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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers
Autoren: Stefan Wolf
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Tarzan.
Scheint wirklich, wir sind auf dem falschen Dampfer. Die Mittagsräuber? Hm!
Aber dieser Burkert ist schon ein Herzchen. Fragt nicht mal, wie’s Elly geht,
obwohl er sie doch angeblich zurückhaben will!
    Gebieterisch hatte Burkert den Arm
ausgestreckt. Der Zeigefinger wies zur Tür, zu der Gaby, Karl und Klößchen
schon unterwegs waren. Tarzan zögerte noch, überlegte, was gegen den Kerl zu
unternehmen sei. Aber da gab’s im Moment nichts. Der Verdacht war zerbröckelt.
    Die Türklingel schrillte.
    Vielleicht die Putzkolonne, die hier
Ordnung schaffen soll, dachte Tarzan. Doch dann wunderte er sich. In Adolfs
Gesicht begann nämlich wieder die bekannte Zappelei.
    Gaby hatte die Hand schon auf der
Klinke und öffnete die Tür.
    Draußen stand ein Mann. Er war jung,
Mitte Zwanzig vielleicht, und hatte sehr blondes Haar, das wie frisch gewaschen
aussah. Unter seinem Trench trug er einen lavendelfarbenen Pullover und unterm
Arm eine — offensichtlich leere — Aktentasche. Unter anderen Umständen wäre
sein Gesicht auf eine billige Weise hübsch gewesen. Jetzt aber nicht. Es bot
einen Anblick, als wäre er unter einen Mähdrescher geraten, bzw. als hätte er
sich von einem Gorilla rasieren lassen, mit scharfem Messer — versteht sich.
    Schmisse, Risse, Kratzer, Schürfwunden,
dunkle Striche von verkrustetem Blut; nur die tiefsten Verletzungen waren mit
Wundpflaster überklebt. Sonst hätte er auch ausgesehen, als laufe er Reklame
dafür.

    Rasierwasserduft umschwebte ihn. Er
machte schmale Augen, starrte die Kinder an, dann Burkert und hob die
Mundwinkel, was vermutlich ein Lächeln war.
    „‘n Abend, Burkert“, sagte er. „Schönen
Gruß von Klaus.“
    Tarzan ließ den angehaltenen Atem
lautlos durch die Zähne entweichen.
    Klößchen, der geistig mal wieder spät
zündete, drehte sich mit aufgerissenen Augen zu ihm um und öffnete den Mund.
    „Schon gut, Willi! Wir gehen“, sagte
Tarzan rasch, bevor Klößchen mit einer Bemerkung alles verpatzt hätte. Er schob
seinen dicken Freund vor sich her ins Freie. Gaby und Karl folgten.
    Noch ein Blick zurück. Tarzan sah, wie
Adolf zweimal die Zähne aufeinanderbiß, als gäbe es einen schweren Brocken zu
schlucken, den er erst noch zerkleinern müsse.
    Blechern sagte er: „Kommen Sie bitte
rein!“
    Und hinter Kratzgesicht schloß sich die
Tür.
    „Pssst!“ machte Tarzan. „Nicht hier!“
    Sie rannten zur Garage.
    „Das... das... muß der Dieb gewesen
sein“, keuchte Klößchen. „Der, der Elly überfallen hat, meine ich. Pedro hat
ihm das Gesicht zerkratzt, nicht die Hände.“
    „Also doch!“ sagte Gaby. „Dann ist das
wohl so zu verstehen: Nicht Adolf hat den Überfall ausgeführt, sondern ein
Komplice. Und jetzt bringt er ihm die Edelsteine.“
    „Warum sagt er dann: Schönen Gruß von
Klaus?“ überlegte Karl laut. „Und wieso siezen die sich? Ganoven, denke ich,
sind sehr schnell mit dem Du.“
    Tarzan hatte sich abgewandt und blickte
zur Straße. „Freunde“, sagte er, „es wird noch verwirrender. Dieser blonde
Frankenstein ist ein — Mittagsräuber. Seht mal, was dort vor dem Tor steht: der
rostige Mustang.“
    „Ich trau meinen Augen nicht!“ Karl
griff nach seiner Brille.
    Vorsichtig gingen sie näher. Es war
dunkel in diesem Bereich der Straße. Erst aus der Nähe konnten sie feststellen,
daß niemand im Wagen saß. Zweifellos handelte es sich um die Karre der
Mittagsräuber.
    Tarzan trat zum Heck und prägte sich
die Kfz-Nummer ein.
    „Die kriegt jetzt dein Vater“, sagte er
zu Gaby. „Dann kann der Zugriff erfolgen.“
    Einer plötzlichen Eingebung folgend,
drückte er auf den Verschlußknopf des Kofferraumdeckels. Er hatte es nicht zu
hoffen gewagt, aber die Verbrecher gingen mit ihrer Rostlaube offensichtlich
sehr sorglos um. Knarrend öffnete sich der Deckel. Der Kofferraum war leer —
bis auf einen kleinen Karton und eine karierte Decke.
    In diesem Moment wußte Tarzan, was er
zu tun hatte.
    „Kümmert euch um mein Rad. Ich
verstecke mich im Kofferraum. Will wissen, wohin Kratzgesicht fährt. Dort
hinten ist ‘ne Telefonzelle. Ihr verständigt Gabys Vater. Merkt euch um Himmels
willen die Zulassungsnummer. Mit der kriegt er die Adresse des Fahrzeughalters
schnell raus. Aber ich werde eher dort sein.“
    „Du spinnst!“ sagte Gaby. „Dir kann
sonstwas passieren. Bitte, mach’s nicht! Wenn diese Verbrecher dich finden...“
    „Pfote, bitte! Ich muß es einfach
machen. Den Kopf wird es schon nicht kosten.“
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