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Die Reise zum Ich

Die Reise zum Ich

Titel: Die Reise zum Ich
Autoren: Claudio Naranjo
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Psychoanalyse erleben Patienten
    bisweilen Halluzinationen oder zeigen andere Merkmale vor
    übergehender psychotischer Zustände.
    Die
    vorsätzliche
    Herbeiführung
    veränderter
    Bewußtseinszustände zu therapeutischen Zwecken erfolgt meistens im Bereich der Behandlungen durch Hypnose oder psychotrope Drogen. In jüngster Zeit hat auch der Begriff der »positiven Desintegration« (dabrowski) und der Wert des psychotischen Erlebens bei entsprechender Adaptation Aufmerksamkeit erregt, wobei die Methode der Drogenerfahrung bei weitem am vielseitigsten Anwendung fand.
    Die ersten Drogen, die zur Unterstützung der therapeutischen
    Bemühungen weithin benutzt wurden, waren Barbiturate und
    Amphetamine.
    Die
    intravenöse
    Injektion
    von
    Barbituraten
    wurde erstmals von laignel-lavastine (1924) zur »Aufdek-
    kung des Unbewußten« angewandt und bildete die Grundlage
    für die Narkoanalyse (j. s. horsley, 1936) und Narkosynthese
    (grinker) und andere Verfahrensw'eisen.
    Den ersten Versuch, zentral stimulierende Drogen zur Unterstützung der Psychotherapie anzuwenden, unternahm j. delay mit seinem »Amphetaminschock«, auf den jantzs »Weckanalyse« folgte. Schon vorher (1939) hatte myerson die intravenöse Anwendung einer Kombination aus Benzedrin und Sodium amytal beschrieben; in den fünfziger Jahren nahm das
    Interesse an dieser Methode beträchtlich zu und allmählich ging
    man dazu über, häufiger intravenöse Amphetamingaben zu
    verabfolgen.
    Nach den Stimulanzien und Beruhigungsmitteln rückten die
    18

    Halluzinogene als psychotherapeutische Hilfsmittel in den Mittelpunkt des Interesses. Den klinischen Experimenten feder-kings (1937) mit kleinen oder mittleren Dosen von Meskalin
    folgten die abramsons, der die Anwendung geringer Dosen von
    LSD-25 im Lauf der Behandlung empfahl, und ihnen folgten
    die Experimente sandisons, der die jungsche Sicht bei diesem
    Prozeß ins Spiel brachte.
    In den Jahren darauf tauchten nicht nur qualitativ ähnliche
    Drogen auf (Psilocybin und andere Tryptamine), sondern auch
    neue Methoden zur Erreichung des von ihnen hervorgerufenen
    Geisteszustandes auf anderen Wegen. Auch außerhalb der medizinischen Welt rief die »psychedelische Erfahrung« wegen des ihr innewohnenden spirituellen Wertes tiefen Eindruck
    hervor, und viele hielten von ihr mehr als von allen anderen
    therapeutischen Anwendungen. Hier wirkte sich inbesondere
    der Einfluß aldous huxleys aus, der auf die religiösen und
    ästhetischen
    Aspekte
    der
    Drogenwirkungen
    aufmerksam
    machte. Andere sahen in diesem Zusammenhang auch die
    Frage der Verhaltensveränderungen angesprochen, sahen hier
    sogar einen Schlüssel zu diesen Problemen und zielten bei
    Entwicklung und Ausbau ihrer Verfahren auf die Maximierung
    der Wahrscheinlichkeit ab, Erfahrens- oder Erlebnishöhepunkte zu erzielen. Auf diese Art und Weise gingen zum Beispiel hoffer und osmond in Saskatchewan bei der Behandlung von Alkoholikern vor und ebenso die Harvard-Gruppe bei
    ihrem Rehabilitationsprojekt in einem Gefängnis in Massachusetts.
    Die Drogen, mit denen ich mich in diesem Buch befasse, sind
    nur einige von vielen, die in späteren Jahren entdeckt oder
    wiederentdeckt wurden, was darauf schließen läßt, daß wir
    überhaupt erst am Anfang unserer Möglichkeiten stehen, was
    den gezielten Einsatz spezifischer, vom Gewohnten abweichender Bewußtseinszustände betrifft. Andererseits lassen die uns bereits bekannten - Stimulanzien, Tranquillanzien, Halluzinogene sowie die in den folgenden Kapiteln beschriebenen -
    erkennen, daß nicht nur der eine, spezielle Bewußtseinszustand
    bei der therapeutischen Behandlung und psychologischen Untersuchung hilfreich sein kann: Jede der künstlich ausgelösten Abweichungen vom gewohnten Verhaltensmuster einer bestimmten Person kann in einzigartiger Weise zur Durchbrechung des Teufelskreises beitragen, jede auch bisher unbekannten Bereiche des Fühlens und Denkens erschließen oder 19

    korrektive Erfahrungen herbeiführen, bei denen unterentwik-
    kelte zeitweilig gedämpft werden.
    Wie eingangs erwähnt, lassen sich die vier Drogen, mit denen
    wir es in diesem Buch zu tun haben, zwei Gruppen zuordnen,
    und zwar in chemischer Hinsicht wie auch in bezug auf ihre
    subjektiven Wirkungen. Für die Wirkung der Phenylisopropy-
    lamine, zu denen das MDA und MMDA gehören, ist charakteristisch, daß sie vor allem Empfindungen und Erlebnisbereitschaft,
    Assoziations-
    und
    Kommunikationsfähigkeit
    steigern.
    Die
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