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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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auf mein Vorhaben zu konzentrieren.
    Meine Füße hatte ich mit Lappen umwickelt, wodurch die Geta etwas eng wurden, aber die Kälte war besser zu ertragen. Ich würde aufpassen müssen, dass ich nicht in die Schneewehen kam, und wenn doch, musste ich eine Möglichkeit finden, den Stoff nachts zu trocknen. Stiefel aus Reisstroh schützten besser, aber nicht einmal Enmas Diener würde welche herbeizaubern können.
    Mit Vaters altem Mantel um den Leib und einem von Yukis Gewändern unter meinem Kittel ergriff ich schließlich die Naginata, mit der sich meine Mutter hatte zur Wehr setzen wollen und die ich ein Stück vor dem Haus in den Schnee gerammt hatte.
    Zuerst wollte ich das Blut im Schnee abwischen, doch dann beließ ich es auf der Klinge. Es sollte mich daran erinnern, was geschehen war, damit ich mein Ziel nicht aus den Augen verlor und den Hass in meinem Herzen am Lodern hielt.

3

    Das Leben in der Wildnis gestaltete sich schwieriger, als ich angenommen hatte. Meine Fähigkeit, trockenes Holz für ein Feuer zu finden, besaß ich nach wie vor, doch was half das, wenn ich weder Schwarzpulver noch einen Zunderstein besaß? Ich versuchte es mit jenen Mitteln, die mein Vater manchmal benutzt hatte, um Feuer zu machen. Dabei drehte man einen Stock mittels kurzer Seile um die eigene Achse, sodass durch die Reibung Wärme und schließlich Glut entstand. Damit entzündete ich dann trockenes Gras oder feine Äste, und mit etwas Glück hielt die kleine Flamme lange genug, um sich an größerem Holz zu nähren.
    Ich war Not und Kälte gewöhnt, doch unsere Hütte hatte immerhin ein Dach gehabt, und wenn das Feuer zu wenig Wärme brachte, hatte ich mich an die warmen Leiber meiner Schwestern schmiegen können. Jetzt besaß ich nichts mehr, keine Hütte, keine Schale warmen Reis, keine Geschwister und keine Eltern.
    Besonders in den ersten Nächten dachte ich daran, und oftmals, nachdem ich weinend und hungrig eingeschlafen war, erschien mir meine Mutter im Traum. Sie versuchte, mir etwas zu sagen, doch nie verstand ich ihre Worte.
    Tagsüber beschäftigte ich mich damit, etwas Essbares zu finden, womit ich meinen vor Hunger schmerzenden Magen füllen konnte. Mit dem Reis, den ich mir in dem kleinen Topf kochte, ging ich sehr sparsam um, damit ich lange etwas davon hatte.
    Anfangs stellte ich mich bei der Jagd auf Hasen ziemlich ungeschickt an, doch dann erkannte ich, dass eine Falle die beste Möglichkeit war, sie zu erwischen. Ein wenig bedauerte ich, dass ich so selten mit den Jungen aus dem Dorf umhergezogen war. Die hätten mir sicher zeigen können, wie man eine Falle baut. Doch wenn ich zwischen der Arbeit auf dem Feld einmal Zeit hatte, zog es mich – wie es meinem Namen entsprach – eher zum Wasser, an den kleinen Waldsee oder zum Fluss, dessen Lauf ich jetzt folgte.
    Gleich am ersten Tag meines Umherirrens gelang es mir, einen kleinen Unterschlupf aus biegsamen Ästen und Kiefernzweigen zu bauen. Natürlich würde ich irgendwann weiterziehen müssen, aber die kleine Hütte bewahrte mich vor dem Erfrieren, und ich konnte besser zum Kaiser gelangen, wenn der Frühling endlich Einzug hielt. Der Schnee wird schon wieder gehen, und die Kirschblüte ist nicht weit, sagte ich mir jedes Mal vor dem Einschlafen. Wie enttäuscht war ich, wenn ich am Morgen dann immer noch in den Schnee hinausblickte!
    Doch ungefähr eine Woche nach dem Tod meiner Eltern hörte ich zum ersten Mal das Rufen von Ugisu. Tränen standen mir in den Augen. Wenn der Buschsänger nur etwas früher gerufen hätte, dann wäre uns das Unglück vielleicht erspart geblieben. Meine Eltern hätten die Steuereintreiber davon überzeugen können, dass sie zahlen konnten und den Reis, den sie noch hatten, zur Aussaat und für eine gute Ernte benutzen können.
    Doch das Wenn und Aber wurde vom Frühlingswind davongetragen.
    Wenige Tage nach Ugisus Ruf entdeckte ich mitten im Wald eine warme Quelle, und ich fragte mich, warum sie mir nicht schon früher aufgefallen war. Bisher hatte ich diese Stelle des Waldes gemieden, aus einem seltsamen Gefühl heraus, das ich mir nicht erklären konnte.
    Aber die Aussicht auf einige Augenblicke Hitze auf meiner Haut ließ mich das Unbehagen beiseitedrängen.
    Ich entledigte mich meiner Kleider, sorgte dafür, dass sie trocken lagen, und stieg in die heißen Fluten.
    Hier im Wasser wurden meine Gelenke und Muskeln wieder geschmeidig. Ja, ich erlaubte mir sogar einen kurzen Schlaf.
    Ein Knurren riss mich aus meinem Dösen
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