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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition)
Autoren: Petra Durst-Benning
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mehr mit ihm zu reden. Was hab ich früher gebettelt, er solle vom Tisch aufstehen, bevor es zu spät ist! Wie Luft hat er mich da behandelt, und die anderen Männer haben gelacht und ihn gefragt, wer bei uns die Hosen anhat. Daraufhin hat dein lieber Vater noch mehr Münzen auf den Tisch geworfen, als ob er diesen Männern etwas beweisen musste. So ist es gewesen!«
    Seraphine schluckte. »Aber jetzt, wo wir die Schulden haben, da wird er doch nicht …«
    Else Schwarz lachte verächtlich. »Vielleicht – vielleicht auch nicht. Was deinen Vater angeht, habe ich keine Illusionen mehr. Aber gräm dich nicht! Es wird schon alles gut werden. Und im schlimmsten Fall haben wir immer noch das Geld, das ich von meinen Näharbeiten zur Seite gelegt habe.«
    Ihre Mutter – eine Lumpenstopferin. O Sternenfee, wie konntest du nur …
    Seraphine faltete ihr Kleid zusammen, um Platz für die zwei Teller zu machen, die ihre Mutter zum Tisch trug. Sie würde nach dem Essen daran weiterarbeiten. An ihrem Hochzeitskleid. An ihrem Schlüssel zum Glück.

4
    Hannah rutschte so tief in die Wanne, bis ihr Kinn mit der Wasseroberfläche abschloss. Als die Knie, die nun in die Luft ragten, kalt wurden, änderte sie ihre Position wieder. Doch ganz gleich, wie sie sich bettete und welcher Teil ihres Körpers unter Wasser war, sie fröstelte. Und das lag nicht nur daran, dass es in ihrer Kammer unangenehm kalt war.
    »Eigentlich ist Samstag bei uns Badetag«, hatte Emma Steiner stirnrunzelnd gesagt, als Hannah ihren Wunsch vortrug. Doch schon im nächsten Moment tätschelte sie Hannah die Hand. »Aber ich weiß, wie das ist auf der Reise – wie oft wäre ich froh gewesen, wenn ich ein Bad hätte nehmen können.« Sie fügte hinzu, einem Bad stünde nichts im Wege, wenn sich Hannah das Wasser in der Küche selbst auf dem Ofen erwärmen und aufs Zimmer tragen würde. Sie, Frau Steiner, könne lediglich helfen, die Wanne in Hannahs Zimmer zu schleppen, mehr Zeit habe sie heute nicht.
    Spontan hatte Hannah die Frau umarmt. So viel Freundlichkeit war ihr auf der ganzen Reise nicht widerfahren.
    Zum wiederholten Male tauchte Hannah den Lappen ins Wasser und fuhr sich damit über Arme und Nacken. Krampfhaft wartete sie auf das ersehnte Wohlgefühl, doch es wollte sich nicht einstellen.
    Nicht mehr lange, dann würde sie Helmut sehen. Helmut, der in drei Wochen heiraten wollte … Verflixt! Hannahs Hand schlug aufs Wasser, so dass es nach allen Seiten nur so spritzte. Nun hatte sie endgültig die Lust am Bad verloren. Sie kletterte aus der Wanne und begann sich abzutrocknen. Mitten in der Bewegung hielt sie inne.
    Was sollte sie nur tun?
    Helmut war einer anderen versprochen. Würde schon in drei Wochen heiraten! Die Bemerkung der Wirtin, so lässigdahergesagt, drückte und quälte Hannah wie ein Splitter, der durch eine ruckartige Bewegung tief in die Haut getrieben wurde. Was sollte jetzt aus ihr werden?
    Sie hatte diese Reise ohne Illusionen unternommen. Zumindest fast ohne Illusionen, verbesserte sie sich im Stillen. Helmut war ein fescher Bursche, der ihr außerordentlich gut gefiel. Er war fröhlich, konnte gut erzählen, hielt aber nicht pausenlos große Reden, so wie andere Männer das taten. Und wie er sich um seinen Bruder gesorgt hatte! Ja, Helmut war einfach nett. Die Traurigkeit, die Hannah bei seiner Abreise verspürte, war neu für sie gewesen. An ihn hätte sie ihr Herz für immer verlieren können. Aber so war das nun einmal mit den Gästen im »Goldenen Anker«: Heute hier, morgen schon wieder fort. Damit hatte sie sich abgefunden.
    Nur äußerst vage hatte Helmut angedeutet, dass seine Reise ihn im nächsten Jahr wieder nach Nürnberg führen könne. Kein Liebesschwur, kein Wort von ewiger Treue. Darauf hätte Hannah auch nichts gegeben, so gut kannte sie die Männer schon.
    Dass sie Helmut derart schnell wiedersehen würde – wer hätte das geahnt?
    Je weiter sie in Richtung Süden gekommen war, desto öfter hatte sie festgestellt, wie sehr sie sich auf ein Wiedersehen mit ihm freute. Gleichzeitig wusste sie natürlich genau, dass er kein Prinz war, der auf seinem Schimmel dahergeritten kam, um sie aus ihrer misslichen Lage zu retten.
    Missliche Lage! Sie schnaubte höhnisch auf. Warum war sie nur so dumm gewesen? So unvorsichtig? So … schlecht? Warum hatte sie nicht auf ihre Mutter hören können?
    »Musst du ständig irgendeinem Kerl schöne Augen machen? Die Leute reden schon über dich! Wehe, wenn das deinemVater
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