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Die Rattenhexe

Die Rattenhexe

Titel: Die Rattenhexe
Autoren: Jason Dark
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gut. Wann?«
    »Schlagen Sie etwas vor.«
    »Gegen Mittag.«
    »Ist okay. Und wo?«
    »Der Regen hat aufgehört«, sagte sie lachend. »Man hat uns sogar einen Sonnentag versprochen. Das sollten wir auskosten. Dann wäre es doch gut, wenn wir uns in einem Gartenlokal an der Themse…«
    »Einverstanden.«
    »Ich schlage den Green Garden vor.«
    »Gut, den kenne ich.«
    »Okay, John«, jubelte sie in den Hörer. »Dann sehen wir uns heute mittag um zwölf.«
    »Abgemacht. High noon.«
    »Genau«, erwiderte sie lachend und legte auf.
    Ich saß für eine Weile neben dem Telefon und schaute den Apparat an.
    Wie man es auch drehte und wendete, viel hatte ich nicht erfahren. Ich wußte auch nicht, wie sie persönlich zum Erscheinen der Ratte stand, denn gesagt hatte sie kaum etwas. Zwar hatte sich Senta de Fries erschreckt gezeigt, daß aber hätte auch Tünche sein können. So sicher war ich mir bei ihr nicht. Auf die Begegnung jedenfalls war ich gespannt.
    Allerdings konnte ich nicht behaupten, daß ich mich darauf freute. Es gab einfach zu viele Unwägbarkeiten.
    Die Begegnung mit der Ratte wollte mir nicht aus dem Kopf. Ich glaubte auch nicht, daß es sich dabei um einen Zufall gehandelt hatte…
    ***
    Der Green Garden gehörte zu den Plätzen, die im Sommer belagert waren, in der kalten Jahreszeit aber sehr trist aussahen. Wir hatten jetzt Sommer, das Wetter hielt sich einigermaßen, und so war ich nicht der einzige Gast, der unter den Bäumen auf den Holzstühlen und an den runden Holztischen seinen Platz suchte.
    Bis zum vereinbarten Treffpunkt waren es noch zehn Minuten. Der Garten würde sich erst später mit Gästen füllen. Jetzt war mir noch ein guter Überblick gestattet, so daß ich mir einen Platz aussuchen konnte, aber auch feststellen mußte, daß zahlreiche Tische reserviert waren.
    Der Fluß war zu sehen, wenn man über eine Mauer hinwegschaute. Da wälzte sich dann der graue Strom durch sein Bett, als wäre er für alle Ewigkeiten darin eingeschlossen worden.
    Am Ende des Gartens, wo der Rasen allmählich verschwand und einem grauen, steinigen Belag Platz schaffen mußte, fand ich einen Tisch im Schatten einer Buche. Er war nicht reserviert. Drei Stühle umstanden ihn. Auf einem nahm ich Platz.
    Hinter mir gurgelte die Themse. Ich hatte mich bewußt so gesetzt, denn aus dieser Position heraus konnte ich gut erkennen, welche neuen Gäste eintrafen. Eine Frau wie Senta de Fries war nicht zu übersehen.
    Sie fiel einfach auf.
    Ich dachte über sie nach, während ich auf die Bedienung wartete. Hätte ich Senta einschätzen müssen, so hätte ich sie als ein Rätsel bezeichnet. Eine geheimnisvolle Sphinx, die ihre eigenen Wege ging und sich durch nichts davon abbringen ließ.
    In der Nacht hatte sie mir die hilflose Person vorgespielt. Wirklich nur vorgespielt. Hinter ihr steckte etwas anderes. So sah ich es, obwohl ich es immer wieder mit den Augen eines Polizisten betrachtete. Das brachte der Beruf so mit sich. Jemand wie ich konnte sein Mißtrauen einfach nicht ablegen. Schön war das nicht.
    Eine Kellnerin kam, lächelte und schaute mich aus ihren braunen Mandelaugen fragend an. »Haben Sie sich schon entschieden, Sir?«
    »Erst mal ein Bier.«
    »Gut, Sir.«
    »Über das Essen reden wir später.«
    »Danke.« Die Kleine ging. Sie trug einen kurzen Rock und eine lange grüne Schürze darüber. Ihr volles Haar wippte bei jeder Bewegung.
    Noch immer wußte keiner von meinen Freunden, daß ich mich in London aufhielt. Ich hatte es tunlichst vermieden, beim Verlassen der Wohnung Aufsehen zu erregen. So hatte mich auch Shao nicht entdecken können.
    Eigentlich ging es mir gut – wenn diese Ratte nicht gewesen wäre. Ich wollte nicht daran glauben, daß es nur zu dieser einen Begegnung gekommen war. Da steckte bestimmt mehr dahinter.
    Die Themse roch an diesem Tag nicht so stark. Es wehte ein frischer Wind, der den ebenfalls frischen Geruch der Bäume und Gräser mitbrachte. Ein schöner Tag, nicht zu heiß, einfach angenehm.
    Allmählich füllte sich auch der Biergarten. Die Gäste, die Tische reserviert hatten, kamen in Gruppen. Sie sahen aus wie Menschen, die in dieser Gegend hier arbeiteten und nun die Mittagspause genossen.
    Mein Bier wurde gebracht, ich nahm den ersten Schluck, der mir richtig guttat.
    Dann beschäftigte ich mich mit der eingeschweißten Speisekarte. Es wurden nur wenige Gerichte angeboten, aber sie paßten zu einem Essen im Freien. Es gab Salate, man konnte Sandwiches essen, auch Fisch
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