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Die Satojerin (German Edition)

Die Satojerin (German Edition)

Titel: Die Satojerin (German Edition)
Autoren: Lana Silny
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Augen ihrer Mutter geerbt hätte. Sie schreckte
zusammen, schaute auf die linke Hand des Fremden und entdeckte dort eine
Tätowierung. Dann schaute sie auf ihre linke Hand und strich liebevoll über ein
ähnliches Band, das um ihr eigenes Handgelenk tätowiert war. Ihr Blick glitt
auf Junas nackte Handgelenke und dann war es ihr klar. Carr war ein Satojer.
Wie konnte ihr so etwas nicht sofort auffallen? Sein Aussehen, sein
Körperschmuck, seine Haltung – es war alles, wie sie es von zuhause kannte. Sie
hätte wetten können, dass sowohl sein Oberkörper als auch sein Rücken tätowiert
waren. Satojer waren die besten Krieger aller sieben Königreiche – wie konnte
sie so blind sein? Blitzschnell glitt ihr Blick auf Carrs rechtes Handgelenk
und sie sah, dass es leer war, genauso wie ihr eigenes. Das tätowierte Band um
das linke Handgelenk stand für die Familie, aus der man stammte, das tätowierte
Band um das rechte Handgelenk stand für die eigene Familie, die man selbst
gründete. Carr war also nicht verheiratet. Sie selbst pflegte die Traditionen
Satojers. Ihr gefielen die Tätowierungen und deren Bedeutungen. Juna sah das
etwas anders, was auch erklärte, warum seine Handgelenke nackt waren. Ally
musste lächeln. Es war Heimweh, was er in ihr auslöste – nicht mehr und nicht
weniger, dabei war sie doch noch nicht einmal eine Woche von Zuhause weg. Als
sie bemerkte, dass sie noch immer auf Carrs nacktes Handgelenk starrte, fuhr
sie zusammen, riss ihren Blick von ihm weg und hoffte inständig, dass sie
niemand dabei beobachtet hatte. Leider hatte sie sich zu viel erhofft – sowohl
Carrs kühle Augen als auch Junas neckender Blick ruhten auf ihr. Sie funkelte
beide wütend an, schickte ihrem Bruder drei blitzende Blicke und Carr einen,
der abweisend und emotionslos war. Ganz nach satojer Art. Im gleichen Moment
fing Thiudarec wieder an zu sprechen. „Als Carr und ich nach Hause kamen,
erzählte ich Mutter alles. Ihre Reaktion könnt ihr euch vorstellen – sie ging
auf ihr Zimmer und weinte die ganze Nacht. Am nächsten Tag verabschiedete sie
sich für einen Spaziergang. Ich wollte ihr noch ein paar Leibwachen mitgeben,
aber sie versprach mir, im Schloss zu bleiben. “ Thius Blick glitt zu Carr, verzerrte sich schmerzhaft und wandte
sich schließlich leidvoll Ally und Juna zu. „Als sie nicht zurückkam, zog ich
mit Carr los und wir suchten sie. Ich fand sie tot. Sie hatte sich aus dem Fenster
ihrer eigenen Gemächer gestürzt. Versteht ihr?!“, Thiu stockte, „Sie war
zurückgekommen nach ihrem Spaziergang und keiner hatte es bemerkt. Vielleicht
hätten wir sie aufhalten können? Ich machte mir nur Sorgen darüber, dass jemand
anderes ihr etwas antun könnte, aber doch nicht sie selbst!“ Ally konnte die
Tränen kaum zurückhalten und sprang auf. Als sie bereits im Flur stand, spürte
sie ihr Innerstes brennen. Ihr wurde schlecht. Sie hatte so viel Wut in sich
und war daher froh, dass fast ihre ganze Energie aufgebraucht war. Völlig außer
sich schlug sie so oft gegen die Mauer vor sich, bis die Haut über den Knöcheln
ihrer rechten Hand aufplatze. Das kann nicht sein, so war sie nicht, meine
Tante. Sie hätte sich niemals umgebracht. Sie war doch immer so stark und so
fröhlich? Ist es das, was Liebe mit einem macht? Dinge zu tun, die man
sonst nie getan hätte? Brachte sie sich wirklich aus gebrochenem Herzen um? Als
sie bemerkte, dass ihr das Blut bereits die Finger entlang lief, fasste sie
sich wieder. Jetzt reiß dich zusammen, säubere deine Hand und geh zurück in
den Raum.
    Ally begann. „Thiu, ich weiß, du erwartest eine Antwort von
mir. Deine Eltern sind tot. Du bist der Adoptivsohn und kannst nach
asudanischem Gesetz fast unmöglich die Nachfolge deines Vaters antreten. Somit
bin ich die Einzige, die die Herrschaft antreten kann und muss. “ Ihr
Cousin l ä chelte
sie an. „ So ist
es. “ Mehr
gedachte er nicht dazu zu sagen. „ Aber
einmal abgesehen davon, bist du dir wirklich sicher, dass du die Krone nicht
willst? Du bist ein guter und kluger Mann, du w ä rst
ein hervorragender K ö nig. Ich will die Krone nicht.
Ich habe mein Leben v ö llig anders geplant und vor
allem ist alles, was ich will und brauche, in Satojer.“ Als das Wort Satojer
fiel, sah Ally in ihrem Augenwinkel, wie Carr kaum erkennbar zusammenzuckte und
sie musterte. Zuerst direkt und dann verstohlen von der Seite. „ Ally “ ,
erwiderte Thiu, „Ich will diese verdammte Krone nicht. Selbst wenn sie
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