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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde
Autoren: Robert Jordan
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Aes Sedai hatten sich mit Bera über die Führung geeinigt, während die anderen einen halben Schritt zurückblieben. Wenn sie es nicht gewesen wäre, wäre es Kiruna gewesen. Ihre Entscheidung, nicht seine. Es kümmerte ihn wirklich nicht, solange sie sich an ihre Eide hielten, und er hätte es vielleicht dabei belassen, wenn Min und Alanna nicht gewesen wären. »Merana wird von jetzt an für Euch sprechen, und Ihr werdet Eure Befehle von ihr entgegennehmen.«
    Den plötzlich geweiteten Augen nach hätte man denken können, er hätte jede einzelne von ihnen geschlagen. Einschließlich Merana. Sogar Alanna wandte ruckartig den Kopf. Warum sollten sie bestürzt sein? Natürlich hatten seit den Brunnen von Dumai fast immer Bera oder Kiruna das Wort ergriffen, aber Merana war nach Caemlyn gesandt worden.
    »Bist du bereit, Min?« fragte er und schritt auf den Hof, ohne eine Antwort abzuwarten. Der große, feurig blickende schwarze Wallach, den er seit den Brunnen von Dumai geritten hatte, war mit einem Sattel mit Goldverzierungen sowie einer karmesinroten, in jeder Ecke mit der schwarzweißen Scheibe bestickten Satteldecke für ihn herangebracht worden. Das Geschirr paßte zu dem Tier und zu seinem Namen. Tai'daishar - in der Alten Sprache Herr der Herrlichkeit. Und Pferd und Geschirr paßten beide zum Wiedergeborenen Drachen.
    Während Rand aufstieg, führte Min ihre mausgraue Stute heran und zog ihre eng anliegenden Reithandschuhe über, bevor sie aufstieg. »Seiera ist ein prächtiges Tier«, sagte sie und tätschelte der Stute den Hals. »Ich wünschte, sie gehörte mir. Ich mag auch ihren Namen. Eine um Baerlon vorkommende Blume, die im Frühling dort wächst, heißt Blauauge.«
    »Sie gehört dir«, sagte Rand. Welcher Aes Sedai auch immer die Stute gehörte - sie würde es nicht ablehnen, sie ihm zu verkaufen. Er würde Kiruna tausend Kronen für Tai'daishar geben, dann konnte sie sich nicht beschweren. Selbst der beste Hengst aus tairenischer Zucht würde niemals auch nur ein Zehntel dieser Summe kosten. »Hattest du eine anregende Unterhaltung mit Alanna?«
    »Nichts, was dich interessieren würde«, sagte sie beiläufig. Aber ihre Wangen waren leicht gerötet.
    Er schnaubte leise und erhob dann die Stimme. »Lord Dobraine, ich denke, ich habe das Meervolk lange genug warten lassen.«
    Die Prozession zog entlang der breiten Straßen Menschenmengen an, und auch in Fenstern und auf Dächern versammelten sich Menschen, als die Nachricht des Herannahens der Prozession vorauseilte. Zwanzig Speerträger Dobraines führten sie an, um den Weg freizumachen, zusammen mit dreißig Töchtern des Speers und ebenso vielen Schwarzaugen. Dann kamen die Trommler, die ihre Instrumente unaufhörlich dröhnen ließen, und die Trompeter verstärkten den Lärm noch mit Trompetenstößen. Rufe von Zuschauern erstickten die Trommeln und Trompeten fast gleichermaßen, ein wortloses Brüllen, das genausogut Wut wie Beifall hätte sein können. Die Banner blähten sich unmittelbar vor Dobraine und hinter Rand, das weiße Drachenbanner und das scharlachrote Banner des Lichts, und verschleierte Aiel liefen neben Speerträgern her, deren Wimpel ebenfalls im Wind wehten. Hin und wieder wurden Rand ein paar Blumen zugeworfen. Vielleicht haßten sie ihn nicht. Vielleicht fürchteten sie ihn nur. Das mußte genügen.
    »Ein jedem König angemessener Zug«, sagte Merana laut, so daß man es hören konnte.
    »Dann genügt er für den Wiedergeborenen Drachen«, erwiderte Rand scharf. »Bleibt Ihr zurück? Und du auch, Min.« Andere Dächer hatten Mörder beherbergt. Der für ihn bestimmte Pfeil würde heute keine Frau treffen.
    Sie fielen hinter seinem großen Schwarzen zurück, immerhin drei Schritte, und dann waren sie sofort wieder neben ihm, und Min berichtete ihm, was Berelain über das Meervolk auf den Schiffen, über die Jendai-Prophezeiung und den Coramoor aufgeschrieben hatte, und Merana fügte hinzu, was sie über die Prophezeiung wußte, obwohl sie zugab, daß es nicht sehr viel war.
    Rand behielt die Dächer im Auge und hörte nur mit halbem Ohr zu. Er hatte Saidin nicht umarmt, aber er konnte es bei Dashiva und den beiden anderen unmittelbar hinter ihm wahrnehmen. Er verspürte nicht das Kribbeln, das ihm vermitteln würde, daß die Aes Sedai die Quelle umarmten, aber er hatte ihnen auch befohlen, es nicht ohne seine Erlaubnis zu tun. Vielleicht sollte er das ändern. Sie hielten sich anscheinend an ihren Schwur. Wie konnten sie auch
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