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Die Riesin Arachna

Die Riesin Arachna

Titel: Die Riesin Arachna
Autoren: Jurij Kusnezow
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dieses Gerücht hatten aber schon die Alten nie so recht geglaubt, sondern alles für müßiges Geschwätz gehalten. Sie fühlten sich wohl in ihrem Tal, wo es trocken und warm und der Fluß reich an Fischen war. Was wollten sie mehr?
    Lediglich eine entfernte Verwandte Ahs, eine zänkische Alte, hatte an allem etwas auszusetzen gehabt. Als sie dann eines Tages aus der Höhle verschwand und nicht mehr wiederkam, waren alle erleichtert.
    Das Mädchen Ah liebte ihr Tal ebenfalls, nur fühlte sie sich manchmal ein bißchen einsam. Besonders wenn die Erwachsenen ihrem langweiligen Tagwerk nachgingen. Nun habe ich endlich jemanden zum Spielen, dachte das Mädchen erfreut, während sie das drollige kleine Tier betrachtete. Wie ulkig das Kerlchen doch aussieht mit seinen winzigen spitzen Zähnen, die aus der Schnauze ragen, und mit seinem gestreiften Fell!
    »Wir wollen ihn Achr nennen«, schlug sie vor, »er hat sich ja selbst so vorgestellt. Außerdem erinnert sein Name an den von Großvater Aracha.«
    Gegen diesen Vorschlag hatte niemand etwas einzuwenden, und so wurde der Säbelzahntiger zum zweitenmal auf den Namen Achr getauft, zu Ehren des ihm unbekannten Großvaters.
    Das Mädchen Ah war höchst zufrieden, als das Tierchen, kaum daß sie es mit seinem Namen ansprach, sofort den Kopf hob und sie anschaute. Sie wollte, beflügelt von ihrem Erfolg, seinen Rücken streicheln, doch der Tiger sträubte derart bedrohlich sein Fell, daß sie von ihrem Vorhaben abließ. Schließlich waren die Kratzer auf der Hand ihres Vaters nicht zu übersehen.

    Und tatsächlich überlegte Achr auch einen Augenblick, ob er nicht nach dem Finger der Kleinen schnappen sollte. Doch war es vielleicht erst einmal besser, abzuwarten.
    Als Ah dann vermutete, das kleine Tier könnte Hunger und Durst haben, hatte der Tiger nichts einzuwenden. Wirklich, er konnte eine Stärkung gebrauchen, der Magen knurrte ihm, und der Hals war ganz ausgetrocknet.
    Das Mädchen stellte ihm eine Schüssel mit Wasser hin und warf ihm ein »Fischchen« vor die Füße, das nur wenig kleiner war als er selbst. Um diesen Gründling zu bändigen, der noch lebte und erbost mit dem Schwanz schlug, mußte Achr alle Kräfte aufbieten. Doch schließlich trug er den Sieg davon, sättigte sich und löschte auch seinen Durst, indem er die Schüssel Wasser leertrank. Damit gab er zu verstehen, daß er seine Rolle als zahmes Haustier zumindest fürs erste annahm.
    Als das Mädchen ihn dann streichelte und auch hinterm Ohr kraulte, ließ er es großmütig zu. Zwar sträubte sich ihm bei der ersten Berührung noch gewaltig das Fell, doch nach und nach fand er Gefallen daran, genoß es schließlich sogar.
    Hätten die Bewohner des Zauberlandes seinerzeit Gelegenheit gehabt, den Säbelzahntiger zu streicheln – wer weiß, vielleicht hätte sich sein Schicksal anders gestaltet, und er wäre ebenso zahm geworden wie die Sechsfüßer oder der Drache Oicho.
    Wie dem auch sei, in der Höhle der Uiden herrschten Eintracht und Friede, und Achr fügte sich gern in sein Schicksal. Mehr noch, er und das Mädchen Ah wurden bereits kurze Zeit später richtig dicke Freunde.

DER NÄCHTLICHE ZWEIKAMPF
    Erschöpft von seinen anstrengenden Abenteuern, fiel der Tiger, kaum daß er gegessen und getrunken hatte, in einen tiefen Schlaf. Er schlief den ganzen restlichen Tag hindurch und auch noch die halbe Nacht. Bis er plötzlich von einem seltsamen Geräusch erwachte. Es war ein Raunen und Zischeln, eine Art »Schu-a, schu-a«, das in seine Träume drang.
    Achr öffnete einen Spaltbreit die Augen, und da er, wie alle Katzen, im Dunkeln ausgezeichnet sehen konnte, entdeckte er sofort ein merkwürdiges Tier, das auf ihn zukroch. Es bewegte sich schemenhaft und nahezu lautlos, nur das leise unheilvolle Zischen war verräterisch. Offenbar ein Raubtier, das auf Beute aus war und sich schon seines Erfolges sicher glaubte.
    Doch der Tiger Achr war alles andere als eine Beute! Er setzte, im Gegenteil, zum Sprung an. Sobald das unbekannte Geschöpf in Reichweite war, schnellte er blitzschnell nach vorn. Für ihn war, wie für jeden Tiger, der erste Satz entscheidend. Es mußte ihm gelingen, auf dem Rücken des Gegners zu landen, dann war der Sieg schon halb errungen.
    Und Achr erreichte sein Ziel. Das Tier, auf einen Angriff nicht vorbereitet, verharrte überrascht. Sein Zischen ging in ein zorniges Brüllen über, als der Tiger so unverhofft auf seinem Schuppenpanzer aufprallte. Von dem plötzlichen Gewicht
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