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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel
Autoren: Corina Bomann
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Ehemann Philipp mit dieser Frau gesehen. Es gehörte zu seinem Job, geschäftliche Besprechungen auch nach Feierabend zu führen. Doch es gehörte nicht dazu, seine Gesprächspartnerin leidenschaftlich zu küssen und dabei begehrlich über ihren Busen zu streicheln.
    Wär ich doch bloß zu Hause geblieben, dachte Diana, während sie sich aufsetzte und die Blutergüsse an ihren Armen betrachtete. Aber nein, ich muss in unser Stamm-Restaurant gehen, weil ich der Meinung bin, mir nach dem harten Arbeitstag etwas Besonderes gönnen zu müssen.
    Während sie vom Sofa aufstand und versuchte, ihre müden Knochen in Bewegung zu bringen, ließ sie den vergangenen Abend noch einmal Revue passieren.
    Natürlich hatte sie nicht den Mut gehabt, Philipp noch im Lokal zu konfrontieren. Sie war, ohne dass er es mitbekommen hatte, nach Hause gelaufen, hatte wütend die Tür zugeschlagen und sich dann weinend auf das Sofa geworfen. Wie konnte er ihr das nur antun!
    Nach einem kurzen Heulkrampf war sie schließlich im Haus auf und ab gelaufen, gequält von unzähligen Fragen. Hatte es Hinweise gegeben? Hätte sie es ahnen können? War alles nur ein Irrtum und der Kuss nur ein ganz harmloser Kuss gewesen?
    Nein, dieser Kuss war alles andere als harmlos gewesen. Und wenn sie ehrlich war, hing das Schiff ihrer Ehe schon eine ganze Weile in Schieflage und wartete nur auf eine Bö, die es kentern ließ.
    Tausend Flüche waren ihr durch den Kopf geschossen. Vorhaltungen, Drohungen, Beschimpfungen, Forderungen. Als Philipp dann vor ihr stand, mit klirrenden Schlüsseln in der Hand, waren ihre Vorsätze, ihm eine Szene zu machen, dahin. Stattdessen hatte sie ihn nur angesehen und seelenruhig gefragt, wer die Frau gewesen sei, die er in leidenschaft­licher Umarmung festgehalten hatte.
    »Schatz, ich … sie …«
    Seinen Beteuerungen, dass sie nur eine Bekannte sei, hatte sie keinen Glauben geschenkt. Es war eine von Dianas Gaben, Lügen zu erkennen. Schon als Kind hatte sie stets gewusst, wer ihr nicht die Wahrheit sagte. Manchmal hatte sie sogar ihre Großtante Emmely dabei ertappt, dass sie etwas vor ihr verheimlichte.
    »Verschwinde!« Das war das einzige Wort gewesen, das sie herausbringen konnte. Verschwinde. Dann hatte sie sich umgedreht und war in den Wintergarten gegangen. Während sie an ihrem Spiegelbild vorbei auf den mondbeschienenen Garten geblickt hatte, war hinter ihr die Tür ins Schloss gefallen.
    Das wäre der richtige Augenblick gewesen, um ins Bett zu gehen und ihren Kummer ins Kissen zu weinen. Doch Diana hatte anders reagiert.
    Im Nachhinein fand sie es selbst schockierend. Ausgerastet war sie bisher noch nie. Es hatte mit einer Vase begonnen, die sie mit einem Wutschrei an die Wand warf. Dann waren die Stühle aus der Essecke gefolgt. Mit aller Kraft hatte sie sie durch den Raum geschleudert und dabei den gläsernen Couchtisch sowie die Vitrine mit Philipps Preisen zertrümmert. Eine Flasche Single Malt Whisky hatte ebenfalls dran glauben müssen. Der goldbraune Inhalt war jetzt auf dem Teppich angetrocknet.
    Vielleicht hätte ich ihn besser trinken sollen, dachte Diana sarkastisch. Dann müsste ich unserer Versicherung nicht erklären, was hier vorgefallen ist.
    Die Scherben funkelten sie böse an und knirschten unter ihren Schuhen, als sie den Raum durchquerte. Ein Bad würde ihre Seele wieder ins Gleichgewicht bringen und ihr die Möglichkeit geben, ihre Gefühle zu ordnen.
    Nachdem sie sich ausgezogen hatte, betrachtete sie sich im Spiegel und kam sich dabei lächerlich vor. Hatte sie es nötig, sich zu fragen, was die andere hatte und sie nicht?
    Ihre sechsunddreißig Jahre sah man ihr nicht an, wer sie nicht kannte, schätzte sie auf Ende zwanzig. Die grauen Haare, mit denen man laut Werbung schon ab Mitte dreißig rechnen musste, waren bisher noch ausgeblieben. Makellos schwarz floss ihr Haar über ihre Schultern, die ebenso wie ihre Arme bereits den sommerlichen Goldton angenommen hatten, um den sie ihre weiblichen Angestellten und Freundinnen stets beneideten. Der Rest ihres zwar nicht durchtrainierten, aber dennoch schlanken Körpers war heller, dürstete geradezu nach einem Aufenthalt am Strand, um sich farblich ihren Gliedmaßen angleichen zu können.
    Urlaub , dachte sie seufzend, als sie die Duschkabine betrat. Vielleicht sollte ich eine Reise machen, um diesen ganzen Mist zu vergessen.
    Unter den lauwarmen Strahlen der Dusche erwachten ihre Sinne wieder, doch leider auch das nervöse Brennen in ihrer
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