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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht
Autoren: Susan Peterson
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rief jemand: » Da sind sie! Gott sei Dank, sie sind heil und gesund.«
    Alles wandte sich wie ein Mann der Stimme zu. Um die Hausecke des Flügels, der noch nicht in Flammen stand, bog eine seltsame kleine Schar. Voran Parnko, dann Mannara, die eine laut schluchzende Mary auf dem Arm trug, hinter ihnen mit gesenkten Köpfen Robert und Vicky.
    Doch wo war Charlie, das Nesthäkchen?
    » Charlie!« Dorothea stürzte auf sie zu. » Wo ist Charlie?« Wie eine Irrsinnige schüttelte sie die beiden abwechselnd. » Was habt ihr mit Charlie gemacht?«
    » Gar nichts.« Robert riss sich los und trat ein paar Schritte zurück. » Er hat fest geschlafen, als wir gegangen sind.«
    » O mein Gott, der arme Kleine!« Trixies Flüstern schnitt wie ein Messer in Dorotheas Herz.
    » Hoffentlich hat er wenigstens nicht gelitten.« Das Kindermädchen stand schreckensbleich neben Mrs. Perkins und starrte entsetzt auf das brennende Haus.
    » In seinem Bett war er nicht.« Ian und John wechselten einen besorgten Blick. » Wo kann der Junge geblieben sein?«
    Sie hatten nichts bemerkt. Alle Türen waren geschlossen gewesen. Charles war noch viel zu klein, um selbst Türen öffnen zu können. Er konnte sich nirgends versteckt haben. Oder doch? » Ich gehe noch mal rein und schaue in die Schränke und unter die Betten«, sagte Ian. Schon griff er nach dem Eimer, um seine Pferdedecke wieder zu durchnässen, als Percy ihn am Ärmel zurückhielt.
    » Warte noch einen Augenblick, Cousin. Vielleicht sollte meine Schwester uns diese Frage beantworten?«
    Percys Stimme klang so fremd, dass Dorothea im ersten Moment überhaupt nicht erkannte, wer diese Worte sprach. Wieso sah er so seltsam aus? Er wirkte wie ein Mensch, der gerade eine schreckliche Entdeckung gemacht hatte. Ihr Blick wanderte zu Catriona, die mit zurückgeworfenem Kopf unverwandt auf das brennende Haus sah. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln umspielte ihre Lippen.
    » Catriona…?«
    » Sieht es nicht großartig aus? Ein großes Feuer– ich meine, ein wirklich großes Feuer– hat so etwas Majestätisches, geradezu Göttliches. Findet ihr nicht?«
    » Master, die Türklinke zu eurem Zimmer war mit einer Stuhllehne blockiert«, flüsterte John und betrachtete die junge Frau mit einer Mischung aus Grausen und Faszination. » Und es hat teuflisch nach Petroleum gestunken.«
    Dorothea erstarrte vor Entsetzen, als sie plötzlich begriff: Es war kein Unglücksfall gewesen! Catriona hatte sie mit voller Absicht betäubt und zusätzlich die Tür blockiert, um sicherzugehen, dass sie auch bestimmt umkamen. Wenn sie nicht gerade noch rechtzeitig wieder zu sich gekommen wäre und ohne Johns beherztes Eingreifen… Sie wagte nicht weiterzudenken.
    Wieso war ihr vorher nie die Grausamkeit in den ebenmäßigen Zügen aufgefallen? In den Pupillen spiegelte sich der Feuerschein, während Catriona das Bild in sich aufzusaugen schien.
    » Was hast du mit ihm gemacht?« Dorothea packte Catriona an den Armen und schüttelte sie, so heftig sie konnte. Heiße Wut durchströmte sie, eine alles verzehrende Wut. » Was hast du mit meinem kleinen Jungen gemacht? Sag es! Oder ich schwöre, ich zerkratze dein Gesicht so, dass du dich nirgends mehr blicken lassen kannst!«
    » Gar nichts habe ich mit ihm gemacht, Cousine«, gab Catriona zurück, aber in ihren Augen leuchtete es so triumphierend, dass allen klar war, dass sie log. » Aber ich fürchte, Onkel Hugh wird keine Gelegenheit mehr haben, seinen Enkel kennenzulernen.«
    » Du hast ihn umgebracht.« Dorothea riss sich von Ian los, der ihren Arm gepackt hatte, um sie von Catriona wegzuziehen. » Du Hexe, du!«
    » Lass es lieber Percy versuchen. So erreichst du nichts«, wisperte er ihr ins Ohr und presste sie erneut an seine Brust.
    Wie konnte er nur so ruhig bleiben angesichts der Situation? Dorothea zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. » Mein Baby«, rief sie verzweifelt. » So helft ihm doch endlich!«
    » Er versucht es.« Ians Flüstern war kaum zu verstehen. Auch er bebte, aber es gelang ihm, äußerlich ruhig zu erscheinen.
    » Cat«, Percy hatte das Gesicht seiner Schwester zwischen beide Hände genommen und zwang sie, ihn anzusehen. » Cat, Liebes, er ist fast noch ein Baby. Du kannst doch kein Baby töten. Nicht einmal du könntest so grausam sein. Wo ist er? Sag es mir! Bitte!«
    Catriona presste eigensinnig die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.
    Percy ließ jedoch nicht locker. » Willst du wirklich schuld am Tod eines Kindes
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