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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
Autoren: Philippa Ballantine
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den verborgenen Funken zu finden.
    Es war, als griffe man in trübem Wasser nach einem Fisch. Er dachte an den Moment, da es in ihm aufgewallt war. Und an Nynnia und deren geheimnisvolle Kräfte. Und schließlich dachte er an seine Mutter, die hier unten in der Dunkelheit sterben würde, obwohl sie nach langen Entbehrungen endlich wieder so vieles hatte, wofür sich zu leben lohnte.
    Und dann spürte er Wellen von Macht von einem unerforschten Ort in seinem Inneren aufsteigen. Die Diakone vor ihm waren voller Arroganz, voller Vertrauen in ihre eigene Macht und die Lage, in der sie ihn hatten.
    Dieses Selbstbewusstsein in lähmende Furcht zu verwandeln, war so einfach, wie eine Münze umzudrehen – obwohl er ihnen in Wirklichkeit eher das Hirn verwirrte. Merrick war klar, dass er über sein Tun und dessen Leichtigkeit hätte entsetzt sein sollen, aber sie hatten seine Familie bedroht, und da war alles erlaubt.
    Plötzlich waren die Diakone alles andere als ruhig und ausgeglichen. Sie schluchzten mit verzerrter Miene und hatten Angst vor der Dunkelheit, die sie geschaffen hatten. Merrick wusste nicht, ob sie gegen sein wildes Talent ankämpfen würden, aber er ging kein Risiko ein. »Mutter.« Er griff nach ihrer Hand. Wie lange mochte die Wirkung dessen, was er getan hatte, anhalten?
    Die Dunkelheit war so vollkommen, dass sich Merricks Sicht nur eine Ahnung des Tunnels offenbarte. Schlimmer noch: Der Kanal schien kein Ende zu nehmen.
    »Wir sollten längst wieder beim Hauptrohr sein«, murmelte er leise. »Ich verstehe das nicht.«
    »Wir sind nicht in Chioma.« Japhne keuchte neben ihm. Merrick konnte es sich nicht leisten, stehen zu bleiben und sie zu fragen, wie sie auf diese Idee kam. Aber er befürchtete, dass sie recht hatte. Wehrsteine und selbst Runen konnten für derlei benutzt werden.
    Hinter ihnen schrien die Diakone schrill auf – es klang nach Schmerz und Tod, nicht nur nach Furcht. Welche Fesseln sie ihrer Bestie auch angelegt haben mochten, es hatte offensichtlich Konzentration erfordert.
    Merrick hatte kein Mitleid mit ihnen. Wer sich freiwillig mit der Anderwelt zusammentat, verdiente sein Schicksal. Doch ihm war klar, dass die Kreatur sie jetzt, da sie mit ihren Peinigern fertig war, verfolgen würde.
    Er legte den Arm um seine Mutter. »Dann müssen wir den Durchschlupf finden – er muss in beide Richtungen aufgehen, damit sie den Palast betreten und wieder verlassen können.«
    Sie nickte an seiner Schulter, aber ihr Atem ging stoßweise und keuchend. Merrick hatte wenig Erfahrung, war sich aber ziemlich sicher, dass Hochschwangere nicht in der Dunkelheit um ihr Leben rennen sollten.
    Und dann kam das Geräusch, das er gefürchtet und fast erwartet hatte: das schrille Heulen eines Geistes auf der Jagd. Es klang wie Klauen auf Glas, aber mehrere Arten von Geistern hatten einen ganz ähnlichen Schrei.
    Seine Mutter stolperte und wäre auf die Knie gefallen, wenn Merrick sie nicht aufgefangen hätte. Der Boden unter ihren Füßen wurde jetzt schlüpfrig, und sie fluchte. »Wenn ich nur jünger wäre! Wenn ich nur etwas sehen könnte!« Seine Mutter regte sich eigentlich nicht schnell auf, war aber offenbar am Ende ihrer Kraft.
    »Es ist nicht mehr weit«, log Merrick. Sein Zentrum versorgte ihn nur mit Einzelheiten über die Wände unmittelbar vor ihnen.
    Japhne stolperte wieder, und das Geräusch kam näher, begleitet von einer Welle kalter Luft, die so schneidend war wie aus dem Herzen des Winters. Zum ersten Mal bedauerte Merrick, ein Sensibler zu sein. Wenn Sorcha hier allein mit der Hochschwangeren gewesen wäre, hätte sie sie zumindest beschützen können.
    »Lass mich zurück.« Japhne zog an seinem Umhang, und er brauchte ihr Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, dass es schmerzverzerrt war. Als Mutter wollte sie ihr ungeborenes Kind beschützen, aber auch, dass er sich in Sicherheit brachte. »Lauf.«
    Merrick dachte nicht einen Moment daran. Wenn jemand dies überleben würde, dann seine Mutter. Der Geist hatte sie erreicht. Merrick stieß Japhne weg, was er als guter Sohn bis zu diesem verzweifelten Moment nie getan hätte. Sie stolperte gegen die Wand, während Merrick allein zwischen ihr und der Kreatur stand.
    »Geh!«, brüllte er und zog sein Schwert, obwohl das eine vollkommen nutzlose Geste war. Der Geist ragte aus dem Dunkel auf, nein, er sammelte sich aus dem Innern der Dunkelheit, denn endlich erkannte Merrick ihn: Es war ein Ghast. Zauber und Wehrsteine hielten ein dichtes
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