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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Schultern und brachte ein Lächeln zustande, als er Astrid seine Hand entgegenstreckte. Beide sprachen sie akzentfreies Deutsch.
    Man hatte ihnen bereits gesagt, dass es sich um Brandstiftung handelte. Sie waren erschrocken und durcheinander, aber sie zeigten keinerlei Erstaunen. Es war so, als hätten sie damit gerechnet.
    Van Appeldorn sah sich um. »Gibt es hier irgendwo eine Kneipe oder ein Café, wo wir in Ruhe miteinander sprechen können?«
    Ayse Eroglu schüttelte den Kopf. »Das Restaurant am Dorfplatz da drüben ist nur abends geöffnet.«
    Sie schauten auf ein lang gestrecktes Siedlungsgebäude mit einem großen Parkplatz davor. An der linken Seite hing ein Schild Restaurant – Gaststätte, rechts schloss sich ein neu gebauter Flügel an mit einer blauen Neonschrift über dem gläsernen Eingang: Hotel.
    Astrid tupfte noch einmal an ihren Augen herum und knüllte dann entschieden das Taschentuch zusammen. »Wenn die auch Hotelbetrieb haben, muss es ja wohl einen Konferenzraum oder so was geben.«
    In der kleinen, plüschigen Halle war kein Mensch, aber aus dem dahinter liegenden Raum drangen Stimmen. »Und zwar sofort!«, keifte eine Frau.
    Dann ein hässliches Lachen. »Wenn du glaubst, dass du mir Vorschriften machen kannst, dann …«, hörte man eine Männerstimme. »Guck dich doch mal im Spiegel an, du, du.«
    Van Appeldorn schlug mit der Hand auf die nostalgische Klingel an der Rezeption. Es wurde still, dann kam eine Frau gelaufen. Sie war Mitte vierzig. Ihr knapp kinnlanges, blondiertes Haar betonte unvorteilhaft das flächige Gesicht mit den weitstehenden Augen und dem breiten Mund, und der körpernahe, aprikosenfarbene Pullover schmeichelte ihrer Figur nicht.
    »Guten Morgen! Kann ich Ihnen helfen?«, trällerte sie und schlüpfte hinter den Tresen.
    Ihr Lächeln verblasste, als ihr Blick auf die Geschwister Eroglu fiel.
    Astrid legte ihren Dienstausweis auf die Theke. »Wir untersuchen den Brand. Können wir uns hier bei Ihnen irgendwo in Ruhe unterhalten und dabei vielleicht einen Kaffee trinken?«
    Die Frau schob den Ausweis weg. »Das Restaurant ist noch geschlossen, tut mir Leid.«
    »Gibt es ein Problem, Mechthild?« Der Mann mit dem hässlichen Lachen war dazugekommen.
    Er erfasste die Situation sofort. »Von der Kriminalpolizei, ach so. Tja, unser Restaurant ist tatsächlich noch geschlossen, aber wenn Sie mit unserem Frühstückszimmer vorlieb nehmen wollen, ist das überhaupt kein Problem. Sie müssen entschuldigen, aber bei uns geht heute alles ein wenig drunter und drüber.« Er wandte sich lächelnd in die Runde. Seine Frau bedachte er mit einem vor Nachsicht triefenden Blick. Er musste ein paar Jahre jünger sein als sie und wirkte – groß, schlank, mit glattem, gebräuntem Gesicht und glänzendem Schnurrbart – aufdringlich attraktiv.
    »Von Bahlow«, stellte er sich vor. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen. Hier sind Sie ganz ungestört. Kaffee kommt sofort. Vier Kännchen? Ist das recht?«
    Astrid steuerte einen Tisch an der Fensterseite an.
    Alles hier war makellos. Kein Fusselchen auf dem Fußboden, keine Krümel auf den gestärkten Tischdecken, zu hochmütigen Schwänen gefaltete Stoffservietten, blanke Fensterscheiben. Über die Farbgebung des Raumes konnte man streiten. Der Teppichboden war rot und rosa gemustert, die Textiltapeten schimmerten rötlich golden und auch die üppigen pink- und cremefarbenen Seidenblumensträuße waren sicherlich nicht jedermanns Geschmack.
    Von Bahlow servierte den Kaffee selbst. Umständlich hantierte er mit Kännchen, Tassen und Gebäckteller, bis alles so war, wie er es sich vorstellte.
    Hüseyin Eroglu nutzte die Ablenkung und machte seiner Schwester verstohlene Zeichen, dass sie sich die Wange abwischen sollte, aber sie sah ihn nur verständnislos an. Schließlich gab er es auf.
    Sie kamen leicht miteinander ins Gespräch, schon nach wenigen Minuten ergab sich ein erstes Bild. Die beiden jungen Leute waren am vergangenen Abend gegen Mitternacht schlafen gegangen. Etwa um halb zwei hatten beide Glas splittern hören und waren fast gleichzeitig in den Flur gelaufen, der schon voller Rauch gewesen war. Sie hatten es buchstäblich im letzten Moment die Treppe hinunter nach draußen geschafft.
    Die Familie Eroglu hatte das Haus in Nierswalde vor etwas über zwei Jahren angemietet und den Laden eingerichtet. Das Dorf war schon viele Jahre ohne Lebensmittelgeschäft gewesen und so hatten Eroglus innerhalb von ein paar Monaten eine große
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