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Die Riesen vom Ganymed

Die Riesen vom Ganymed

Titel: Die Riesen vom Ganymed
Autoren: James P. Hogan
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wußten sie nichts von der Elektrizität – heute stellen sie sie durch Kernkraft her. Wo werden sie aufhören?«
    »Ich glaube nicht, daß sie jemals aufhören werden«, sagte Garuth langsam. »Sie können es nicht. Genauso wie ihre Vorfahren müssen auch sie die ganze Zeit über kämpfen. Ihre Vorfahren bekämpften sich gegenseitig. Sie kämpfen statt dessen gegen die Herausforderungen des Universums an. Wenn man ihnen diese Herausforderungen nähme, würden sie eingehen.«
    Shilohin dachte erneut nach über die unglaubliche Rasse, die sich durch jede nur vorstellbare Schwierigkeit hindurch nach oben gebissen hatte, wobei ein nicht unbeträchtlicher Teil der Hindernisse durch die ihr eigene Perversität entstanden war, eine Rasse, die nunmehr unanfechtbar in dem gleichen Sonnensystem herrschte, das einstmals den Besitz der Ganymeder dargestellt hatte.
    »In vieler Hinsicht ist ihre Geschichte immer noch ver-abscheuungswürdig«, sagte sie. »Gleichzeitig jedoch haftet ihnen etwas absonderlich Herrliches und Stolzes an. Sie können im Gegensatz zu uns im Angesicht der Gefahr leben, weil sie wissen, daß sie die Gefahr besiegen können.

    Sie haben sich selbst Dinge bewiesen, die uns immer ver-schlossen bleiben werden, und genau diese Erfahrungen werden sie dort vorantreiben, wo wir selbst zögern würden.
    Wenn die Erdenmenschen vor fünfundzwanzig Millionen Jahren Minerva bewohnt hätten – ich glaube ganz fest, daß sich die Dinge dann anders entwickelt hätten. Nach dem Fehlschlag mit Iscaris hätten sie nicht aufgegeben. Sie hätten schon einen Weg gefunden, der sie zum Sieg über die Schwierigkeiten geführt hätte.«
    »Ja«, stimmte ihr Garuth zu. »Die Dinge hätten sich sicherlich sehr unterschiedlich entwickelt. Aber es wird nicht lange dauern, bis wir sehen, was sich ereignet hätte, wenn dem so gewesen wäre – davon bin ich überzeugt. Sehr bald werden sich die Erdbewohner explosionsartig über die gesamte Galaxis ergießen. Irgendwie glaube ich nicht, daß danach alles beim alten bleiben wird.«
    Die Unterhaltung verstummte erneut, als die beiden Ganymeder die Augen voneinander abwandten, um einen letzten Blick auf den Planeten zu werfen, der all ihre Theorien, Gesetze, Prinzipien und Erwartungen über den Haufen geworfen hatte. In künftigen Jahren würden sie zweifellos noch oft auf dieses Bild starren, reaktiviert aus den Datenspeichern des Schiffes. Niemals jedoch würde es einen so starken Eindruck hinterlassen wie in diesem Augenblick.
    Lange Zeit später rief Garuth mit lauter Stimme:
    »ZORAC.«
    »Kommandant?«
    »Zeit, daß wir uns auf den Weg machen. Aktiviere den Hauptantrieb.«
    »Umschaltung von Stand-by-Position erfolgt. Gehe jetzt auf volle Kraft voraus.«

    Die Erdscheibe löste sich in verschwimmende Farben auf, die über den Schirm huschten und allmählich verblaß-ten. Nach einigen Minuten hatten sich diese Farben zu einem eintönigen, gleichförmigen gräulichen Nebelschleier verdichtet. Auf dem Schirm würde bis zu ihrer Ankunft auf Ganymed nichts anderes mehr erscheinen.
    »Monchar«, rief Garuth. »Ich habe einige Dinge zu erledigen. Kannst du hier eine Zeitlang für mich übernehmen?«
    »Aye – aye, Sir.«
    »Sehr gut. Wenn irgend etwas anfallen sollte – ich bin in meiner Kabine.«
    Garuth entschuldigte sich bei den übrigen, nahm die Grüße von allen Seiten entgegen und verließ das Kommandozentrum. Langsam schlenderte er durch die Gänge, die zu seinem Privatquartier führten.
    Voll und ganz mit seinen Gedanken beschäftigt, achtete er kaum auf seine Umgebung. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, starrte er lange Zeit auf sein Gegenüber im Wandspiegel seiner Privatkabine, als suche er nach sichtbaren Veränderungen seines Äußeren, die von seiner Handlungsweise vielleicht hervorgerufen worden waren.
    Dann ließ er sich auf einen der Lehnstühle fallen und starrte mit leerem Blick an die Decke, bis sein Zeitbewußt-sein aussetzte.
    Schließlich aktivierte er den Wandschirm in seiner Privatkabine und rief ein Sternkartenprogramm ab, auf dem der Teil des Weltalls abgebildet war, in dem sich das Sternbild des Stieres befand. Lange Zeit saß er da und starrte auf den schwachen Lichtfleck, der im Verlauf ihrer Reise zunehmend heller werden würde. Es bestand die Möglichkeit, daß sie völlig falsch lagen. Diese Möglichkeit bestand immer. Wenn die Ganymeder tatsächlich nach dort ausgewandert waren – was für eine Zivilisation hatten sie dann im Laufe von
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