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Die schoenen Hyaenen

Die schoenen Hyaenen

Titel: Die schoenen Hyaenen
Autoren: Olivia Goldsmith
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sehr gern sogar.«
    Lachte er sie jetzt aus? Würde er sagen, daß sie nur eine Stümperin in dieser neuen Rolle sein und es auch nur als Zwischenstation betrachten würde?
    »Ich weiß, daß dich die Frage überrascht, aber ich habe wohl schon lange darauf zugesteuert.«
    »Den Eindruck habe ich auch.«
    »Ich wäre noch immer eine gute Krankenschwester. Natürlich muß ich mein Wissen auffrischen. Da habe ich eine Menge vergessen. Ich verstehe auch nicht viel Spanisch, außer dem, was Raoul mir beigebracht hat.«
    »Und das waren vorwiegend Flüche.«
    »Ja.« Sie holte tief Luft. »Ich könnte bei den Kindern helfen. Das weiß ich. Vielleicht nicht im Operationssaal. Erst nach den Operationen. Und ich könnte Rat geben und trösten und denen helfen, die keine Gesichter mehr haben. Ich kann sie ansehen, Brewster. Das bedeutet ihnen viel, wie du mir gesagt hast. Es ist so wichtig, wenn man einen Menschen kennt, der einen sieht, wie man wirklich ist.« Tränen traten in ihren Augen. »Darf ich zu dir kommen, Brewster?« flüsterte sie.
    »Willkommen an Bord«, antwortete er.

ANONYM II

    »Im Ernst! Ich würde alles hergeben, wenn ich dafür wieder anonym leben dürfte.«
    Kevin Costner
    »In Zukunft wird jeder fünfzehn Minuten lang weltberühmt sein.«
    Andy Warhol
    »Fünfzehn Minuten waren mehr als genug.«
    Jahne Moore

     

Hier bin ich wieder, Laura Richie. Natürlich war ich die ganze Zeit da, indem ich die Tatsachen berichtete und die Mosaiksteinchen der Geschichte zusammenfügte. Was für eine Story! Es ist nicht mein Verdienst, sie erfunden zu haben. Doch es ist meines, sie aufgezeichnet zu haben. Wer könnte so etwas schon erfinden? Ganz Amerika vergöttert drei falsche Sexidole: Eine, die es mit ihrem »Bruder« treibt, eine, die eine Art Frankenstein ist, und die dritte ist ein Mann! Man bräuchte dafür zu viele Ausrufungszeichen — ich gehe damit lieber sparsam um. Wie heißt es doch so schön? Das Leben schreibt die tollsten Geschichten. Sie können sich nicht beklagen, liebe Leserin: Für Ihre Mark haben Sie viel bekommen.
    Drei Jahre habe ich mit den Recherchen für dieses Buch verbracht. Erst dann hatte ich die Teile des Puzzles zusammen. Dafür werde ich kaum den Pulitzer- oder einen anderen Literaturpreis erhalten. Doch das Buch stellte schon eine einmalige Reportage dar. Und wenn mich die Kritiker kleinkariert, spießig und boshaft schimpfen — was sie mit Sicherheit tun — verdrücke ich eine heimliche Träne am Bankschalter, wo ich meine nächsten Autorentantiemen gutschreiben lasse. Einen Vorschuß in siebenstelliger Höhe hat man mir schon überwiesen. Nancy, meine Sekretärin, hat eine so große Prämie von mir bekommen, daß sie ein kleines Appartement in San Diego anzahlen konnte. Sie geht nächsten Monat in Ruhestand. Sie schreibt mir noch diese letzte Fassung meines letzten Buches. Ich habe nämlich auch keine Lust mehr auf den Schmutz, die Geheimnisse und die Skandale, von denen Amerika so gern liest.
    Doch Sie, verehrte Leserin, haben das Buch gekauft. Ich danke Ihnen dafür. Vielleicht erklären Sie den Kritikern und Reportern und Soziologen, woher die amerikanische Faszination am Klatsch über die Reichen und Berühmten stammt. Mir ist das ein Rätsel. Doch ich wußte, daß sich die Geschichte wie warme Semmeln verkaufen würde.
    Auch ich, Laura Richie, Klatschkolumnistin der Sonderklasse, hatte mit der Story so meine Mühe. Lila, das arme Ding, konnte nichts mehr sagen. Sie — oder er — war nach der verrückten Beerdigung eingeäschert und ihre Asche in der Gruft neben ihrem Vater beigesetzt worden. Also kam auf mich eine Wartezeit zu. Denn ohne Theresa brachte ich die Sache nicht zusammen. Zugegeben, das ist alles etwas makaber. Doch ich kenne mich mit den Gefeierten dieser Welt eben aus. Wenn sie einmal den Drogen Scheinwerferlicht und Ruhm verfallen sind, finden sie sich in der Dunkelheit nicht mehr zurecht. Darum ziehen sie letztendlich eine schlechte Presse dem Nichts vor. Ein Beispiel dafür ist auch Zsa Zsa Gabor.
    Theresa lebte monatelang in totaler Abgeschiedenheit. Doch nachdem sich die Skandalpresse beruhigt hatte und der schlimmste Sturm verebbte, nachdem Robbie fort war und Theresa niemanden mehr hatte, vor dem sie sich produzieren konnte, niemanden, den sie mit ihren Leiden beeindrucken konnte, langweilte sie sich entsetzlich.
    Das bewog sie am Ende zu sprechen. Vieles vom dem, was sie sagte, war gelogen, sollte vertuschen und war im Endeffekt Schrott. Doch sie
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