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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)
Autoren: Beate Sauer
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half, die Verwundeten zu versorgen. Sie sah und hörte schreckliche Dinge. Männer verloren Gliedmaßen. Anderen hingen die Eingeweide aus dem Leib. Manche schrien stundenlang, bis der Tod sie endlich von ihren Qualen erlöste. Auch mein Vater starb fast bei der Schlacht um die Burg von Lincoln.«
    Sie blickte Francis verzweifelt an. »Verstehst du denn nicht … Ich habe so große Angst, dass du bei diesen Kämpfen verwundet wirst … oder gar ums Leben kommst. Denn das könnte ich nicht ertragen.«
    Ein schiefes, trauriges Lächeln huschte über Francis’ Gesicht. »Vertrau mir … Ich werde den Tod bestimmt nicht suchen. Dazu liebe ich dich und Luce viel zu sehr.«
    Adelas Zorn verflog. »Ich kann dich ja verstehen«, sagte sie erstickt. »Der König ist schon lange kein gerechter Herrscher mehr. Wahrscheinlich würde ich, wenn ich ein Mann wäre, genauso handeln wie du. Trotzdem hasse ich es, dass du in den Krieg ziehen wirst. Und ich verwünsche die beiden Königssöhne für ihren Aufstand. Und Aubrey verwünsche ich dafür, dass er dich in diese Sache hineingezogen hat.«
    »Du tust dem Grafen Unrecht. Er hat es mir freigestellt, ob ich ihm während der Kämpfe Gefolgschaft leisten will oder nicht.«
    »Wie überaus großzügig von ihm«, versetzte Adela müde. »Selbstverständlich hast du dich dazu verpflichtet gefühlt.«
    »Die überhöhten Steuern sind nicht der einzige Grund, weshalb ich gegen den König kämpfen will.«
    »Was gibt es denn sonst noch für Gründe?« Überrascht sah sie Francis an. Der unstete Feuerschein ließ ihn noch größer erscheinen, als er ohnehin war, und doch wirkte er sehr verletzlich. Sie wünschte sich, ihn zu berühren, konnte sich aber noch nicht dazu überwinden, ihm entgegenzukommen.
    »William de Thorigny, der Sohn Hugos, hat es in den letzten Jahren an Henrys Hof zu wachsendem Einfluss gebracht. Der König – so hat es mir Aubrey versichert, und ich glaube ihm – sucht immer öfter seinen Rat. Meinst du nicht auch, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis William versuchen wird, deiner Familie zu schaden?«
    »Aber die de Thorignys waren doch in Ungnade gefallen«, flüsterte Adela. All die Gewissheiten, die sie noch bis vor Kurzem verspürt hatte, zerbrachen eine nach der anderen. Wie sicher war ihr Leben doch noch vor wenigen Stunden gewesen!
    »Nun, William scheint ein intelligenter, wagemutiger und hartnäckiger Mann zu sein.« Francis seufzte. »Außerdem soll er über beträchtlichen Charme verfügen. Er hat wohl über lange Jahre dem König immer wieder seine Dienste angeboten und ihm den einen oder anderen Gefallen erwiesen, bis er unentbehrlich geworden ist …«
    Adela hatte plötzlich das Gefühl, dass die Schatten im Zimmer immer näher kamen und sie in einen Strudel aus Angst und Verzweiflung zu reißen drohten. Sie sprang auf und schmiegte sich an Francis. »Halt mich fest«, flüsterte sie.
    »Ich will doch nur für dich und Luce kämpfen …«
    »Ich weiß …« Adela küsste ihn. Er legte seine Arme um sie und hob sie hoch. Auf dem breiten Bett in der Schlafkammer liebten sie sich sanft und leise, um Luce nicht zu wecken.
    *
    Richard stieg aus dem Holzzuber und dehnte sich wohlig. Dann ließ er sich von einem Diener ein Leinentuch reichen und beim Abtrocknen helfen. Das heiße Wasser hatte seinen müden Gliedern gutgetan. Den ganzen Tag lang war er zu Pferd unterwegs gewesen. Er hatte die Waffen und die Ausrüstung seiner Soldaten begutachtet und mit den Männern geredet – es machte ihm Spaß, sich mit seinen Leuten zu unterhalten, Scherze zu reißen und sie anzufeuern –, außerdem hatte er sich mit seinen Offizieren beraten.
    Erst am Abend war er wieder in die Burg von Sées zurückgekehrt, wo er Quartier bezogen hatte. Erfreulicherweise waren die Burgherren gleich nach dem Beginn des Aufstandes zu ihm und Henry übergelaufen. Sein Bruder hatte sein Lager im zehn Meilen entfernten Alençon aufgeschlagen. Aus strategischen Gründen war es ihnen klug erschienen, ihre Streitmacht zu teilen.
    Bald werden die Kämpfe mit unserem Vater beginnen , dachte Richard, während er – mittlerweile wieder vollständig angekleidet – in das angrenzende Zimmer schlenderte, wo der Tisch für ihn gedeckt war. Bisher sahen ihre Vorbereitungen erfolgversprechend aus. Der französische König Ludwig verhielt sich nach außen hin streng neutral. Unter der Hand war er aber gern bereit, ihn und Henry mit Geld und Soldaten zu versorgen. Schließlich konkurrierten der
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