Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn

Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 1 - Der dritte Sohn
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
die Oberin Malice, Dinins Mutter, zwar nicht reizen, aber es war immerhin keine Regel. In Menzoberranzan dominierte nur eine Regel über all die unbedeutenden anderen: Laß dich nicht erwischen.
    Am südlichen Ende des Pilzwäldchens fand der ungestüme Drow, was er gesucht hatte: eine Gruppe von fünf riesigen, vom Boden bis zur Decke reichenden Säulen, die in ein Netzwerk aus Kammern eingelassen waren und mit Metall und Steingeländern und Brücken verbunden waren. Rotleuchtende Wasserspeier, das Wahrzeichen des Hauses, starrten wie stumme Wachposten von hundert festen Stellungen herab. Dies war das Haus DeVir, das Vierte Haus von Menzoberranzan.
    Eine Palisade aus hohen Pilzen schloß den Platz ein, von denen jeder Fünfte ein Schreier war, ein empfindendes Schwammgewächs, das nach den grellen Alarmschreien benannt (und als Wächter bevorzugt) wurde, die es ausstieß, wann immer ein lebendes Wesen an ihm vorbeiging. Dinin blieb in sicherer Entfernung, weil er keinen der Schreier animieren wollte und weil er außerdem wußte, daß andere, tödlichere Wächter die Festung beschützten. Die Oberin Malice würde sich ihrer bedienen.
    Erwartungsvolle Stille durchdrang die Luft dieses Stadtgebietes. In ganz Menzoberranzan war allgemein bekannt, daß die Oberin Ginafae des Hauses DeVir die Gunst von Lloth, der Spinnenkönigin, Göttin aller Drow und wahre Quelle der Stärke jeden Hauses, verloren hatte. Solche Umstände wurden unter den Drow niemals offen besprochen, aber jeder, der davon wußte, erwartete unbedingt, daß irgendeine Familie, die in der Hierarchie der Stadt weiter unten angesiedelt war, bald gegen das geschwächte Haus DeVir vorgehen würde.
    Die Oberin Ginafae und ihre Familie hatten als letzte von der Verstimmung der Spinnenkönigin erfahren - dies war schon immer Lloths unaufrichtige Art gewesen -, und Dinin konnte bereits bei der Betrachtung der Fassade des Hauses DeVir feststellen, daß die zum Tode verurteilte Familie nicht genügend Zeit gefunden hatte, geeignete Verteidigungsmaßnahmen zu ergreifen. DeVir besaß fast vierhundert Soldaten, viele davon Frauen, aber jene, die Dinin jetzt auf ihren Posten entlang der Palisade sehen konnte, erschienen ihm nervös und unsicher.
    Dinins Lächeln wurde zunehmend breiter, als er an sein eigenes Haus dachte, das täglich unter der geschickten Führung der Oberin Malice an Macht gewann. Da alle seine drei Schwestern bald den Status von Hohepriesterinnen einnehmen würden, sein Bruder ein fertig ausgebildeter Zauberer und sein Onkel Zaknafein der beste Waffenmeister in ganz Menzoberranzan war, der die dreihundert Krieger hervorragend ausbildete, hatte das Haus Do'Urden vollkommene Macht. Und die Oberin Malice besaß, anders als Ginafae, die volle Gunst der Spinnenkönigin.
    »Daermon N'a'shezbaernon«, murmelte Dinin leise, womit er die formelle und angestammte Bezeichnung des Hauses Do'Urden gebrauchte. »Das Neunte Haus von Menzoberranzan!« Er mochte den Klang dieser Worte.
    Auf halbem Wege durch die Stadt, hinter der silbern leuchtenden Galerie und dem gebogenen Torgang zwanzig Fuß die Westwand der Höhle hinauf saßen die Oberhäupter des Hauses Do'Urden zusammen, um sich einen Überblick über die endgültigen Pläne dieser Nacht zu verschaffen. Auf dem erhöhten Podium am Ende des kleinen Verhandlungsraumes saß die verehrungswürdige Oberin Malice, deren Leib die letzten Stunden der Schwangerschaft anzeigte. Neben ihr saßen ihre drei Töchter, Maya, Vierna und die älteste, Briza, eine neu geweihte Hohepriesterin der Lloth, auf ihren Ehrenplätzen. Maya und Vierna schienen die jüngeren Ausgaben ihrer Mutter zu sein, schlank und täuschend klein, obwohl von enormer Stärke. Briza aber zeigte kaum Familienähnlichkeit. Sie war groß - nach den Maßstäben der Drow riesig - und zeigte Ansätze zur Rundlichkeit an Schultern und Hüften. Diejenigen, die Briza kannten, sahen sehr wohl, daß ihre Größe durch das Verhältnis zu ihrem Temperament bedingt war. Ein kleinerer Körper hätte nicht den Zorn und den Hang zur Grausamkeit der neuesten Hohepriesterin des Hauses Do'Urden beherbergen können.
    »Dinin sollte bald zurückkommen«, bemerkte Rizzen, das gegenwärtige Oberhaupt der Familie, »damit wir wissen, ob die Zeit für den Anschlag günstig ist.«
    »Wir werden aufbrechen, bevor Narbondel das Morgenleuchten erreicht!« erwiderte Briza mit ihrer rauhen, aber messerscharfen Stimme. Sie sah mit einem schiefen Lächeln zu ihrer Mutter, in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher