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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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einstmals schöne Gesicht der Göttin wirkte wie ein Totenkopf. Ihr Haar war verblichen und hing von dem geschrumpften Schädel in verfilzten Strähnen herab. Die Zähne waren ausgefallen, die Glieder verdreht, die ganze Gestalt verkrümmt. Sie erweckte den Eindruck, als könne sie jeden Augenblick stürzen, und schon sprang Quar vor, um die arme Frau zu umfassen und ihren schwankenden Körper zu stützen.
    Bei ihrem Anblick grinste Zhakrin höhnisch und spie einen Fluch hervor.
    Evren stieß Quar so kraftvoll von sich, wie man es ihrem verfallenen Körper nicht zugetraut hätte, und stürzte sich auf Zhakrin. Ihre klauenartigen Hände schlossen sich um seinen Hals. Er rang mit ihr – und die beiden fielen auf den roten Teppich der Kathedrale oder die Mosaikfliesen des Gartens oder auf den Grund des Meeres. Kreischend und heulend vor Haß rollten und krümmten sich die beiden Götter wie in einer scheußlichen Parodie des Liebesspiels – ein erbitterter Kampf auf Leben und Tod.
    So sehr erschreckte es die anderen Götter, daß sie gebannt und hilflos zuschauten. Selbst Quar schien vom Anblick der beiden sterbenden Götter, von denen ein jeder mit der letzten verbliebenen Kraft versuchte, den anderen zu töten, so angegriffen und betäubt zu sein, daß er mit starrem Blick neben den sich windenden Körpern stand und nichts weiter unternahm.
    Und dann begann Zhakrin langsam zu schwinden. Evren kratzte mit den Nägeln unter kreischendem Triumphgeheul in seinem verblassenden Gesicht herum. Aber sie war bereits zu schwach, um ihm weitere Verletzungen zuzufügen. Sie fiel auf den Rücken und schnappte nach Luft. Quar kniete sich voller Mitleid neben ihr nieder und nahm die Göttin in die Arme. Alle konnten sehen, daß auch sie zu schwinden begann.
    »Evren!« rief Quar ihr zu. »Laß das nicht zu! Du bist stark! Du hast deinen Feind besiegt! Bleibe bei uns!«
    Aber es war sinnlos. Während sie schwach mit dem Kopf nickte, löste sich ihre Erscheinung immer weiter auf. Zhakrin war überhaupt nicht mehr zu erkennen, und nach wenigen Augenblicken fand sich Quar kniend auf den Fliesen in seinem duftenden Garten wieder – mit nichts als dem Wind in den Armen.
    Die anderen Götter schrien vor Enttäuschung und Angst, da niemand zu sagen vermochte, was geschehen würde, jetzt, da die Ordnung des Universums vollständig aus dem Gleichgewicht gebracht worden war. Doch das trennte die Götter noch mehr – denn die Götter der Dunkelheit gaben Evren die Schuld, die Götter des Lichts aber Zhakrin. Quar, einer der neutralen Götter, schenkte den beiden Parteien keine Beachtung. Den Kopf in tiefer Trauer gebeugt, blieb er auf den Knien liegen. Mehrere der anderen neutralen Götter traten zu ihm, um ihm ihr Mitgefühl auszusprechen und ihn für seine unermüdlichen Versuche zu loben, zwischen den beiden zu vermitteln.
    In diesem Augenblick wurde die Brise, die flüsternd durch den Eukalyptus strich, das ehrfürchtige Schweigen der Kathedrale, das sanfte Glucksen des Meerwassers plötzlich unterbrochen von einem aufreizenden Klang, einem Lärm, der allen Streit und jede Unterhaltung abrupt verstummen ließ: Jemand klatschte laut Beifall.
    »Gut gemacht, Quar!« dröhnte eine laute Baritonstimme. »Gut gemacht! Bei Sul, ich habe derart geweint, daß es ein Wunder ist, daß mir nicht die Augen ausgelaufen sind.«
    »Was ist das für eine Respektlosigkeit?« fragte Promenthas streng. Der lange weiße Bart fiel in glänzenden Wellen über seine mit Gold durchwirkte Stola, und der Saum seines Talars schlug ihm raschelnd um die Füße, als der Gott das Mittelschiff der Kathedrale hinunterschritt, um der Gestalt entgegenzutreten, die unter dem Torbogen stand. »Mach dich davon, Wandernder Akhran! Dein Spott ist unerwünscht. Du wirst hier nicht gebraucht.«
    Akhran verschränkte die Arme vor der Brust und blickte stolz in die Runde, ohne davon beeindruckt zu sein, daß ihm keinerlei Willkommensgruß entboten wurde. Er hatte kein Ehrengewand wie die anderen Götter angelegt. Akhran der Wandernde trug die traditionelle Kleidung der Spahis, der Wüstenreiter: eine weiße Tunika über einer weißen Wollhose, die aus Gründen der Bequemlichkeit weit geschnitten und in die Schäfte schwarzglänzender, lederner Reitstiefel gestopft war. Über der Tunika und der Hose trug er lange schwarze Gewänder, die über den Boden schleiften und deren weit fallende Ärmel die Arme bis zu den Ellbogen bedeckten. Eine weiße Wollschärpe war um seine Hüfte
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