Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
für deinen Brief. Ich bin ein Fan von dir, seit ich damals die Druckfahnen von deinem Angels -Buch gelesen habe (ich war damals bei Ramparts angestellt und habe sie mir einfach unter den Nagel gerissen). Die ungekürzte Version hat mich damals umgehauen. Daher ist es schön zu hören, dass du ein Fan von uns bist. Und schön, einen Brief von dir zu bekommen.
    Die Plattenkritiken waren in der Vergangenheit öfter ein Problem – jede Menge Oberschülertypen, die ihren onanistischen Neigungen freien Lauf ließen. Wir sind gerade dabei, diese Typen auszusieben und das Ressort mit den Plattenkritiken unter meine Kontrolle zu bringen. Trotzdem entschuldige ich mich für den Schwachsinn, der in der Vergangenheit auf diesem Gebiet verzapft wurde.
    Hättest du nicht Lust, für uns zu arbeiten? Worüber schreibst du in letzter Zeit? Schick mir doch einfach was. Vielleicht können wir es verwenden, oder vielleicht hast du auch neue Ideen. Halt mich auf dem Laufenden.
    Zwei Sachen, die dich vielleicht interessieren: 1) Wir haben den Altamont Artikel (plus Groupies, Dylan usw.) für den Pulitzerpreis eingereicht. Ich mache mir zwar keine allzu großen Hoffnungen, aber was soll’s. Und 2) Ich habe gestern erfahren, dass Terry the Tramp Selbstmord begangen hat – Schlaftabletten. Er hatte nach Altamont vor, bei den Angels auszusteigen, und das hat er dann auf diese Weise getan. Ich denke, wir bringen eine größere Geschichte über ihn. Hättest du Lust, noch ein paar Gedanken beizusteuern?
    Ich hoffe, Woody Creek ist so schön, wie es sich anhört.
    Viele Grüße
    Jann Wenner
    Brief von HST an JSW
    25. Febr. 70
    Owl Farm
    Woody Creek, Colorado
    Lieber Jann,
    danke für dein Schreiben & viel Glück in der Pulitzer-Angelegenheit. Wenn ich mitstimmen dürfte, wärt ihr fein raus … Aber ihr habt es da mit einem Haufen hirnverkrusteter Arschgeigen zu tun, deswegen lass den Kopf nicht hängen, wenn sie euch keine Medaille geben. Und wenn doch, dann vermutlich aus den falschen Gründen.
    Was eventuelle Beiträge meinerseits für euch angeht: Die Neuigkeiten über Terry the Tramp sind mir schwerstens auf die Seele geschlagen. Wenn ich an all die üblen Scheißkerle denke, bei denen es absolut angebracht wäre, wenn sie Selbstmord begingen, und dann höre, dass ausgerechnet Terry es wirklich gemacht hat, wird mir richtig schlecht. Ich habe stundenlange Unterhaltungen zwischen ihm & mir auf Band, die ich mir letzte Nacht angehört habe & ich weiß noch, wie der Sack immer wieder davon geredet hat, dass diese ganze Angels-Sache für den Arsch war & dass er da irgendwie rauswollte … aber er hatte keine Ahnung, wie er es anstellen oder wo er danach hinsollte. Er war der Einzige von den Angels, der mir über längere Zeit so nahestand, dass ich in Erwägung gezogen habe, ihn als Freund zu bezeichnen. Ich hatte immer damit gerechnet, dass er hier mal auftauchen würde, & hätte mich darüber auch echt gefreut – aber er hat es nie getan. Und jetzt, wo ich deinen Brief lese, macht es mir weniger aus zu wissen, dass er tot ist, sondern was mich echt wurmt, ist die Vorstellung, wie er da sitzt und den Entschluss fasst, es tatsächlich zu machen. Er hätte sich seinen Bock schnappen und mit Tempo 200 auf dem Highway frontal in einen Bullenwagen reinbrettern sollen. Das wäre nach seinem Geschmack gewesen; deswegen bin ich stinksauer zu erfahren, dass er sich am Ende auf Knien davongemacht hat.
    Egal – ich würde gerne was über ihn schreiben. Vielleicht eine längere Geschichte, denn bei dem Gedanken an ihn und die Szene damals fällt mir einiges ein, was allmählich verschüttgeht. San Francisco Mitte der Sechziger war schon sehr speziell … und Terry war für mich immer eine Schlüsselfigur. Ich weiß noch, wie ich ihn ins Matrix mitgenommen habe, um Airplane zu sehen – das war noch vor ihren Tagen im Fillmore … und dann mein Ausflug mit ihm nach LaHonda, wo wir Kesey getroffen haben … und das ganze Rumgeficke mit den Peace Freaks in Berkeley. So gesehen sollte ich schon eine anständige Geschichte über ihn zustande bringen – ein Freak-Symbol einer Ära, die er selbst nie richtig verstanden hat. Wie viel Platz hast du denn zur Verfügung? Eher ein kurzer Nachruf oder ein langer Sermon mit der Wahrheit und nichts als der Wahrheit? Sag schnell Bescheid, wenn du es schnell brauchst – und außerdem, was du dafür zahlst. Ich schreibe das Ding sowieso, wenn es Platz dafür gibt, aber ich neige dazu, mich ein bisschen mehr ins
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher