Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
könnten wir die Königin darum bitten, a b er … «
    Er brauchte nicht weiterzusp r echen. Wenn die Königin zugab, daß die Kopie von ihr stam m te und sie daher ebenfalls um das Ko m plott gewußt haben m ußte, wäre der König, der wie i mm er, wenn e r in die Enge getrieben wurde, nach Perso n en suchte, an denen er seine ohn m ächtige Wut auslassen konnte, nur a l lzugern bereit, es sie entgelten zu lassen.
    »Das ist nicht nötig«, sagte Richelieu. » W ir haben immer noch Monsieur. Unser geschätzter Gaston hat die letzten W ochen da m it verbracht, von Grenzfestung zu Grenzfestung zu ziehen, immer auf dem Sprung in d i e s p anischen Nied e rlande, f alls w i r die Armee hinter ihm herschicken. Es ist jetzt an der Zeit, ihn von seiner Angst zu erlösen und ihm klarzu m achen, daß er nur die Korrektheit der Vertragsko p ie zu bestätigen braucht. Dann kann er sich wieder in seine Schlösser an der Loire zurückziehen und auf das nächste Ko m plott warten.«
    Mazarin nickte. »Ich werde die betreffenden Instruktionen weitergeben, Monseigneur.« Er blickte auf und lächelte. »Und da kommt Mada m e la Duchesse, um m i ch hinauszuwerfen.«
    »Euch zu entlasten, Monsieur le Cardinal«, verbesserte Marie, aber er sp ü r te, daß ihr heute nicht nach S cherzen z u mute war. S i e m ußte etwas auf dem Herzen haben. Er verbeugte sich, flüsterte »Viel Glück dabei, Mada m e« und e m pfahl sich.
    »Ich habe E uch neuen Kräutertee gebracht, nachdem Ihr d e n letzten nicht ausgetrunken habt«, sag t e Marie, als er gegangen war.
    »Eine Freiheit, die m an sich neh m e n kann, wenn m an die Anordnungen der Ärzte nicht m e hr zu befolgen braucht, weil sie ohnehin nutzlos sind. Aber Ihr seid doch nicht gekom m e n, um über Medika m ente zu sprechen, ma nièce.«
    »Nein. Die Herzogin von Gonzaga war hier. Wäre es m öglich, alles, was sie ko m pro m itti e rt, aus d e m Prozeßmate r ial zu e nt f ernen, Monseigneur ? «
    Er erwiderte nichts, wöl b te nur eine Augenbraue.
    »Es würde nie m and e m et was nützen, sie zu belasten.«
    »Sehr wahr. Die kö n igliche Fa m il i e hätte dann eine Möglichkeit weniger, durch Heiraten Bündnisse zu schließen. Aber m ich wundert, daß Ihr Euch so für die Herzogin erwär m t, Nichte.«
    Sie begann, die Kissen auszuschütteln, auf denen er lag. »Die Marquise d’Effiat war hier«, sagte sie d abei, » m it ihrer Tochte r , wie jeden Morgen. Ich verstehe, daß Cinq Mars verurteilt werden m uß, Monseigneur, und seid versichert, ich weine ihm keine Träne nach. Aber er hat schon genug Unheil unter den Unschuldigen angerichtet. Wenn ich seiner Mutter und seiner Schwester nicht helfen kann, dann wenigstens seiner Verlobten. So, nun könnt Ihr Euch wieder zurücklehnen.«
    Er hielt ihren A r m fest. »Marie«, sagte er, »es besteht kein Grund, m i ch anzulügen.«
    Sie ließ sich auf den Sche m el sinken, wo vorher Mazarin gesessen hatte. »Es tut m i r leid, Monseigneur.«
    Er hielt sie noch ein w e nig länger f est, dann l ö ste e r s eine Hand von ihrem Handgelenk, seufzte und lehnte sich zurück.
    »In der Tat, er hat schon genug Unh e il angerichtet. Die Fürstin Marie-Louise ist m ir gleichgültig. I h r könnt Chavigny sagen, er soll ihre Brie f e ins F euer wer f en . «
    »Danke«, sagte sie, griff nach dem Tablett, das sie h i nter si ch abgestellt h atte, nahm Tasse und Tee k anne und s p ürte, wie de r bittergrüne Du f t den Raum er f üllte, wä hr end sie e in s chenkte. » U nd jet z t der Tee.«
    »Co l m ardo hat recht. Ihr seid gn a denlos«, be m erkte er, aber er trank. »Es ist seltsa m «, sagte er, als er die Tas s e geleert hatte, »wie die Vergangenheit einen m anch m al einholt, wenn m an es a m wenigsten erwartet. Heute erh i elt ich die N achricht, daß die Königin m utter in Köln g es torben ist. I hr Beic h tv a t er sc h rei b t m ir, sie h a b e ih r en Feinden am Schluß vergeben. Ehrlich gesagt, das hat m i ch überrascht. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Männer vielleicht dazu i m stande sind, zu vergessen und zu vergeben, aber Frauen nicht.«
    »Das ist eine Verallgemeinerung, w i e Ihr sehr wohl wißt. Schaut Euch selbst an. Aber Ihr wart nie der Feind dieser Frau, und vielleicht hat sie das am Schluß begriffen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist zu einfach, ma nièce. Natürlich hätte sie, soweit es m i ch anging, bis an ihr Lebensende im Louvre oder bei ihrem Gaston in Ch a m bord leben können. Aber sie hat nie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher