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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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zart
besaitet. Wir wollen nur Sie. Hermann schrieb einen Enthüllungsroman, müssen
Sie wissen. Wallraff-Stil. In seinem neuesten Werk Die gestohlene Prostata hat er sich mit der Organmafia auseinandergesetzt. In einem Krankenhaus werden
Patienten ermordet, um ihre Innereien für beaucoup d’argent zu verscherbeln. Es
liegt der Verdacht nahe, dass es sich um das Dülmener Hospital handelt. Hermann
hatte sich dort einquartiert, um Material zu sammeln. Hat diesen Gaunern
anscheinend gehörige Angst eingejagt .«
    »Das reicht
fürs Erste. Ich bekomme zwei...«, ich packte rasch einen Fuffi Schmerzensgeld
für die Ohrenkrebsgefahr drauf, »300 Euro pro Tag zuzüglich Spesen und
Märchensteuer .«
    Vaganz dankte
mir überschwänglich und gab mir ein parfümiertes Briefkuvert mit tausend Euro.
Die Serapionsbrüder hatten ihre Schatulle geöffnet, um Hermanns Tod zu sühnen.
Sollte mir recht sein. Routiniert steckte ich den Umschlag ein und setzte Xtra
an die frische Luft.
    Endlich
wieder ein handfester Mordfall. Durchaus ein angemessener Grund, die Flasche
Schampus zu köpfen, die ich zusätzlich zum Scheck über 1500 Euro von der
betrogenen Bäuerin erhalten hatte.
    Die imposante
Wanduhr, deren Uhrglas und Minutenzeiger schon vor langer Zeit Adieu gesagt
hatten, schlug zweimal. Meine Armbanduhr, die ihrem Pendant an der Wand in
Sachen Ausstattung deutlich überlegen war — sie besaß sogar einen
Sekundenzeiger —, signalisierte mir, dass ich wie so häufig vergessen hatte,
den Koloss aufzuziehen. Es war bereits Viertel nach drei.
    Just als ich
die Kurbel, die mehr wog als sämtliche jemals überfahrenen Hunde, in die dafür
vorgesehene Öffnung steckte, um das hochmoderne Erbstück noch ein Stück älter
zu machen, klopfte es an der nicht minder alten Tür. Wahrscheinlich Vaganz, der
sich über den Ermittlungsstand informieren wollte.
    Irrtum! Vor
mir stand Claudia Schiffer, allerdings mit zwölfmal so langen Haaren, achtmal
so langem Rock und einer viermal so langen Nase. Ich überlegte gerade, ob die
Kelly Family jetzt ihre CDs an der Tür verramschte, als das noch nicht durch
Alzheimer infizierte Erinnerungsvermögen eines vitalen Einunddreißigjährigen
zeigte, was es drauf hatte: Bettina.
    Für Menschen,
die mit meinem bisherigen Leben nicht vertraut sind, Folgendes: Bettina, mit
Mädchennamen Klimke, war damals auf dem besten Wege gewesen, Letzteren gegen
Nannen einzutauschen. Als ich vor drei Jahren noch in Essen gelebt hatte, war
sie die Frau an meiner Seite gewesen. Ich hatte sogar einen respektablen Posten
im Unternehmen ihres Vaters bekleidet, bis klar wurde, dass unsere
Lebenseinstellungen ein wenig divergierten, was sie offenbar mehr gestört hatte
als mich. Anders ließ sich ihre Entscheidung, mich aus der Firma, der Wohnung
und ihrem Leben zu verbannen, nicht deuten. Ohne Job, Bleibe und Kohle hatte
ich nach dem letzten Strohhalm gegriffen und das Erbe meines verstorbenen
Onkels Hugo angetreten, einen heruntergekommenen Kotten in der tiefsten Münsterländer
Provinz.
    Seit unserer
uneinvernehmlichen Trennung war der Kontakt völlig abgebrochen, sowohl
persönlich, fernmündlich, fernschriftlich als auch spirituell. Folgerichtig
drängte sich die Frage auf, was Tine hier zu suchen hatte.
    Exakt diese
stellte ich ihr, nachdem wir uns überschwänglich (Bettina Klimke)
beziehungsweise distanziert (Dieter Nannen) begrüßt hatten.
    »Ich wollte
dich einfach mal wiedersehen. Oh, du hast die Kamera noch, die ich dir zum
vierten Kennenlerntag geschenkt habe ?« , deutete sie
auf den Küchentisch. Was war denn hier los? Alte Zeiten auffrischen, oder was?
    »Warum hast
du dich nie gemeldet, seit du nach Buldern gezogen bist ?« ,
fuhr sie fort und strich eine ihrer zehntausend Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Leider genau die, die ihre Nase verdeckt hatte.
    »Warte mal,
nicht dass ich da was durcheinanderbringe. Wenn ich mich richtig erinnere, hast
du mich vor die Tür gesetzt«, kam ich mir wie in einem schlechten Film vor.
    »Ich habe mit
deinem Freund Peter Grabowski gesprochen«, ignorierte sie den Einwurf. »Er hat
mir berichtet, dass du hier einen Bauernhof bewirtschaftest und nebenbei
Privatdetektiv bist .«
    »Andersherum
wird ein Schuh draus. Und genau aus diesem Grund muss ich gleich los, denn ich
habe eine Kleinigkeit wie einen Mord aufzuklären«, verband ich ein wenig
Strunzerei mit dem Wunsch, Bettina zügig loszuwerden.
    »Ich mache
den weiten Weg hierher, und du willst mich einfach so abspeisen ?«
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