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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
Autoren: Ilkka Remes
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ist 1989 dorthin geflohen, nachdem er mir und meinen Kollegen seinen Tod vorgetäuscht hat.«
    Riku wurde schwindlig. Darauf konnte er nichts erwidern.
    »Hätten wir damals gewusst, dass Ralf Tanner noch lebt, hätten wir ihn erpresst, indem wir dich und deine Mutter bedroht hätten. Das war deinem Vater klar, er konnte keinen Kontakt zu euch aufnehmen, ohne euch zu gefährden. Durch seine Habgier und wegen seiner Kontakte hat er sich in ein viel zu gefährliches Spiel verstrickt.«
    Riku war wie hypnotisiert, er wollte mehr hören, andererseits hatte er das Gefühl, mehr gar nicht ertragen zu können.
    »Auf seine alten Tage hat er uns jetzt noch ein bisschen mit dem Funkauslöser helfen müssen. Er war wenig kooperationsbereit, bis wir ihm ein paar Fotos von dir und deinem Sohn gezeigt und ihm erzählt haben, was euch passieren wird, wenn er die kleine technische Herausforderung nicht besteht. Besonders die Nachricht über seinen Enkel schien ihn motiviert zu haben.«
    Riku musste gegen die Tränen ankämpfen. »Wer … Unter welchem Namen lebt er in Brasilien?«
    »Alle Tanners sitzen jetzt in einem Boot, und wenn es ins Schwanken gerät, wird es kentern. Und ihr müsst alle ertrinken. An deiner Stelle würde ich mich damit begnügen, den Vater in guter Erinnerung zu behalten. Aber aus meiner Sichtist es natürlich besser, wenn der Betonring, der dich in die Tiefe reißt, besonders schwer ist, falls unser Geheimnis nicht gewahrt wird … Er nennt sich Gustav Berglund, ist schwedischer Staatsangehöriger und wohnt in São Paulo.«

71
    Bereitschaftsleiter Timo Vuorenpää vom Strahlenschutzzentrum blickte auf den großen Bildschirm mit der Karte Südwestfinnlands.
    Das Programm für die Berechnung der Ausbreitung und Dosis der Emission zeichnete eine Verlaufsvorhersage auf die Karte. Demnach bewegte sich die keilförmige radioaktive Wolke von Olkiluoto aus in Richtung Meer und die Küstenregion. Die nächstgelegenen größeren Wohngebiete waren die Kommune Eurajoki in sechzehn Kilometern Entfernung und die Stadt Rauma, die dreizehn Kilometer vom Kernkraftwerk entfernt lag.
    Innerhalb der Fünf-Kilometer-Schutzzone lebte ein Teil der Menschen auf Schären, weshalb sie nicht so rasch gewarnt und nur langsam evakuiert werden konnten. In der Notstandsplanungszone, die einen Radius von zwanzig Kilometern hatte, lebten etwa sechsundvierzigtausend Menschen. Zum Glück drückte der Wind aus südlicher Richtung die Emissionswolke aufs Meer hinaus, weshalb die bevölkerungsreiche Region Turku nicht bedroht war.
    »In dieser Region scheint die resultierende Dosis laut Schätzprogramm bei Erwachsenen unter hundert zu liegen, das gilt aber nicht für Kinder«, sagte Vuorenpää und zeigte mit dem Cursor auf die Stadt Rauma.
    Ab einhundert Mikrosievert mussten umfangreiche Maßnahmen ergriffen werden. Mit dem Programm zur Schätzung der Strahlendosis versuchte man bei Reaktorunfällen eine schnelleVoraussage der Dosen in der Umgebung zu erzielen, aber die entscheidenden Berechnungen wurden von Hand überprüft. In der aktuellen Situation war jede Berechnung der radioaktiven Dosis nur provisorisch möglich, denn es fehlten Grundwerte – man kannte die meteorologischen Voraussetzungen, aber man brauchte auch Daten über die Dauer, die Höhe und die Menge der Emission.
    »Was ist da eigentlich passiert?«, fragte Vuorenpää den Forschungsleiter der Strahlenschutzbehörde.
    »Ich habe gerade mit Betriebsleiter Siekkinen gesprochen. Er befindet sich in der Klinik. Als es zum Unfall kam, war er in der Schaltzentrale. Er kann sich nicht erklären, was die Explosion ausgelöst haben könnte. Ein EPR-Reaktor kann nicht detonieren, trotzdem ist es passiert, und zwar mit enormer Wucht. Ich finde dafür keine andere vernünftige Erklärung als Sabotage. Eine Bombe.«
    »Das muss dann aber eine wirklich kolossale gewesen sein. Zig Tonnen TNT. Eine LKW-Ladung. So etwas ist kaum denkbar. Außerdem: Welche Terroristen sollten ausgerechnet in Finnland ein Attentat verüben?«
    Vuorenpää wusste, dass auch manch konkretere technische Frage ohne Antwort bleiben würde. Das Innere des Reaktorgebäudes war vollkommen zerstört. Man würde die Stellen, an denen Strahlung austrat, stopfen und den gesamten Atommeiler mit Beton ausgießen. Wegen der hohen Strahlenbelastung auf der Insel Olkiluoto würde man auch die Blöcke eins und zwei für immer stilllegen müssen. Die Zwischenlagerbecken für die abgebrannten Kernbrennstäbe mussten geleert und
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