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Die Ratte des Warlords (German Edition)

Die Ratte des Warlords (German Edition)

Titel: Die Ratte des Warlords (German Edition)
Autoren: Johann Löwen
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zunichte machte. Während Jens und Sarah mit ihren Zensuren glänzten, mogelte Kepler sich von einer Stufe in die nächste mit Mühe und Not in Richtung Abschluss.
    Sein Leben außerhalb der Sportschule verlief eintönig. Er arbeitete nebenbei am Lager eines Getränkehändlers, wo er Bierkisten hin und her wuchtete. D amit verdiente er das Geld für seinen Sport, für Bücher, für ein Moped und um Oma zu entlasten, seine Kleidung bezahlte er immer selbst. Freunde hatte er nach wie vor keine, auch nicht in der Sportschule, er konnte zu niemandem außerhalb seiner kleinen Familie eine Beziehung aufbauen.
    Die Besonderheit dabei war Keplers Verhalten Frauen gegenüber. Sonst gab er sich vor der ganzen Welt nach Kräften als arroganter Kotzbrocken, bei Frauen tat er es nie. Vor ihnen trug er eine ungeheuchelte Achtung in sich, für ihn waren sie der Inbegriff alles Schönen, und er begegnete ihnen stets mit tiefem Respekt und stiller Freude. Das erklärte sich aus der Erinnerung an seine Mutter, und weil Oma und Sarah die prägenden Menschen in seinem Leben waren. Wenn es um offizielle Belange ging, gab Kepler sich auch Frauen gegenüber wie üblich kalt, aber nie unfreundlich. Sogar seine Lehrerinnen mochten ihn eigentlich sehr, wenn sie mit ihm etwas zu tun hatten, das nicht die Schule betraf. Die Kombination aus seinem zurückhaltenden Bewundern und seinem Ruf als Sonderling machte Kepler auch für seine Altersgenossinnen nach anfänglicher Ablehnung sehr anziehend. Die Mädchen konnten sich mit ihm über verschiedene Themen unterhalten, ihnen imponierten seine Kaltschnäuzigkeit und sein Können als Kämpfer. Und Geld für ein Eis oder fürs Kino hatte er auch immer. Aber feste Liebesbeziehungen hatte Kepler keine gehabt, obschon er mit vielen Mädchen kurzzeitig zusammen gewesen war.
    Keplers fehlende Disziplin, woran Oma verzweifelte, hatte ihm etliche unfreiwillige Besuche bei der Polizei beschert und ihn oft beinahe hinter Gitter gebracht. Aber man hatte vermindertes Einfühlungsvermögen bei ihm festgestellt, und die Tatsache, dass er sich eigentlich immer nur verteidigte, seine familiäre Situation und seine Art, den meist weiblichen Sozialarbeitern zu begegnen, stimmten die Behörden jedes Mal milde, wobei Jens, Sarah und Oma immer wieder für ihn fürsprechen mussten. Man ließ ihn stets laufen, mit dem Hinweis, dass es beim nächsten Mal anders kommen könnte. Dass er mehrere Schulen wechseln und Therapien hatte machen müssen, und dass er einen Ruf zum Weglaufen hatte, das alles berührte ihn selbst nicht im Geringsten.
    Es wurde schlimmer, als Jens und Sarah in Münster zu studieren anfingen und Oma allein mit Kepler geblieben war. Ohne den mäß igenden Einfluss von Jens und ohne Sarahs milde Anwesenheit konnte Oma ihn nur mit Mühe im Zaum halten. Sie dankte Gott inständig, dass er weder trank noch Drogen nahm, sah aber düster in seine Zukunft. Einmal, nach einem langen Gespräch und wohl in Verzweiflung, schlug sie vor, er solle zur Bundeswehr gehen. Kepler sah sie mit offenem Mund an, an diese Möglichkeit hatte er selbst nie gedacht. Er hatte keine Ahnung, was er nach der Schule machen wollte, ob er eine Ausbildung in irgendeinem Handwerk anfangen oder studieren sollte. Es war fraglich, ob ihn ein Betrieb im Ort überhaupt nehmen würde, er war zu berüchtigt, und er wusste auch nicht, was er studieren wollen würde. Als er am nächsten Tag nach Rheine fuhr, besuchte er in Hopsten den Stützpunkt des Jagdgeschwaders 72 Westfalen .
    Mit achtzehn verließ er nach der zwölften Klasse die Schule und verpflichtete sich für zwölf Jahre bei der Luftwaffe. Nach der Grundausbildung diente er in Rheine beim Objektschutz des Stützpunktes im Infanteriesicherungstrupp.
    Das Leben als Soldat machte Kepler überraschend für ihn selbst großen Spaß, nachdem er die anfänglichen Schwierigkeiten, sich einer Befehlsstruktur unterzuordnen, überwunden hatte. Zu Hause hatte Kepler zwar um die Liebe seiner Familie gewusst, und er war dankbar dafür, aber er konnte nie richtig damit umgehen oder sie erwidern. Bei der Armee fand er durch die Gemeinschaft und durch die Kameradschaft den inneren Halt. Obwohl er nach wie vor Einzelgänger blieb, pflegte er mit anderen Zeitsoldaten kameradschaftliche Beziehungen, zumindest im Rahmen des Berufs. Und, wohl als ein weiterer Ersatz für die Familie, war ihm der Dienst für sein Land wichtig geworden.
    Es war dieselbe Begierde gut zu sein, die Kepler beim Kampfsport entw
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