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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
Autoren: Christoph Spielberg
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setzte behutsam zurück, beschrieb eine kleine Kurve und verschwand mit seiner Last unter dem Terminal. Mit schweren Schritten folgten ihm die beiden so schnell gealterten Leute. Ihre Tochter war heimgekehrt.
    Im Flughafen Berlin-Tegel wird die Luftfracht direkt unter dem Passagierterminal abgefertigt. Wahrscheinlich öffnete der Zoll gerade den Sarg, zur Kontrolle, daß keine Drogen oder Giftgasampullen auf diesem Weg nach Deutschland eingeschleust würden. Die Zeiten von Särgen als Transportmittel für derlei Dinge sind zwar lange vorbei, aber vielleicht rechnet unser Zoll mit ein paar Nostalgikern unter Bagdads Drogenbaronen.
    Ich ging zu meinem Wagen und ließ Celines Eltern allein mit ihrem Schmerz. Sie hatten deutlich gemacht, daß der Empfang des Sarges ihre Sache war, Dr. Hoffmann dabei unerwünscht. Wahrscheinlich gaben sie mir die Schuld an Celines Ausflug nach Bagdad und an seinem tödlichen Ausgang. Zu Unrecht, die ganze Sache war allein Celines Idee gewesen. Aber das war nun egal.
    Ich kannte diese Leute ohnehin kaum. Einmal hatte ich Celine ins elterliche Reihenhaus in Hamburg-Bergedorf begleitet, zu einem Weihnachtsfest, das in einem Riesenkrach zwischen Eltern und Tochter endete.
    »Und warum heiratet dich dieser Doktor dann nicht?« war es zu mir nach oben gedrungen, wo ich gerade das Präsent für Celine in ökologisch absolut inakzeptables goldenes Geschenkpapier einwickelte. »Du mußt sehen, daß du endlich mal dein Leben ordnest.«
    Das kam von Leuten, deren Lebenshöhepunkt darin bestand, daß Gudrun Ensslin angeblich einmal bei ihnen übernachtet hatte!
    »Dieser Doktor heiratet mich genauso wenig, wie ich diesen Doktor heiraten werde!«
    Auf Wunsch von Celine packten wir noch vor dem Frühstück unsere Sachen und verschwanden zurück nach Berlin. Nur noch ein weiteres Mal traf ich die beiden, vor zwei Jahren, bei der Beerdigung von Celines Lieblingsonkel Kurt oder Fritz.
    Auf dem Parkplatz des Flughafen Tegel spendierte ich dem Automaten die gewünschten drei Euro, winkte der Überwachungskamera freundlich zu und sortierte mich auf die Stadtautobahn. Die Klinik würde mich heute nicht mehr sehen. Ich würde mir zu Hause einen schönen Mozart auflegen, etwas Heiteres. Vielleicht die Violinkonzerte oder Così fan tutte. Trauer ist schon traurig genug.

Spiegel Online, 28. Februar
    Mißbrauch in Flüchtlingslagern: Ein Stück Seife als Belohnung für Kindersex
    Jahrelang soften Mitglieder von Hilfsorganisationen und Blauhelm-Soldaten in westafrikanischen Flüchtlingslagern Kinder mißbraucht haben. Uno-Generalsekretär Kofi Annan hat eine harte Bestrafung der Schuldigen versprochen, und das Hilfswerk der Vereinten Nationen hat einen Plan erarbeitet, wie die Ausbeutung gestoppt werden kann.
    Spiegel Online, 9. Dezember
    Deutsches Rotes Kreuz: Millionen in die eigene Tasche gewirtschaftet?
    Das DRK soll seit Jahren Überschüsse in Millionenhöhe zweckentfremdet haben. Unter anderem soll das DRK in NRW mit Spendengeldern dubiose Grundstückskäufe getätigt haben. Das hat das ARD-Fernsehmagazin »Kontraste« und der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) recherchiert.
    Spiegel Online, 10. Dezember
    Deutsches Rotes Kreuz. Spenden, Drinks und Rock’n’roll
    Der Bernauer Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes hat offenbar munter Gelder zweckentfremdet und damit eine Diskothek mit angeschlossenem Solarium gebaut. Der DRK-Präsident Knut Ipsen schließt nicht aus, daß auch in anderen Kreisverbänden ähnlich krumme Geschäfte abgelaufen sind.

2
    Es wurde nichts mit Mozart und mir. Kaum hatte ich aus meiner ständig wachsenden Kollektion von Fernbedienungen die für den CD-Spieler gefunden, nachdem erst das Radio mich angebrüllt und dann der Fernseher losgegangen war, standen zwei ordentlich gekleidete Herren vor der Tür. Ob sie mich wohl ein paar Minuten sprechen könnten? Ich erklärte ihnen, daß ich mein Fernsehprogramm jede Woche kostenlos bei Tchibo mitnähme, für Zeitungen oder Zeitschriften keine Zeit und auf Spenden oder eine neue Religion keine Lust hätte.
    »Und bei der GEZ habe ich mich schon vor einem Jahr angemeldet!« ergänzte ich.
    »Wir sind nicht von der GEZ. Wir hätten Ihnen gerne ein paar Fragen zu Frau Celine Bergkamp gestellt, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Dabei hielt mir jeder eine Plastikkarte mit seinem Konterfei unter die Nase, aber das machte mich erst recht mißtrauisch. Denn eigentlich war ich an diesem Abend nicht unfroh über irgendeinen Besuch und hätte
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