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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Autoren: Licia Troisi
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stillhalten, du Giftnatter!«, rief der Mann, der sie festhielt, während sein nach Bier stinkender Atem warm über ihr Gesicht strich. Sosehr Dubhe auch versuchte, sich zu befreien, ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen. Fast schon erwartet traf sie der Schlag in den Nacken, der alles um sie herum auslöschte.
    Drei Wochen zuvor waren sie zu Pferd aufgebrochen, Dubhe voran und Theana hinter ihr her. In den ersten Tagen wechselten sie kein Wort miteinander. Sie machten Rast, wenn Dubhe es für richtig hielt, und aßen dann schweigend, wobei jede versuchte, dem Blick der anderen auszuweichen. Früh am Morgen, wenn Dubhe im Dickicht des Waldes verschwand, um ihre Übungen zu machen, stand auch Theana auf, holte ihre Bücher hervor und lernte. Sennar hatte ihr die Werke gegeben, in denen alle Zauberformeln standen, die sie für den Ritus beherrschen musste, jenen Ritus, der Dubhe vom Joch des Fluches befreien sollte. Auch wenn sie ihr Lager aufschlugen, saß Theana immer über ihre Bücher gebeugt da, las hochkonzentriert und unterstrich gewissenhaft die wichtigsten Stellen auf den Pergamentseiten.
    Je länger Dubhe ihre Reisegefährtin beobachtete und zu verstehen versuchte, desto klarer wurde ihr, dass Theana ein völliges Rätsel für sie war, so als gehöre sie einer anderen Rasse an. Es war nicht die gewohnte Distanz, die sie von allen anderen Menschen trennte. Es war mehr. Etwas anderes.
    Während der letzten Sitzung des Rats der Wasser war sie überzeugt gewesen, sie einschätzen zu können. Theana war einfach nur eine junge, sehr behütet aufgewachsene Magierin, hatte sie gedacht, an ein Leben voller Müßiggang gewöhnt und mit allen typisch weiblichen Eigenschaften ausgestattet, mit anderen Worten, die perfekte Frau an Lonerins Seite.
    Dann jedoch hatte es sich Theana in den Kopf gesetzt, sie bei ihrer Mission zu begleiten, und nun saß sie da, mit Blasen an den Füßen vom langen Laufen, klagte aber nicht. Was mochte eine Frau wie sie dazu bringen, eine Mörderin zu begleiten, einen Menschen, dem gegenüber sie zudem noch einen tiefen Groll empfand? Wenn sie Theana so versunken am Feuer sitzen sah und ihre Formeln sprechen hörte, musste sie manchmal an Lonerin denken. Auch die gemeinsame Reise mit ihm hatte im Zeichen des Schweigens begonnen. Dennoch hatte sie auch etwas verbunden, etwas, das dafür sorgte, dass sie sich mit der Zeit näher gekommen waren, zu nahe sogar. Was aber hatte sie mit diesem Mädchen hier gemeinsam? Seit sie den Abschiedsbrief ihres Meisters im Dorf der Huye zurückgelassen hatte, kam sich Dubhe innerlich betäubt und verlassen vor. Aber zu lange hatte die Erinnerung an ihn ihre Sehnsucht nach Zuneigung erfüllt und war ihre einzige tiefere Verbindung mit anderen Menschen gewesen. In der Leere, die danach entstanden war, flammte nun auch immer wieder die Erinnerung an Lonerin auf, an seine Küsse, seine Worte. Eine Erinnerung, die in mancher Hinsicht peinlich war, aber auch unendlich süß. Mit den Jahren würde sich die Trauer vielleicht legen, und auch die Schuldgefühle, und zurückbleiben würde ein ferner Traum, der ihr in Augenblicken größter Einsamkeit Gesellschaft leisten könnte. Aber wenn sie etwas gelernt hatte aus dieser Geschichte, dann die Erkenntnis, dass ihr ein einsames Leben vorherbestimmt war. Niemand auf der ganzen Welt würde die Last ihrer Sünden mit ihr teilen können, und Lonerin war da keine Ausnahme. Vielleicht hätte der Meister es vermocht, doch der hatte einen anderen Weg gewählt.
    Sie war überzeugt, dass ihre Zukunft, falls sie überhaupt eine hatte und den Fluch überlebte, nur aus einer endlosen Aneinanderreihung trüber Tage, abgeschottet von der Welt, bestehen konnte. Denn auf die große Frage, die sie mit sich herumschleppte, seit sie damals als achtjähriges Mädchen Gornar unabsichtlich im Spiel getötet hatte, hatte sie noch immer keine Antwort gefunden. Schon vom ersten Abend an spürte Dubhe, dass mit Theana irgendetwas nicht stimmte. Die Magierin hatte seltsame Angewohnheiten, die sie vor ihr zu verbergen versuchte. Stets vor ihr selbst legte sie sich zum Schlafen nieder, wickelte sich dazu fest in ihren Umhang ein und tat bald so, als sei sie eingeschlafen. Aber Dubhe wusste sehr genau, dass sie nur so tat, kümmerte sich aber anfangs nicht darum. Irgendwann aber wurde die Neugier zu groß, und sie blieb wach, um Theana zu beobachten. Sie traute dieser Frau nicht, vielleicht weil sie ebenfalls Lonerin geliebt hatte. Es war schon lange
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