnt, so doch wieder zusammengeführt. Die Angelegenheit hätte auch sehr viel zerstörerischer und blutiger ausgehen können.
    Immerhin, es hatte Tote gegeben.
    Am darauffolgenden Tag würden auch die improvisierten Befestigungen des Lagers hinter ihnen abgebrochen werden, der Bauer würde mit seinen Herden auf seinen Hof zurückkehren und sich unbeirrt wieder seinem Land und dem Vieh widmen, genau wie es seine Vorfahren ein ums andere Mal getan hatten.
    Der Fürst würde sein Aufgebot zurück nach Carnarvon führen und dort all jene aus seinem Dienst entlassen, deren Land sich hier in Arfon und Anglesey befand, bevor er selber nach Aber weiterzog. Es hieß, er werde Cadwaladr erlauben, mit ihm zu kommen, und wer die beiden besser kannte, fügte noch hinzu, daß Cadwaladr schon bald zumindest einen Teil seiner Ländereien zurückerhalten würde. Denn Owain liebte seinen jüngeren Bruder trotz allem und konnte ihn nicht viel länger in Ungnaden halten.
    »Und Otir hat seinen Lohn«, sagte Mark, Gewinn und Verlust gegeneinander abwiegend.
    »Er war ihm versprochen.«
    »Ich mißgönne ihn ihm nicht. Es hätte weit teurer werden können.«
    Das hätte es allerdings, wenn auch zweitausend Silberstücke das Leben der drei jungen Männer nicht zurückkaufen konnten, die dort zu ihrem Begräbnis nach Dublin überführt wurden; auch das der beiden von Gwions Leuten nicht, die man tot aus der Brandung gefischt hatte, nicht das des eiskalt berechnenden, treulosen Bledri ap Rhys und schließlich auch nicht das Leben von Gwion selber mit seiner halsstarrigen, zerstörerischen Bündnistreue. Die eine Haltung hatte sich als so tödlich erwiesen wie die andere. Am Ende konnten auch all jene, die in diesem Jahr ihr Leben gelassen hatten, Anarawd nicht wieder lebendig machen, der letztes Jahr im Süden gestorben war – auf Cadwaladrs Befehl hin, wenn nicht gar von seiner Hand.
    »Owain hat einen Boten zum Kanoniker Meirion in Aber geschickt«, sagte Mark, »um ihn von der Sorge um seine Tochter zu erlösen. So wird er wissen, daß sie sich in Sicherheit bei ihrem Bräutigam befindet. Der Fürst sandte die Nachricht aus, gleich nachdem Ieuan sie mit ins Lager gebracht hatte.«
    Er spricht mit bewußt neutraler Stimme, dachte Cadfael, als stünde er, jedes Urteils sich enthaltend, abseits und betrachte die beiden Seiten eines vielschichtigen Problems gleichermaßen distanziert, eines Problems noch dazu, das er nicht lösen mußte.
    »Und wie hat sie sich in den wenigen Stunden hier verhalten?« fragte Cadfael. Mark mochte sich zwingen, sich aus all diesen Angelegenheiten herauszuhalten, aber er konnte nicht verhindern, daß er sah, was vor sich ging.
    »Sie ist im ganzen folgsam und still. Ieuan findet Gefallen an ihr. Auch dem Fürsten gefällt sie, denn sie ist, wie eine Braut sein sollte: unterwürfig und gehorsam. Ieuan sagt, sie war zu Tode geängstigt, als er sie einfach aus dem dänischen Lager fortholte. Jetzt fürchtet sie sich nicht mehr.«
    »Ich frage mich«, sagte Cadfael, »ob Unterwürfigkeit und Gehorsam die richtigen Eigenschaften für Heledd sind. Hast du sie je so gesehen, seit sie mit uns von Sankt Asaph kam?«
    »Seitdem ist viel passiert«, erwiderte Mark gedankenvoll lächelnd. »Sie mag genug vom Abenteuer haben und die Aussicht auf eine ruhige und vernünftige Ehe mit einem anständigen Mann durchaus begrüßen. Du hast sie gesehen.
    Gab sie dir irgendeinen Grund, zu zweifeln, daß sie zufrieden ist?«
    Und wirklich konnte Cadfael nicht behaupten, daß er in ihrem Verhalten auch nur eine Spur von Unzufriedenheit entdeckt hätte. Tatsächlich ging sie ihren selbsterkorenen Arbeiten lächelnd nach, bediente Ieuan heiter und geschickt und verbreitete um sich noch immer eine Art Leuchten, wie es keinesfalls von einer unglücklichen Frau ausgehen konnte. Was immer sie mit tiefer und ungetrübter Befriedigung in ihrer Seele bewegte, es beunruhigte sie ganz sicher nicht und machte sie auch nicht traurig. Heledd sah dem Weg, der sich vor ihr eröffnete, mit unverkennbarer Freude entgegen.
    »Hast du mit ihr gesprochen?« fragte Mark.
    »Dazu gab es noch keine Gelegenheit.«
    »Dann kannst du es jetzt versuchen, wenn du willst.«
    Cadfael wandte sich um und sah Heledd leichtfüßig über den Hügelkamm auf sie zukommen. Sie schritt zielstrebig aus und hatte das Gesicht gen Norden gewandt. Sie blieb auch nur kurz bei ihnen stehen, wie ein flatternder Vogel, den man in seinem Flug unterbrochen
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