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Die Schreckensteiner auf der Flucht

Die Schreckensteiner auf der Flucht

Titel: Die Schreckensteiner auf der Flucht
Autoren: Oliver Hassencamp
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Wampoldsreute war unbemerkt geblieben. Dank Bächles Blitzhaarschnitt hatte niemand Verdacht geschöpft.
    Pünktlich um halb sieben fuhr Schießbude mit Doktor Schülers Sportwagen vor. Der rasende Lateinlehrer wollte sich heraushalten. Durch die Lieder aus dem Bergischen Land verstand er sich mit Fräulein Doktor Horn zu gut, um unbefangen mitzumachen.
    „Das scheint mir aber ein sehr sportliches Fahrzeug zu sein“, sagte Fräulein Doktor Horn, als Schießbude ihr die Wagentür öffnete. „Fahren Sie nicht zu schnell!“
    Schießbude beruhigte sie und fuhr los.
    „Dann könnten wir jetzt die Ecke für die Band herrichten“, sagte Hans-Jürgen. „Gibt’s in dem Saustall überhaupt eine Steckdose für die Gitarre?“
    „Nichts wird gemacht“, entschied Ottokar. „Wie ich die Horn kenne, hat sie ihre Lehrerinnen verständigt. Die passen heute doppelt auf! Also: ein Abend wie jeder andere. Erst nach elf geht’s los. Wenn nichts dazwischenkommt.“
    Beim Abendessen war der Platz von Fräulein Doktor Horn leer. Sie sei in Neustadt, hieß es, und komme etwas später. Das klang glaubhaft. Zumindest für die Mädchen. In jedem Trimester fuhr Fräulein Doktor Horn ein-, zweimal nach Neustadt. Fritz brachte die Süßspeise aus der Küche — rote Grütze mit Vanillesauce — und stellte die Schüssel zwischen Dampfwalze und Ottokar auf den Tisch. „Telefon für dich“, sagte er, „in der Küche, dein Onkel!“
    Ottokar erschrak, beherrschte sich aber. Auch Stephan gab sich Mühe, gleichgültig zu schauen.
    Was konnte passiert sein? Hatte der Onkel das Telegramm nun doch nicht abgeschickt? Aber warum rief er dann ausgerechnet in der Küche an, die eine Extranummer hatte? Woher kannte er diese Nummer? Erst nach dem Essen tauchte Ottokar wieder auf. Er stellte beide Daumen hoch, als habe man bereits gewonnen.
    „Der Onkel hieß Rolle. Das Telegramm ist angekommen! Die Horn auch. Jean hat sie zuerst für die Gräfin gehalten! Drüben muss Nebel sein, so dick wie Kartoffelbrei.“ Stephan schlug vor Vergnügen um sich.
    „Mann! Dann kann sie heut nacht nicht zurück! Ist ja einsame Superklasse!“ Im Schweinestall setzte Ottokar seinen Bericht fort. Dampfwalze strahlte. Endlich verstand er die Zusammenhänge und wollte alles ganz genau wissen.
    „Wie ging’s weiter, als Jean gemerkt hat, dass sie nicht Mauersäges Schwester ist?“
    „Die Horn hält das Ganze für ein Missverständnis“, berichtete Ottokar, „dass wir dahinterstecken könnten, glaubt sie offenbar nicht. Dazu hat Waldmann den Jean zu gut imitiert. Und Schießbude hat sich auch prima rausgeredet. Er sei telefonisch gebeten worden, sie rüberzufahren. Von Jean. Hat er behauptet.“
    „Und Mauersäge?“ fragte Mücke. „Wie hat Mauersäge reagiert?“
    „Das erfahre ich erst später. Jedenfalls scheint er sie empfangen zu haben. Sie ist rein- und nicht wieder rausgekommen.“
    „Klar, bei dem Adelstick! Die bleibt so lang’s irgend geht“, stellte Andi fest. Die Tür ging auf. Sonja trat ein.
    „Da seid ihr ja! Dacht ich mir’s doch“, sagte sie atemlos. „Tolle Neuigkeiten. Passt auf: Mauersäge wollte den Rex sprechen. Aber weil der heute in Neustadt war, wegen der Heizung, hat er meinen Vater verlangt. Zuerst hat er ihm die ganze Geschichte erzählt mit dem Telegramm von seiner Schwester und dass aber die Horn erschienen sei und so weiter und ihn dann gefragt, ob er wüsste, wer sich am Telefon als Jean ausgegeben habe. Der Stimme nach müsse das ein Erwachsener sein! Daraufhin hat ihm mein Vater reinen Wein eingeschenkt...“
    „Das kann dumm ausgehen!“ unkte Andi.
    Sonja schüttelte den Kopf. Übergangslos ahmte sie Jean nach: „Herr Graf haben mit Fräulein Doktor Horn zu Abend gespeist und ihr für die Nacht eines der Fremdenzimmer angeboten!“ Die Ritter staunten nicht schlecht, als Sonja, wieder mit normaler Stimme, fortfuhr: „Und euch soll ich einen schönen Gruß vom Grafen sagen: Wenn ihr wieder mal so etwas vorhabt, sollt ihr ihn ruhig von Anfang an einbeziehen. Und noch etwas: Dem, der die Idee zu dem Streich gehabt hat, stiftet er eine Torte!“
    „Die kann er gleich an uns abschicken“, rief eine helle Stimme. Ingrid war mit Sophie und Beatrix unbemerkt hereingekommen. Dampfwalze räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen.
    „Du kriegst auch ein Stück. Ein ziemlich großes“, flüsterte er Ingrid zu. Nicht leise genug, wie sich herausstellte. Die Ritter grinsten und Beatrix sagte: „Die Torte ist ja
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