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Die Runen der Erde - Covenant 07

Die Runen der Erde - Covenant 07

Titel: Die Runen der Erde - Covenant 07
Autoren: Stephen R. Donaldson
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bleibt, bis Sie mir eine richterliche Anordnung vorlegen, die das Gegenteil besagt. Ende der Diskussion. Zum Ausgang ...« Sie zeigte den Korridor entlang. »... geht es dort hinunter.«
    In seinem distanzierten Blick schien sekundenlang Ärger aufzuflackern; dann jedoch zuckte er mit den Schultern, und der flüchtige Eindruck verschwand. »Dieses Problem können wir später lösen, Doktor Avery«, sagte er, als zweifle er nicht daran, dass es sich zu seinen Gunsten lösen würde. »Nur noch eine Frage. Können Sie mir sagen, wo der Ehering meines Vaters hingekommen ist?«
    Linden erstarrte. In dem Land war Covenants Weißgoldring Symbol und Werkzeug seiner Macht gewesen; damit hatte er wilde Magie gegen den Verräter eingesetzt. Roger wollte mehr als eine Gelegenheit, die Stelle seiner Mutter einzunehmen; er hatte es auch auf die Magie seines Vaters abgesehen.
    »Meines Wissens nach hat er ihn immer getragen«, fuhr Roger fort, »aber der Ring ist nicht bei der Leiche gefunden worden. Ich habe Megan Roman und Sheriff Lytton gefragt, aber beide wissen nicht, wo er hingekommen ist. Er gehört jetzt mir. Ich will ihn haben.«
    Aus alter Gewohnheit griff Lindens Hand nach dem Ring unter ihrer Bluse. Roger wollte das Weißgold ins Land mitnehmen, um den Bogen der Zeit niederreißen und Lord Foul befreien zu können. Der Verächter hatte seinen Angriff auf die Schönheit der Erde bereits erneuert, und eine schwere Prüfung, an der Linden schon einmal fast zerbrochen war, würde bald von neuem beginnen ...
    Nein. Nein. Das war unmöglich. Dergleichen Dinge hatten vor zehn Jahren aufgehört, für sie real zu sein. Und trotzdem glaubte sie daran. Oder sie glaubte, Roger Covenant glaube daran. Und wenn er daran glaubte ...
    Er bedachte sie mit ausdruckslosem Lächeln.
    ... dann durfte sie sich nicht anmerken lassen, dass sie seine Absicht durchschaute. Erkannte er, dass sein Vorhaben gefährdet war, würde er vielleicht etwas tun, das sie nicht verhindern konnte. Unter Umständen hatte sie schon zu viel preisgegeben. Er konnte die altgewohnte Bewegung ihrer Hand wahrgenommen haben. Menschen würden sterben ... Linden schluckte, und einen Herzschlag später hatte sie ihren Mut zurückgewonnen. »Ich habe ihn«, antwortete sie fest. Sie wollte sich nicht selbst durch Lügen erniedrigen. Und sie wollte nicht von ihrer Treue zu seinem Vater abrücken. »Ich besitze ihn seit seinem Tod.«
    Roger nickte. »Deshalb hat Sheriff Lytton ihn nicht gefunden.«
    »Ihr Vater hat ihn mir hinterlassen«, stellte Linden fest. »Ich habe die Absicht, ihn zu behalten.«
    »Er gehört mir«, widersprach Roger. »In seinem Testament hat er meine Mutter als Alleinerbin eingesetzt. Gestern habe ich auch den Ring geerbt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das haben Sie nicht. Er hat ihn mir schon vor seinem Tod geschenkt. Der Ring gehört nicht zu seinem Nachlass.«
    In Wirklichkeit hatte Covenant ihr den Ring nicht selbst übergeben; sie hatte ihn an sich genommen, nachdem der Verräter Covenant mit seinem silbernen Feuer getötet hatte. Trotzdem betrachtete sie den Ring so sehr als ihr Eigentum, als sei sie Thomas Covenant mit diesem Schmuckstück angetraut worden.
    »Ich verstehe.« Roger runzelte erneut die Stirn. »Das ist ein Problem, Doktor Avery. Ich brauche ihn. Ohne ihn kann ich nicht Joans Stelle einnehmen. Nicht völlig. Und wenn ich ihre Stelle nicht einnehme, wird sie niemals ganz frei.« Dass er so viel preisgab, schien ihm keine Sorgen zu machen. Vielleicht hielt er Linden nicht für scharfsinnig genug, um ihn zu verstehen.
    »Aber das ist nicht mein Problem«, sagte sie betont. »Wir sind hier fertig. Leben Sie wohl, Mr. Covenant. Zum Ausgang geht es ...«
    »Ich weiß«, unterbrach er sie. »Immer den Flur entlang. Doktor Avery ...« Diesmal sprach er ihren Titel verächtlich aus. »... Sie haben keine Ahnung, in was Sie sich einmischen.« Dann wandte er sich ab und stolzierte davon.
    Oh, sie hatte eine gewisse Ahnung. Obwohl er fähig war, seine Mutter in Aufruhr zu versetzen, verstand er offenbar nichts von der Frau, die seine Gegnerin war. Aber, so schalt sie sich, sie durfte sich nicht einbilden, ihm in irgendeiner Beziehung überlegen zu sein. Sie konnte nur vermuten, was er als Nächstes tun würde, musste unbedingt herausbekommen, woher er sein Wissen hatte. Ihr Magen verkrampfte sich, als sie Joans Zimmer betrat, um Amy Clint die Situation zu erklären, so gut sie es eben konnte.
     
    *
     
    Als sie in ihr Büro
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