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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)
Autoren: Beate Sauer
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hatte zu heiraten, waren ihre Eltern wieder mit ihr in die Normandie gekommen, damit Nicolas das Gut in England übernehmen und dort mit seiner Familie leben konnte. Bald darauf hatte ein schreckliches Unglück die Familie getroffen. Doch daran wollte Adela jetzt nicht denken.
    Sie stand auf, hob Luce hoch und schwenkte ihn durch die Luft, was sich ihr Sohn fröhlich kreischend gefallen ließ. »So, Zeit jetzt, dass du dir Gesicht und Hände am Brunnen wäschst. Dann gibt es Abendessen.«
    *
    Anders als sonst meistens, nahm Adela an diesem Abend nicht an der Mahlzeit mit den Bediensteten in der Küche teil. Sie aß zusammen mit Luce in der Stube der Familie an dem langen Eichentisch. In der großen Feuerstelle brannten Buchenscheite. Denn die Abende waren noch kalt, und Francis sollte es, wenn er nach dem langen Weg nach Hause kam, warm und behaglich haben. Wo er nur blieb? Adela wurde allmählich unruhig. Eigentlich hätte ihr Gatte schon längst zurückgekehrt sein sollen.
    Nur mit halbem Ohr lauschte sie Luce, der ihr zwischen zwei Löffeln Eintopf immer wieder aufgeregt von seinen Abenteuern mit den Dorfjungen erzählte. Sie hatten am Bach einen Damm gebaut und als Ritter gegeneinander gekämpft. Und am nächsten Morgen wollte er unbedingt als Erstes nach seinem Pony auf der Weide sehen. Nachdem er seine Holzschale leer gekratzt und den letzten Brotbissen gegessen hatte, wurden ihm die Lider schwer.
    Adela brachte ihn in die angrenzende Schlafkammer, wo Luce seinen Platz in dem breiten Bett neben ihr und Francis hatte. Sie half ihm, sich auszuziehen, und deckte ihn zu. Während sie ihm eine Geschichte aus der Artus-Legende erzählte, schlief er auch schon ein.
    Wieder zurück im Wohnraum setzte sich Adela an ihren Webstuhl und begann, an dem braunen Wollstoff weiterzuweben, der dort aufgespannt war. Doch nachdem sich das Schiffchen einige Male zwischen den Fäden verheddert hatte, ließ sie es gut sein. Stattdessen nahm sie eines der Hemden ihres Vaters zur Hand und trennte die Nähte auf – eine Arbeit, die nicht sehr viel Konzentration erforderte.
    Endlich hörte sie, wie die Hunde in ein freudiges Gebell ausbrachen. So begrüßten sie nur einen Menschen, der ihnen vertraut war. Adela ließ ihre Näharbeit fallen und eilte nach draußen.
    Der Schein der Fackel, die über dem Tor in der hohen Hecke brannte, erhellte den Hof. Francis war schon vom Bock des Karrens gesprungen und warf einem Knecht die Zügel des Pferdes zu. Auf der Ladefläche des Gefährts stapelten sich Säcke. Nun drehte sich Francis zu ihr um und lächelte sie an. Ein Lächeln, das ihr auch nach fast acht Jahren Ehe das Herz schneller schlagen ließ. Doch sein Blick war müde. Etwas – dessen war sie sich sicher – bedrückte ihn. Sie umarmte ihren Mann ungestüm. »Warum kommst du so spät? Ist etwas geschehen?«, fragte sie atemlos.
    Er zog sie an sich und küsste sie. »Ja, ich muss dir etwas erzählen«, sagte er leise. Also doch …
    »Geh schon einmal in die Stube. Ich komme gleich nach und bringe dir etwas zu essen«, sagte Adela rasch. »Und du«, wandte sie sich an den Knecht, »kümmerst dich um das Pferd und sorgst dafür, dass der Karren abgeladen wird.«
    Als Adela kurz darauf den Wohnraum betrat, saß Francis vor dem brennenden Feuer. Er hatte schon seine Stiefel abgestreift und blickte in die Flammen. Adela schluckte die Fragen, die schon wieder in ihr aufstiegen, hinunter. Francis sollte einige Momente Ruhe haben. Sie schenkte ihm mit Wasser gemischten Wein in einen Becher und reichte ihm eine Schale voll Eintopf.
    Während er hungrig zu essen begann, betrachtete sie ihn. Er war ein großer, breitschultriger Mann. Dichtes kastanienbraunes Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Seine buschigen schwarzen Augenbrauen hätten bei einem anderen Mann vielleicht einschüchternd gewirkt. Doch Francis’ Blick war viel zu offen und freundlich, als dass sich jemand vor ihm hätte fürchten müssen – wobei er durchaus zornig werden konnte, wenn jemand sein Gerechtigkeitsempfinden verletzte, und dann war es besser, sich nicht mit ihm anzulegen. Seine Hände waren kräftig und zupackend, dabei jedoch überraschend feingliedrig. Sie konnten sehr zartfühlend sein, wenn es darum ging, ein krankes oder verschrecktes Tier zu beruhigen, wenn er mit Luce spielte oder wenn er seine Finger sanft über ihren Körper wandern ließ. Adela spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.
    Mit einem Klappern stellte Francis die Schale auf dem kleinen
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