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Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)

Titel: Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben (German Edition)
Autoren: Ella Berthoud
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ja auch nach Feierabend noch landen.
    ▶ Hass auf den Job
    Leseleiden: Amnesie, lektürebezogene
    35 Therapie: Führen Sie ein Lesetagebuch
    Wenn Sie unter einer lektürebezogenen Amnesie leiden, dann können Sie sich nur schlecht oder gar nicht an die Bücher erinnern, die Sie schon gelesen haben. Sie eilen vom Buchladen nach Hause, voller Neugier auf den neuen Roman, den Sie sich gerade gekauft haben, nur um nach fünf oder zwanzig Seiten festzustellen, dass Ihnen die ganze Geschichte ziemlich bekannt vorkommt. Sie unterhalten sich über einen echten Klassiker, von dem Sie sicher sind, ihn gelesen zu haben, und können plötzlich die einfachsten Fragen nicht beantworten – meist die danach, wie die Geschichte ausgeht.
    Was Sie brauchen, lieber amnesiebefallener Leser, ist ein Lesetagebuch, ein kleines Notizbuch, das Sie immer bei sich tragen. Widmen Sie jedem Buch, das Sie lesen, eine Seite; und wenn Sie es beendet haben, notieren Sie sich den Titel des Buches, den Namen des Autors, das Tagesdatum und wo Sie es gelesen haben. Vielleicht möchten Sie sich auch den Inhalt kurz zusammenfassen, zum Beispiel so: MANN ERMORDET PFANDLEIHERIN , FÜHLT SICH 500 SEITEN LANG SCHULDIG . Oder Sie lassen Ihren Gedanken über die Beweggründe einer Figur, die Sie besonders fasziniert hat, freien Lauf. Vielleicht möchten Sie auch kurz festhalten, wie Sie sich beim Lesen gefühlt haben – heiter oder niedergeschlagen? Als würden Sie einen Spaziergang durch eine stürmische Moorlandschaft machen oder eher als würden Sie nach Neuseeland auswandern? Wenn Ihnen die richtigen Worte fehlen, benutzen Sie Bilder oder beschreiben Sie Ihre Gefühle – oder geben Sie dem Buch Noten von eins bis zehn –, oder machen Sie eine Liste der Wörter, die Ihnen im Buch aufgefallen sind.
    Dieses Tagebuch ist sozusagen eine Aufzeichnung Ihrer ›Lesereise‹. Sie können immer wieder zurückblättern und sich an die Höhen und Tiefen dieser Reise erinnern. Und wenn Ihnen im Gespräch mal wieder der Autor oder der Titel eines Buches nicht einfällt, stehlen Sie sich einfach rasch auf die Toilette und schauen nach.

36 Analfixiertheit
    Tristram Shandy
Lawrence Sterne
    Wenn Sie analfixiert sind, dann wissen Sie genau, wie wichtig Ordnung, Logik und Reinlichkeit im Leben sind. Sie lieben es, Listen zu schreiben, und der Sinn Ihres Lebens besteht darin, Aufgaben sauber abzuarbeiten, damit Sie sie anschließend abhaken können. Alles, was Sie von der Erledigung Ihrer Aufgaben abhalten könnte – ein unerwarteter Anruf, ein Feld, das in der Sonne leuchtet und Sie einlädt, einen kleinen Spaziergang zu machen, ein Überraschungsbesuch –, empfinden Sie als Störung. Ihr Verstand folgt einer Einbahnstraße und kann nicht von seinem Kurs abweichen. Dann wird es höchste Zeit, mal mit Tristram Shandy zu tauschen. Wenn Sie knapp 700 Seiten im Kopf dieses liebenswerten Philosophen verbracht haben und seinem bemerkenswert weitschweifigen Geschwafel gefolgt sind, werden Sie von jeglicher analen Fixierung geheilt sein.
    Tristram Shandy , 1765 veröffentlicht, ist vielleicht der erste interaktive Roman, der seine Leser einlädt, die Hand des Autors Lawrence Sterne zu ergreifen und sich mit ihm auf das Spiel einzulassen, das er für Sie bereithält. Wie Italo Calvino zweihundert Jahre später, mischt sich auch hier der Autor immer wieder fröhlich in das Romangeschehen ein und fordert seine Leser auf, zu überlegen, inwieweit er deren Verständnis seiner Figur bereits gefördert hat.
    Shandy ist und bleibt fest entschlossen, seine Memoiren zu verfassen, und doch braucht er ganze zwei Bände, um überhaupt bei seiner Geburt anzukommen. Denn diese Memoiren – wie eigentlich sein ganzes Leben – bestehen aus nichts anderem als Abschweifungen vom Wesentlichen. Bereits als Homunculus im Bauch seiner Mutter wird seine Reise ins Leben just im Augenblick der Zeugung unterbrochen, weil die Mutter den Vater fragt, ob er denn auch daran gedacht habe, die Uhr aufzuziehen. Diese Unterbrechung im Moment der Empfängnis hat, so glaubt er, dazu geführt, dass sein pränatales Ich zur Beute von »zahllosen melancholischen Träumen und Einbildungen« wurde, noch bevor es tatsächlich existierte. Und als sein Name – in den Augen seines Vaters 37 von außerordentlicher Wichtigkeit für den Charakter und den Lebensweg eines Menschen – völlig entstellt ist, als er endlich dem Kurat genannt wird und aus Trismegistus versehentlich der – ganz offensichtlich am wenigsten
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