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Die Schöne und das Biest

Die Schöne und das Biest

Titel: Die Schöne und das Biest
Autoren: Emilia Jones
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bis sie ganz durchgeschwitzt und schmutzig war. Selbst dannhörte sie nicht auf. Erst als die Dunkelheit einsetzte, und das Ungeheuer hinter ihr auftauchte, hielt sie inne.
    Sie fiel aus der Hocke auf ihr Hinterteil. Noch am Boden drehte sie sich zu ihm herum. Die Ärmel ihres Kleides waren zerrissen und voller Erde. Mit angstvoll geweiteten Augen sah sie zu ihm empor.
    „Ich habe es versucht“, jammerte sie. „Aber ich konnte einfach nichts tun. Es ist wie verhext!“
    „Ja, das ist es“, gab das Biest zu. „Wenn die Letzte meiner Rosen stirbt, dann werde auch ich sterben. Das ist mein Schicksal. Das ist mein Fluch.“
    Belles Herz krampfte sich zusammen. Wie konnte es nur so etwas sagen! Natürlich würde es nicht sterben. Das würde sie nicht zulassen. Gerade jetzt, wo sie es lieb gewann. Das Biest war nicht länger nur ein Freund für sie. Da gab es viel mehr, was sie fühlte. Wie ein Schlag traf sie diese Erkenntnis.
    Wie mit einem Schlag ging auch das Biest in die Knie. Um ein Haar fiel es vornüber, so sehr schwankte es. Erschüttert von diesem Anblick fuhr Belle hoch. Sie sprang auf die Füße. Ihre Beine fühlten sich von der Arbeit steif und kalt an, aber sie schaffte es, ihr Biest zu erreichen.
    „Was ist mit dir? Steh auf!“ Sie startete den lächerlichen Versuch, ihm unter die Arme zu greifen. Es war jedoch viel zu groß und zu schwer für sie.
    „Ich sterbe, Belle“, sagte es nur. „Sieh meine Rosen, sie waren einmal so schön und jung wie du. Doch nun sie sind längst alle tot. Ich habe nur noch ausgehalten, um dir zu zeigen, dass ich kein so grässliches Ungeheuer bin, wie du vielleicht glaubst. Ich hatte gehofft, du würdest merken, wie viel mir deine Gesellschaft bedeutet. Wie viel mehr ich für dich fühle, seit ich dich zum ersten Mal sah.“
    „Aber ich habe nicht geglaubt, dass du ein grässliches Ungeheuer bist!“ Belle packte es am Arm. Vielleicht konnte sie es durch energisches Ziehen zum Aufstehen bewegen. „Und jetzt komm. Steh auf.“
    Schwer atmete das Biest aus, ehe es zur Seite kippte und reglos am Boden liegen blieb.
    „Nein!“ Belle erbleichte. „Du darfst nicht sterben! Du darfst mich jetzt nicht alleine lassen!“ Sie rüttelte an seinem gewaltigen Oberkörper,konnte ihn jedoch kaum in Bewegung bringen und erst recht nichts dadurch ausrichten.
    „Nein“, wiederholte sie keuchend und legte den Kopf seitlich auf seinem Brustkorb ab, um dem Schlagen seines Herzens nachzulauschen. Aber da gab es nichts zu lauschen. Das Ungeheuer lag ruhig und starr unter ihr.
    „Warum jetzt?“, weinte sie. „Ich ... ich liebe dich doch.“ Sie versteckte das Gesicht hinter ihren Handflächen, während die Tränen heiß über ihre Wangen hinabkullerten. Nun glaubte sie alles verloren ...
    Doch als Belles Tränen auf dem schwarzen, steinigen Boden aufkamen und darin versiegten, entsprangen an eben diesen Stellen winzige Funken. Sie breiteten sich aus. Bald zogen sie sich über das gesamte Rosenbeet und erleuchteten die Erde. Belle nahm verblüfft die Hände vom Gesicht. Was geschah hier?
    Ein Lichtermeer entstand, das über ihren Kopf hinauswirbelte und schließlich den Körper des Ungeheuers umschloss. Es bewegte sich. Belle konnte es nicht fassen. Funken prasselten nieder und versetzten den Körper in Zuckungen. Viel merkwürdiger war jedoch das, was noch folgte. Belle war ganz sicher, dass sie nun den Verstand verloren haben musste. Denn das, was sie jetzt beobachtete, konnte unmöglich den Tatsachen entsprechen. Der gewaltige Leib des Ungeheuers schrumpfte um fast die Hälfte. Die Haare zogen sich in die Haut zurück. Er verformte sich, und als das Licht wieder schwächer wurde, und die Gestalt vor ihr sich aufrappelte, erkannte Belle in ihm Philippe.
    „Du hast mich erlöst.“ Er stand auf und kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu. Doch Belle starrte ihn nur ungläubig an.
    „Du hast den Fluch gebrochen, der mich Nacht für Nacht in den Körper eines schrecklichen Ungeheuers verbannte.“
    Sie wusste nicht, wie ihr geschah, als er sie plötzlich an sich riss und mit beiden Armen fest umschlag. Er küsste sie, und sie ließ ihn gewähren. Tausend Schmetterlinge tanzten in ihrem Bauch, während sie dort beieinander standen.
    Nach einem unendlich langen Moment, in dem Belle versucht hatte, das alles zu begreifen, wandte Philippe sich ihr zu und erzählte ihr seine Geschichte. Seine Mutter — die Comtesse, die zur Hälfte Feenblut besaß und somit gewisser Zauberkräfte
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