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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht
Autoren: Andrej Djakow
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erbost an.
    »Stell keine unnützen Fragen, Junge. Jag mir den Mist einfach rein, wenn es mich wieder erwischt. Betrachte das als deine wichtigste Pflicht, von der dein nichtsnutziges Leben abhängt.«
    Der Stalker verschwand hinter der Tür. Die Lukenklappe schlug zu.
    Gleb blieb allein zurück mit seinen Fragen und seinen Eindrücken.
     
     
    Der nächste Tag verlief im Wesentlichen ereignislos. Gleb streifte durch Tarans »Appartement« und betrachtete mit Interesse die seltsamen Vorrichtungen, das Gewirr von Röhren und die Regale, die vollgestopft waren mit Waffen jeglichen Kalibers und für jeglichen Geschmack. Hier und da blieb sein Blick an kleinen Tafeln mit rätselhaften Aufschriften hängen: »Umwälzgebläse«. »Generatorraum«. »Heizventil«. Sobald sein Magen zu knurren begann, machte sich der Junge daran, die weiteren Geheimnisse des Lebensmittellagers zu erforschen und beendete jede seiner Mahlzeiten mit dem Verzehr einer weiteren Portion göttlicher »Pfir-si-che«.

    Auch den Hauptausgang aus dieser verborgenen Schatzkammer fand er schließlich: Eine Reihe von Stufen führte nach oben bis zu einer schweren, hermetischen Tür. Der rostigen Verriegelung nach zu urteilen, benutzte der Stalker diesen Ausgang nicht. Dafür entdeckte Gleb am hinteren Ende der Vorratskammer gleich neben den Brennstofffässern eine kleinere Tür. Hinter dem trüben Glas des vergitterten Fensterchens herrschte absolute Dunkelheit. Auf dem Boden neben der Tür erblickte er eine Tafel mit einem Text in akkurater Schablonenschrift. Mit den Fingern fuhr der Junge über die abgeblätterte Farbe und las: »Bunker Nr. …« Die Nummer war unleserlich. Darunter: »Verantw. Sasonow, W.P. Schlüssel beim diensthabenden Arzt des Krankenhauses Nr. 20, Tel. 371…« Das Folgende war wieder unleserlich.
    Der Junge betrachtete die Tafel eingehend und wurde nachdenklich. Deshalb also lebte Taran nicht an der Station. In diesem Luftschutzkeller war es weitaus bequemer als in einem engen Zelt. Und offenbar verband ein Gang hinter dieser Tür den Bunker mit dem Keller des Krankenhauses. Natürlich: Wie sonst hätte man die Verwundeten und Kranken hierherbringen können?
    Der Junge warf erneut einen Blick durch das Fenster. Ihn fröstelte. Die Dunkelheit hinter der Tür war irgendwie unwirklich. So vollkommen schwarz. Plötzlich kam ihm eine Idee: Wahrscheinlich gab es im Krankenhaus noch Medikamente! Gleb stellte sich vor, wie er mit einem Packen Tabletten und Binden zur Moskowskaja zurückkehren würde. Sicher würden sich seine Leute freuen. Und Onkel Nikanor wäre vielleicht milder gestimmt und würde ihn wieder aufnehmen.

    Der Gedanke gefiel dem Jungen so gut, dass er aufgeregt durch den Bunker rannte, um das Notwendigste einzupacken. Hastig stülpte er sich die Atemmaske über, riss die Sicherung der Filterpatrone heraus, griff sich eine wuchtige Taschenlampe von der Werkbank und zog entschlossen an der schweren Tür. Die sorgfältig geölten Scharniere knarrten nicht. Der Stalker benutzte also wirklich diesen Ausgang. Der Junge blieb im Türrahmen stehen und horchte hinaus. Außer seinen eigenen Atemstößen durch die Gasmaske war nichts zu hören. Keine Gefahr, beruhigte sich Gleb und schaltete die Lampe ein. Sie flackerte ein paarmal und beleuchtete dann den Gang mit einem matten Strahl. Macht nichts, es würde schon reichen. Er würde ja nur einen Augenblick brauchen. Einmal hin und zurück.
    Nur wollte es Gleb nicht so recht gelingen, die Grenze zwischen Licht und Dunkelheit zu überschreiten. Seine Beine zitterten verräterisch und wollten sich nicht fügen. Ach was, er würde es schon schaffen. Das wäre doch gelacht … Erst mal bis zum Ende des Gangs, dann würde er sehen, was danach käme.
    Endlich fasste sich Gleb ein Herz und bewegte sich vorwärts. Der blasse Lichtstrahl drang nur wenige Meter durch die Dunkelheit. Der Junge schien zu spüren, wie sich das dunkle Nichts gegen den winzigen Lichtstrahl in seiner Hand wehrte. Gleb schaute bei fast jedem Schritt zurück auf die helle Tür, die in der Ferne verschwand. Der Gang führte ihn immer weiter in die Dunkelheit hinein. Klebrige Angst kroch durch seinen Körper, beginnend bei den Zehenspitzen, und dann langsam immer höher, bis sie sich im Nackenbereich einnistete.

    Von weiter vorn war deutlich ein Rascheln zu vernehmen. Auf Glebs Stirn bildeten sich Schweißtropfen. Wie in Trance lief er langsam vorwärts und versuchte die Geräuschquelle auszumachen. Starr vor
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