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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman
Autoren: Martina Andr
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Wirklichkeit träumte? Hatte er sich all die Jahre etwas vorgemacht, als er unter Einsatz seines Lebens diversen Generälen und ihren Befehlen gefolgt war? Im Nachhinein erschien ihm der Krieg, so wie er ihn in der Gegenwart und in der Vergangenheit erlebt hatte, so, ohne jeden Zweck und erst recht ohne Ziel. Wenn er genau darüber nachdachte, hatte er sich von Beginn an einer Sache verpflichtet, die im Grunde genommen keinen Sinn ergab. Jagen und gejagt werden, töten und getötet werden. Und am Ende, wenn alles vorbei war, gingen die anderen, die diesen Krieg angezettelt und selbstverständlich überlebt hatten, wieder zur Tagesordnung über. Sein Gang zur Armee war eine einzige Flucht gewesen. Eine Flucht vor sich selbst und seiner Vergangenheit, hin zu einem Meer von Flüchtenden, die im Kampf um Anerkennung und Achtung |736| ihre Seele an jene verrieten, die in den allermeisten Fällen nicht an der Rettung der Welt, sondern nur an ihrer eigenen Macht interessiert waren. Wenn es so weiterginge, käme am Ende jenes Chaos zu Tage, von dem die Johannes-Apokalypse bereits berichtet hatte und was ihm von Rona und Lyn eindrucksvoll bestätigt worden war.
    Entschlossen richtete Jack seinen Blick auf die Backsteinvilla. Ein imposantes, weißes Gebäude, mit einer von dicken Säulen gestützten Veranda, das sein Vater vor mehr als fünfzig Jahren erbaut hatte. Es bildete das Herzstück der beeindruckenden Anlage aus kleineren Häusern, Scheunen und Stallungen.
    Ohne Scheu schritt Jack voran. Irgendetwas in ihm hatte ihn hierhin geführt, etwas Göttliches, etwas Unbegreifliches, und es würde ihn auch darüber hinaus leiten.
    Als er die Tür zum Sekretariat öffnete, kam ihm eine hübsche Blondine im Minirock entgegen, ein richtiges Südstaatenmädchen. Wobei sie in Wahrheit kein Mädchen mehr war. Sie hatte bereits ein paar Fältchen um die Augen, aber immer noch eine perfekte, leicht füllige Figur, auf die Jack so sehr stand. Er mochte keine Hungerhaken, wie er es nannte, aber selbst dafür war ihm in den letzten Jahren kaum Zeit geblieben.
    »Jack?« Die Frau schaute ihn prüfend an. »Mein Gott, Jack?« Sie lächelte ein strahlendes und doch unsicheres Lächeln, während sie seine merkwürdige Aufmachung mit ihren großen, blauen Augen scannte. »Trägt man so was jetzt bei der Army?«
    Er rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Bella Lacrosse, ich glaube es nicht«, erwiderte er und rollte das R länger als nötig. Indem er ihr einen Namen gab, wurde sie automatisch Realität. Sie waren zusammen zur Highschool gegangen und hatten sich nach einem harmlosen Flirt aus den Augen verloren. Jetzt schien sie für seinen Vater zu arbeiten. Sie trug keinen Ring. Das sah er sofort. »Wusste gar nicht, dass eine Highschool-Queen wie du mit einer Schreibmaschine umgehen kann?«
    Sie schluckte die Anspielung auf ihre heiße Vergangenheit ohne ein Wort und schaute ihm neugierig ins Gesicht. »Weiß dein Vater, dass du hier bist?«
    »Nein.« Er schüttelte energisch den Kopf. »Ist eine Überraschung:«
    »Die wird dir gelingen«, sagte sie und lachte hell auf. »Vielleicht sollte ich schon mal seine Herztabletten bereitlegen.«
    |737| Jack schaute alarmiert auf. »Geht’s ihm nicht gut?«
    Sie grinste frech und griff zum Telefon. »Ich glaube, es gibt kaum einen Siebzigjährigen, der fitter ist als er.«
    Als der weißhaarige Arthur Hilarius Tanner wenige Minuten später im Sekretariat seiner Ranch eintraf, gerieten seine ansonsten vitalen Knie so unvermittelt ins Zittern, dass er sich am Türrahmen festhalten musste. Wie vom Donner gerührt, betrachtete er seinen Sohn, der entgegen seiner sonstigen Gewohnheit nun einen blonden Vollbart trug.
    »Dad?« Jacks Stimme bebte ungewollt, als er dieses Wort aussprach, als ob es selbstverständlich wäre – was es nicht war.
    Schnell hatte der alte Tanner zu seiner gewohnten Fassung wiedergefunden, als feststand, dass es tatsächlich sein Sohn war, der sich da vor ihm aufbaute. Mit krächzender Stimme bat er ihn in sein privates Sprechzimmer. »Haben sie dich in Afghanistan rausgeschmissen?«, fragte er trocken.
    »So ungefähr, Dad«, erwiderte Jack mit einem flüchtigen Grinsen. »Die Sache mit dem heiligen Krieg ist mir mit der Zeit auf den Magen geschlagen, und deshalb würde ich nun gerne bei dir anheuern.«
    »Du bist dir tatsächlich sicher, dass dir lieber Pferdeäpfel um die Ohren fliegen sollen statt Granaten?« Hilary, wie ihn hier alle scherzhaft nannten, schaute seinen
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