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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)
Autoren: Beate Sauer
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treten.«
    Erst jetzt bemerkte Luce, dass Blut aus einer Verletzung an seinem rechten Oberarm tropfte. Er hatte die Wunde vorher gar nicht gespürt.
    »Ja, Luce, geh mit Oswin und Roger.« Yvain wies auf zwei seiner Knechte, die ebenfalls Blessuren davongetragen hatten und in Richtung des Verbandsplatzes ein Stück oberhalb am Hang stapften. »Sobald deine Wunde anständig versorgt ist, holen wir dich und bringen dich zu de Thorignys Leiche, das verspreche ich dir.«
    Widerstrebend schloss sich Luce den beiden Knechten an. Doch nachdem Lord Godfreys Medicus – ein älterer, geschickter Mann – die Wunde gereinigt, mit Dornen geklammert und verbunden hatte, wurde ihm plötzlich schwindelig und übel. Der süßliche Gestank des Blutes und die Schreie der Verwundeten setzten ihm außerdem zu. Er schämte sich für seine Schwäche und wollte nur noch allein sein.
    Mit letzten Kräften kletterte Luce ein Stück weiter den Hang hinauf bis zu einem Gebüsch, hinter dem er sich auf einen Baumstumpf sinken ließ. Benommen stützte er den Kopf in die Hände und schloss die Augen. Ein Rascheln ganz in seiner Nähe ließ ihn zusammenzucken. Sicher wieder nur ein Eichhörnchen oder ein anderes Tier, dachte er.
    Doch als er aufblickte, sah er ganz in seiner Nähe William de Thorigny stehen, der in das Tal hinunterspähte. Die von Schweiß und Staub verklebten Haare hingen ihm wirr um den Kopf. Auf seiner Wange zeichnete sich eine blutige Schramme ab, und auch unter seinem zerfetzten Beinkleid schien sich eine Wunde zu befinden. Doch sein Gesicht war kalt und ruhig. Seine linke Hand hielt einen Speer umklammert und war zum Wurf erhoben.
    Nein , durchschoss es Luce, dieser Mann soll nicht noch einmal töten .
    Wie unter einem Bann stehend, zog er seinen Dolch und sprang mit einem Wutschrei auf William de Thorigny zu. Dieser fuhr herum, genau in dem Moment, als er den Speer losschleuderte. Die Waffe, bemerkte Luce noch, krachte in einige Sträucher weiter unten am Hang.
    Doch dann war William de Thorigny schon bei ihm und trat ihm den Dolch aus der Hand.
    »Sieh da, ein kleiner Junge«, höhnte er. Sein nächster Tritt traf Luce mitten in den Bauch und streckte ihn rücklings auf dem Waldboden nieder. Luce wollte um Hilfe schreien, doch er bekam keinen Ton heraus. Nun ragte William de Thorigny über ihm auf, sein Schwert hielt er zum Stoß bereit in der Hand.
    »Wirklich schade um so ein junges Leben«, spottete er, »doch Kinder sollten nun einmal nicht in den Kampf ziehen.«
    Luce starrte ihn nur trotzig an. Auch wenn er gleich sterben würde – er würde vor diesem Mann keine Angst zeigen.
    Doch William de Thorigny stieß nicht mit dem Schwert zu. Er stutzte und beugte sich über Luce. Überrascht sog er die Luft ein. Mit einer beinahe zärtlichen Geste strich er ihm die Haare aus dem Gesicht, während er leise und belustigt sagte: »Sieh an, wenn das nicht der Junge ist, der mich schon einmal töten wollte.«
    Etwas Hartes krachte gegen Luces Schläfe, und er verlor die Besinnung.
    *
    Auf ihrem Weg zur Barriere waren Yvain und Simon aufgehalten worden. Sie hatten das Hindernis fast erreicht, als plötzlich Pfeile aus dem Wald und dicht an ihnen vorbeischossen.
    »Verdammt, zwischen den Bäumen halten sich noch welche von de Thorignys Leuten verborgen«, schrie Yvain. Er und Simon rannten im Zickzack auf den Waldrand zu. Sobald sie den Schutz der Bäume erreicht hatten, pirschten sie sich langsam vorwärts. Bei einer Gruppe von jungen Fichten entdeckten sie zwei Männer in Lederwämsen, die nun wieder Pfeile in Richtung Tal schossen. Es gelang Yvain und Simon, sich unbemerkt an die beiden heranzuschleichen. So konnten sie die Männer überrumpeln und nach kurzem Kampf gefangen nehmen.
    Als sie endlich bei dem Hindernis ankamen, hatten ihre eigenen Leute schon damit begonnen, die Toten beiseitezuschaffen. Auch Robert of Keevil befand sich dort und sorgte dafür, dass die Leichen seiner Männer – vier waren bei dem Kampf umgekommen – auf einen Karren geladen wurden.
    »William de Thorignys Leichnam soll hier liegen«, meinte Simon zu ihm.
    »Dieser Bastard, ja, Ihr findet ihn dort.« Robert of Keevil wies mit dem Daumen auf eine Ansammlung von Toten am Wegrand. Tatsächlich, dort lag ein Leichnam, dessen Arm in einem Eisenhaken endete. Aber irgendetwas war seltsam mit ihm … Simon eilte zu dem Toten und kniete sich neben ihn. Nun begriff er.
    »Was habt Ihr?« Yvain hatte sich zu ihm gesellt. »Ihr seht aus, als hättet Ihr
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