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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Vertreter der verschiedenen Götter Roisinans hatten eine unterschiedliche Version des günstigsten Datums vorgetragen, und jeder hatte eigene Vorstellungen bezüglich der Gästeliste. Alles und jedes schien Angharas Einsatz und Billigung zu erfordern. Sie hatte sich bereits beschwert, weshalb man vier Mal ihre Maße für die Krönungsgewänder nehmen musste. Favrin hielt sich mit lobenswerter Geduld abwartend im Hintergrund. Schließlich hatte er aber Kieran gebeten, die junge Königin zu fragen, wann sie eine oder zwei Stunden für ihn erübrigen könne. Anghara kam. Sie hatte alles andere erwartet als das – einen ruhigen Abend am Feuer bei einem Spiel, das sheh hieß. Sie verlor jedes Spiel, aber der Zweck des Treffens war erreicht – sie entspannte sich und konnte über das, was sich am Hof abspielte, mit etwas Humor sprechen.
    Favrin stellte die Spielfiguren zurück in das Kästchen. »Nähern sich die Dinge irgendeinem Abschluss?«
    »Die Götter scheinen die Köpfe zusammenzustecken und sich auf ein für alle annehmbares Datum zu einigen«, sagte Anghara.
    »Und das wäre?«
    Sie verzog das Gesicht. »Mein Geburtstag.«
    »Der ist aber erst in ein paar Wochen von jetzt«, sagte Favrin und schaute sie an. »Ich hatte nicht vor, so lang von zu Hause fern zu bleiben.«
    »Ich bin etwas erleichtert«, gab Anghara nach einer kurzen Pause zu und griff nach ihrem Becher, der noch halb voll mit abgekühltem Würzwein war.
    »Lass das. Hier ist ein frischer Becher«, sagte Favrin und spielte den Gastgeber für sie in seinen Gemächern. »Erleichtert? Weshalb?«
    »Es lässt mir ein bisschen Zeit«, meinte sie rätselhaft und nahm den Becher aus seiner Hand. Er zog fragend eine Braue hoch, aber sie lächelte nur über den Becherrand, als sie einen Schluck trank. »Sie wollen ein Spektakel, das Sifs in den Schatten stellt. Der Aufschub verschafft ihnen Zeit, die Feier mit königlichen Gästen zu zieren ...«
    Favrin verneigte sich tief, und Anghara lachte.
    »Nein, von dir haben sie noch keine Ahnung. Sie wollen Aise Aymerin von Shaymir einladen.«
    »Und was hältst du von diesem Plan?«
    »Ich hätte es selbst vorgeschlagen«, antwortete Anghara. »Ich habe ihn zwar nie kennengelernt, aber er herrscht über ein Reich, das nur einen Bergpass von Miranei entfernt ist. Er ist zu klug, um dafür in den Krieg zu ziehen, aber er ist nicht zu Sifs Krönung gekommen und – soweit ich weiß – hat er während Sifs Regentschaft sowohl Reisen als auch Handel mit Roisinan vermieden. Wenn wir ihn jetzt einladen und seine Reaktion beobachten, könnte das aufschlussreich sein.«
    »Aber du hast doch gewiss deine eigene Gästeliste«, sagte Favrin und hob den Becher zum Toast. »Eine, von der noch niemand etwas weiß.«
    Überrascht schaute sie ihn an. »Was weißt du darüber?«
    Favrin blickte ebenso verblüfft. »Ich habe mich selbst gemeint«, antwortete er. »Warum, an wen hast du denn gedacht?«
    »Niemand weiß etwas davon ... abgesehen von Kieran«, sagte sie. »Aber Gäste, mit denen niemand rechnet, sind bereits unterwegs.«
    Favrin wusste nichts über die Freunde, die Anghara in Kheldrin zurückgelassen hatte. Er runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach, auf wen Angharas rätselhafte Beschreibung zutreffen könnte – irgendjemanden. Schließlich musste er sich geschlagen geben. »Nun gut, was hast du vor?«, fragte er.
    »An diese Krönung wird man sich lange erinnern«, antwortete sie ausweichend.
    Favrin kehrte zu einem früheren Thema zurück. »Wenn man sich auf dieses neue Datum geeinigt hat, könnte ich nach Algira zurückreiten. Ich kann mühelos rechtzeitig für die Zeremonie wieder hier sein, und ich glaube, ich sollte mich in Tath um ein paar Dinge kümmern.«
    »Vielleicht besonders um deine Lady?«, neckte Anghara.
    »Auch das«, gab Favrin lächelnd zu. »Sie ist noch keineswegs ihrer Zeit nahe, aber ich würde gern wissen, wie es dem Kind geht. Daheim wäre ich nützlicher als bis zu deinem Geburtstag hier in diesen Gemächern festzusitzen – so prächtig sie auch sind.« Nachdenklich schaute er sie kurz an. »Du wirst erst achtzehn«, sagte er schließlich. »Ich vergesse ständig, wie jung du wirklich bist.«
    Anghara zog an einer seiner Locken. »Hier ist auch kein Grau drin«, sagte sie.
    »Der Unterschied ist, dass ich, seit ich ein Junge war, Armeen angeführt habe.«
    »Es gibt viele Wege, erwachsen zu werden«, erklärte Anghara ernst.
    Er neigte den Kopf und verbarg ein Lächeln. »Ich
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