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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition)
Autoren: Marion Schreiner
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vorweg. Ihre Anspannung ließ die Schlagadern am Hals anschwellen. Sie sahen meinen bloßen, blutenden Körper und registrierten schluckend das Ausmaß der Verwüstung. Durch Blicke führten sie eine kurze Absprache. So schlich der junge Polizist linksseitig zur Tür und der bedeutend ältere rechtsseitig. Zugleich schwangen sie ihre Waffen hinein und bezogen Stellung in der Scheune, um Danes Versteck auszumachen. Ein plötzlicher Schrei ließ den älteren Polizisten herumfahren, und er musste mit ansehen, wie sich eine Sense in den Hals seines Kollegen einschnitt und gut die Hälfte seiner Kehle offenlegte. Im Nachhinein konnte der ältere Polizist nicht mehr sagen, was ihn hatte feuern lassen – war es der Schock, die Angst oder die reine Panik vor dem grausamen Anblick?
    Sieben Schüsse peitschten über die Farm. Die Richtung stimmte, aber er konnte nicht feststellen, ob sie Dane oder seinen Kollegen getroffen hatten. Das Bild des Grauens ließ ihn durchdrehen. Er wollte nach Beendigung der Schusssalve wegrennen, aber er sah Danes Körper neben dem seines Kollegen zusammensacken. Dennoch wagte er es nicht, sich den Körpern zu nähern. Sein rasender Atem ließ nur noch den Gang zum Wagen zu, wo er über Funk heulend und flehend Hilfe anforderte. Sein Mut war gebrochen. Er getraute sich weder Danes vermuteten Tod zu prüfen, noch sich meiner Situation anzunehmen.
     
    Zwei Krankenwagen mit vier Sanitätern und einem Notarzt erschienen zwanzig Minuten später auf der Farm. Kurze Zeit später folgten drei Feuerwehrwagen, die sich um das Feuer vom Farmhaus kümmerten. Der Notarzt stellte sowohl bei mir als auch bei Dane Atmung und Reflexe fest und bettete uns, mit Infusionen versorgt, auf die Transportliegen.
    Da lagen wir – wieder nebeneinander – an der Endstation unserer Freundschaft.
    Dem jungen Polizisten war eindeutig die Kehle durchschnitten worden und somit nicht mehr zu helfen. Der Ältere schrie zu Recht den Sanitätern nach: „Lasst das Schwein sterben!! Wieso helft Ihr ihm?“
    Alle an der Rettungsaktion Beteiligten zeigten Verständnis für diese Reaktion und keiner gab Wiederworte.
    Vom Farmhaus blieb nicht viel übrig. Es ließ sich genauso wenig retten wie einst die alte Scheune. Erst viele Stunden später konnten die Feuerwehrleute die verkohlte Leiche von Sergeant Bucks bergen. Seine Frau erlitt, nachdem ihr die Nachricht seines Todes mitgeteilt wurde, eine Fehlgeburt im fünften Monat. Seitdem befindet sie sich in psychologischer Behandlung.
     
    *
     
    Ich erwachte in einem ruhigen, weißen Raum und konnte mich an nichts erinnern. Der Geruch von Desinfektionsmittel machte mich wach. Ich ließe all die dreckige Luft, die sich mir unbarmherzig auf dem Weg zur Scheune in meine Lunge gefressen hatte, mit einem Stoß aus mir heraus und musste stark husten. Eine Schwester eilte herein und gab mir ein Glas Wasser. Meine ersten Worte fielen aus mir heraus: „Wo bin ich? Wie komme ich hierher?“
    Die Schwester beruhigte mich mit den Worten: „Ruhig, Dr. Clark. Es ist alles in Ordnung. Sie haben einen Schock erlitten und sind im Krankenhaus. Ihre Frau ist auch da. Sie ist gerade bei Dr. Bigger, dem Chefarzt. Sie wird gleich zu Ihnen kommen. Bleiben Sie mal ganz ruhig, es kommt alles wieder in Ordnung.“
    „Meine Frau?“, fragte ich. „Ich habe eine Frau?“
    „Ja, Linda McFourson“, sagte sie und lächelte mich an.
    Ich schloss meine Augen und versuchte in mich zu kehren. Die Schwester erzählte mir oberflächlich von den Geschehnissen. Sie wollte mich nicht beunruhigen und ließ für mich beunruhigende Details weg. Ein bisschen konnte ich mich erinnern. Dann brach die ganze Szene wie gegenwärtig über mich herein. Ich schrie! Ich glaube, ich habe das ganze Krankenhaus zusammengeschrien. Eine zweite Schwester kam hinzu, und beide redeten solange auf mich ein, bis ich mich wieder beruhigte. Dafür überkam mich ein neuer Hustenreiz. „Aber Dane! Was ist mit ihm?“, fragte ich hektisch. Mein Bein schmerzte.
    „Ach, Sie meinen den anderen verletzten Patienten, der mit Ihnen eingeliefert worden ist? Oder den Toten?“
    Meine Gedanken wanderten wild zwischen den Worten Toten und Verletzten hin und her. Ich musste erfahren, was aus Dane geworden war. Mein Körper zitterte. Ich wurde wieder panisch. Alles kam durcheinander. Ich durchlebte plötzlich die furchtbare Vorstellung, Dane könnte jeden Moment in mein Zimmer kommen und mich töten.
    Meine Zimmertür öffnete sich plötzlich, und ich war
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