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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin
Autoren: Celeste Bradley
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    »Nein«, platzte sie heraus.
    »Das bezweifle ich. Wollen Sie nicht ein für alle Mal herausfinden, wer der beste Liar ist?«
    Rose wusste, wer der beste Liar war, aber sie wollte ihm nicht die Genugtuung verschaffen, seinem dreisten Drängen nachzugeben. Falls er sich je dazu entschloss, sich ganz auf den Club einzulassen, würde keiner mehr irgendwelche Zweifel hegen, wer der beste Liar aller Zeiten war.
    Doch während der vergangenen Monate war der Samen der Hoffnung, der sie all die Jahre über beschützt hatte, zu strahlendem Stolz erblüht. Er war gut, aber vielleicht, nur vielleicht, war sie es auch.
    Ihr Zögern brachte ihn zum Grinsen. »Ich fordere Sie, verdammt nochmal, heraus.«
    Die kindische Provokation stachelte lediglich ihre frisch entdeckte Selbstachtung an. Und die würde sie sich von einem arroganten, leichtlebigen Flegel wie Collis Tremayne nicht nehmen lassen.
    Sie reckte das Kinn und sah ihn kühl an. »Also gut, Blaublüter. Los, kämpfen wir!«

    Sie begannen mit den Säbeln. Rose hatte es, zu Collis Erstaunen, so entschieden. Aber Rose war sich unzweifelhaft der Tatsache bewusst, dass sie seiner Kraft nur standhalten konnte, solange sie noch einigermaßen frisch war. Die leichteren Waffen kamen später.
    Collis musste sich eingestehen, dass sie ihn überrascht hatte, als sie seine Forderung angenommen hatte. Rose reagierte auf seine Neckereien normalerweise, indem sie den Kopf in den Nacken warf und Verachtung vorschützte, während ihre hellen Wangen sich zart röteten.
    Doch jetzt zwang sie ihn, Farbe zu bekennen, und er würde seine männliche Ehre bei einem Waffengang verteidigen müssen. Wenn sein Fechtlehrer ihn jetzt gesehen hätte, wie er ein Mädchen forderte! Collis grinste, als Rose ihm seinen Säbel zuwarf, Heft voran. Er fing ihn geistesabwesend auf und spürte das Metall kalt in der Hand liegen, während Rose Verteidigungsposition bezog.
    »Nehmen Sie es nicht so schwer, wenn Sie verlieren, Wildrose«, neckte er sie. »Ich erzähl es auch keinem.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Große Klappe, aber nichts dahinter, Tremayne.«
    Oh, das hatte gesessen. Collis trat vor und ließ die Klinge durch die Luft sausen. Sie hob die ihre und parierte, und Collis sah, wie ihre Augen sich weiteten, als sie die Kraft seines Hiebes spürte.
    Er kam sich mit dem Säbel immer noch etwas unbeholfen vor, ohne den linken Arm zum Balancehalten. Aber wie auch immer, das hier war kein eleganter Schaukampf. Die Liars lernten, Waffen alleine zum Töten oder zur Selbstverteidigung einzusetzen. Es gab keine Regeln, nur dass die Krone siegen musste. Auch wenn Rose höllisch schnell war, körperlich hatte sie ihm kaum etwas entgegenzusetzen.
    So träge sein linker Arm auch sein mochte, der rechte war so stark wie eh und je. Er gab kein Pardon, und so hieb er mit der stumpfen Klinge auf sie ein, bis sie unter dem gepolsterten Anzug, den sie übergezogen hatte, vermutlich schwarz und blau war. Irgendwann zögerte er mitten im Schwung, weil sie ihm langsam leidtat -
    Worauf sie ihn mit einer hübschen Säbeldrehung konterte, die ihm die Klinge aus der Hand riss und in eine dunkle Ecke fliegen ließ. Collis erstarrte vor Erstaunen und stierte mit offenem Mund die leere Hand an.
    Rose wusste, dass sie einen unmittelbaren Gegenangriff hätte starten müssen, aber sie stand nur mit hängendem Säbel da, während ihre Brust sich wie wild hob und senkte. Kurt hatte ihr den Trick erst gestern gezeigt, und sie hatte nach der Abreibung, die Collis ihr verpasst hatte, nicht mehr die Kraft, ihn auszuführen. Er hatte keinerlei Zugeständnisse gemacht und seine körperliche Überlegenheit offen gegen sie ausgespielt, wodurch sie sich sonderbarerweise sehr verletzt fühlte.
    Rose ging zum Waffenregal, und hängte Säbel und Montur auf. Vor ein paar Stunden hätte sie seinen Säbel vermutlich mit aufgeräumt, und wenn auch nur, um Collis den Schmerz der Niederlage zu versüßen. Jetzt straffte sie, der Erschöpfung zum Trotz, die Schultern und drehte sich zu ihm um.
    »Sind wir fertig?«
    Er wischte sich mit der guten Hand die Haare aus der Stirn und grinste sie an, wobei die weißen Zähne im gebräunten Gesicht aufleuchteten. »Was denn, Wildrose? Haben Sie Angst, dass Sie’s nicht nochmal schaffen?«
    So schnell, wie der schwelende Zorn in ihr überkochte, fasste sie schon hinter sich ins Regal und schleuderte ein Wurfmesser durch die Luft, das mit bebendem Schaft zwischen Collis und ihr in der strohgefüllten
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